Video: Untertitel einer Rede Putins zur Ukraine sind falsch

Im Februar 2023 verbreitete sich in chinesischen sozialen Netzwerken ein gefälschtes Video von Präsident Wladimir Putin, das behauptete, er werde erst zurücktreten, „wenn das Problem in der Ukraine gelöst“ sei. AFP hat die Hintergründe zu dem vor allem auf Twitter kursierenden Video unter die Lupe genommen.

Autor: Nick L.

Die Behauptung

Ein im Netz die Runde machendes Video zeigt Putin bei einer Rede an zwei verschiedenen Orten, wobei er behauptet, seine Position als Präsident erst aufzugeben, wenn das Problem in der Ukraine gelöst ist.

Unser Fazit

Die Aussage des Videos ist falsch. Tatsächlich wurde der Clip aus zwei verschiedenen Reden zusammengeschnitten und mit falschen Untertiteln versehen. Es gibt bis dato keine Hinweise auf einen Rücktritt Putins im Jahr 2023.

Chinesische Untertitel publizieren „Infos“ zu Putins Rücktritt

Am 3. Februar 2023 kündigte Putin eine klare Antwort auf jedes Land an, das Russland bedrohen sollte, woraufhin hin das Video seine Runden im Netz drehte. Es wurde mittlerweile über 500.000 Mal angesehen, nachdem es am 7. Februar 2023 in einem Beitrag im chinesischen Netzwerk Weibo geteilt wurde. Es kursiert seitdem auch in einer Vielzahl auf Twitter, auf Douyin, der chinesischen TikTok-Version, und WeChat.

Der Clip enthält eine chinesische Bildunterschrift, die übersetzt so viel bedeutet wie: „Boss move. Der russische Präsident hält eine Rede darüber, ob er 2023 zurücktreten wird.“ Nach den ebenfalls chinesischen Untertiteln erwähnt in er in der Rede angeblich: „In letzter Zeit wurde in ausländischen Medien viel darüber berichtet, dass ich möglicherweise 2023 als Präsident zurücktreten werde. Ach… Ich möchte betonen, dass ich meine Position nicht verlassen werde, solange das Problem in der Ukraine nicht gelöst ist.“

Außerdem erwähnt Putin nach Angabe der Untertitel Folgendes: „Wir kämpfen nicht nur gegen die Ukraine, wir kämpfen gegen die gesamte Nato. Russland wurde bis zu seiner Zerreißgrenze getrieben, also müssen wir kämpfen. Der Sieg wird unser sein. Diejenigen, die uns keinen Ausweg bieten, werden von uns auch keinen Ausweg erhalten. Wir werden unsere Truppen nicht abziehen, bevor wir unser Ziel erreicht haben.“

Auch kritisierte der russische Präsident Deutschland scharf wegen seiner Zusage, Panzer nach Kiew zu schicken. Die Ukraine hatte ihre westlichen Verbündeten um die Entsendung moderner Kampfpanzer gebeten, um eine erneute russische Offensive abzuwehren und selbst angreifen zu können.

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Video wurde aber bearbeitet…

Nach einer kombinierten Bildrückwärtssuche und einer Stichwortsuche auf Google konnten wir feststellen, dass die ersten sechs Sekunden des bearbeiteten Videos aus einem AFP-Video stammen, das am 3. Februar 2023 auf YouTube veröffentlicht wurde. Die Ausschnitte aus Putins Rede wurden im AFP-Video zwischen Sekunde 28 und 34 gezeigt, aber der Ton des bearbeiteten Videos unterscheidet sich deutlich vom Original.

In Wirklichkeit hielt Putin seine Rede anlässlich des 80. Jahrestags des Sieges der Roten Armee über Nazi-Deutschland in der Schlacht von Stalingrad. Er sprach davon, dass Russland „erneut“ von deutschen Panzern bedroht werde, ähnlich wie im Zweiten Weltkrieg. Diese Beschreibung steht im echten Video.

… und mit falschen Untertiteln versehen

Nach einer umgekehrten Bild- und Stichwortsuche wurde der zweite Videoausschnitt von Putins Rede gefunden, der am 27. April 2022 von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass veröffentlicht wurde. Putin warnt in dieser Ansprache vor Vergeltungsmaßnahmen gegen „jeden von außen“, der in den Krieg in der Ukraine eingreifen sollte.

Das von chinesischen Usern geteilte Bildmaterial entspricht den ersten 21 Sekunden des Tass-Videos, während der Ton von Putins Rede den ersten 27 Sekunden des Tass-Videos entspricht. Putin spricht in dieser Rede nicht über seinen angeblichen Rücktritt, sondern über mögliche Vergeltungsschläge gegen jeden, der sich in den Konflikt in der Ukraine einmischt: „Wenn jemand anderes beschließt, sich von außen in die gegenwärtige Situation einzumischen… sollte er es wissen… und ja…, wenn er eine unannehmbare strategische Bedrohung für uns darstellt, muss er wissen, dass unsere Vergeltungsschläge blitzschnell sein würden. Wir haben alle Mittel dafür.“

Das Transkript von Putins Rede vom 27. April 2022 ist auf der offiziellen Webseite des Kremls einsehbar. Putin erwähnt an keiner Stelle seiner Ansprache seinen angeblichen Rücktritt.

Putin hat Gesetz zu weiteren Amtszeiten unterzeichnet

Neben der Tatsache, dass es bis dato noch keine offiziellen Berichte über einen möglichen Rücktritt Putins oder irgendwelche Pläne dazu im Jahr 2023 gibt, unterzeichnete der russische Staatschef im Jahr 2021 ein Gesetz. Dieses ermöglicht ihm für zwei weitere jeweils sechsjährige Amtszeiten, also bis 2036 das russische Staatsoberhaupt zu bleiben. Währenddessen würde seine aktuelle Amtszeit 2024 enden.

Fazit

Bewertung: FALSCH
Video: Untertitel einer Rede Putins zur Ukraine sind falsch

Das im Umlauf befindliche Video, das angeblich Putin zeigt, wie er seinen Rücktritt von seinem Amt als russischer Staatschef ankündigt, ist falsch. Tatsächlich wurde das Video aus zwei verschiedenen Reden zusammengeschnitten und mit falschen Untertiteln versehen. Bis Ende Februar 2023 gab es keine offiziellen Berichte über einen möglichen Rücktritt Putins oder irgendwelche Pläne dazu im Jahr 2023.

Quelle:

AFP
Weitere Rede von Putin zur Lage der Nation
Am 21. Februar 2023 hielt Putin eine wichtige Rede vor dem Parlament, in der er die Schuld des Westens am Krieg in der Ukraine betonte und die Entscheidung ankündigte, den Atomwaffenvertrag mit den USA namens „New Start“ auszusetzen. Die Rede erhielt viel Aufmerksamkeit und wurde weltweit beachtet. Auch zu dieser Ansprache haben wir einen Faktencheck veröffentlicht. Diesen finden Sie HIER.

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