Die Behauptung

So sehen Waffenfunde bei Neonazis normalerweise aus (1. Bild). Und das fand man bei der größten Razzia in der Geschichte der Bundesrepublik, bei Verschwörern, die größtenteils die 60 oder 70 deutlich überschritten haben (2. Bild).

Unser Fazit

Das Foto stammt nicht aus dem Zusammenhang mit der Großrazzia in der sogenannten „Reichsbürger“-Szene am 7. Dezember 2022. Es ist schon fast drei Jahre alt und stammt von einer Hausdurchsuchung bei drei Männern, bei denen wegen gänzlich anderer Delikte ermittelt wurde.

Waffenfund Facebookposting
Auf Social Media verbreitete Falschinformation

Nein, keines der beiden Fotos steht im Zusammenhang mit der großangelegten Razzia im Milieu der sogenannten „Reichsbürger“, die am 7. Dezember in Deutschland, Österreich und Italien stattfand.

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Herkunft der Waffenfund-Fotos

So sehen Waffenfunde bei Neonazis normalerweise aus (1. Bild).

Begleittext zu den Waffenfund-Fotos

Das erste Foto stammt von einem Waffenfund in Niederösterreich aus dem 2019. Ein Pensionist im Bezirk Zwettl hatte 104 Waffen in seinem Wohnhaus gelagert, der 80 davon illegal. Besonders erschreckend: vollautomatische Gewehre, eine Panzerbüchse, Sprengkapseln und rund tausend Schuss Munition. Für den Besitz wurde der damals 78-jährige Mann zu 6 Monaten auf Bewährung verurteilt.

MIMIKAMA
2019 in Niederösterreich sichergestellte Waffen, Munition und weiteres Kriegsmaterial

Neben seinen legalen und ordnungsgemäß in dessen Besitz befindlichen Schusswaffen konnten auch eine größere Anzahl an illegalen Schusswaffen, wie Pistolen, Revolver sowie verschiedene Langwaffen und auch Teile von Schusswaffen, Kriegsmaterial, Schalldämpfer und eine große Menge an verschiedener Munition vorgefunden und sichergestellt werden.

aus der Pressemeldung der Landespolizeidirektion Niederösterreich, 23.7.2019

Das vermeintliche Foto von der aktuellen Razzia bei Reichsbürgern

Und das fand man bei der größten Razzia in der Geschichte der Bundesrepublik, bei Verschwörern, die größtenteils die 60 oder 70 deutlich überschritten haben (2. Bild). Sieht ein bißchen so aus wie Ausrüstung der Revolution von 1848, aus irgendeinem Museum geklaubt. Wobei, da ist doch tatsächlich eine MP aus Wehrmachtsbeständen dabei. So ganz ohne Munition, wie es aussieht. Echt gefährlich, diese Leute.

Begleittext zu den Waffenfund-Fotos (sic!)

Diese Waffen wurden nicht bei der aktuellen Razzia in der Szene der „Reichsbürger“ sichergestellt, sondern bereits 2020 bei einer Hausdurchsuchung in Parchim, Mecklenburg-Vorpommern. Drei involvierte Männer waren der Polizei damals wegen verschiedener anderer Delikte, wie Betrug, Raub, Sachbeschädigung und Diebstahl bereits bekannt.

Waffenfund Parchim
Bei der Hausdurchsuchung in Parchim, 2020 sichergestellten Waffen und Waffenteile

Vielfach handelt es sich offenbar um Schreckschuss- und Luftdruckwaffen. Zudem wurden mehrere korrodierte Waffenteile entdeckt, die aus Kriegszeiten stammen dürften. Außerdem entdeckte die Polizei zahlreiche Devotionalien, unter anderem aus Wehrmachtszeiten, sowie mehrere Messer und Säbel.

aus der Pressemeldung der Polizeiinspektion Ludwigslust vom 10.1.2020

Die Waffenfunde bei den „Reichsbürgern“

Bei einer Großrazzia in der „Reichsbürger“-Szene waren am 7.12.2022 in Deutschland 23 Personen und zwei weitere im Ausland verhaftet worden. 22 von ihnen wird vorgeworfen, Mitglieder einer terroristischen Vereinigung zu sein, drei weitere werden als Unterstützer angesehen. Die Bundesanwaltschaft sprach außerdem von 27 weiteren Beschuldigten. Unter den Festgenommenen befindet sich auch eine Richterin und frühere Bundestagsabgeordnete.

Bei über 150 Hausdurchsuchungen wurden in rund 50 Objekten Waffen gefunden, dabei: Lang- und Kurzwaffen, Schwerter, Armbrüste, Schreckschuss- und Signalschusswaffen. Die Ermittlungsbehörden suchen noch nach weiteren, vermuteten Waffen bei den Beschuldigten. Fotos von diesen Waffenfunden wurden bis dato (12.12.2022) noch keine veröffentlicht. Man kann annehmen, dass das mit den laufenden Ermittlungen zusammenhängt.

In der Vergangenheit gab immer wieder Hausdurchsuchungen bei sogenannten „Reichsbürgern“, dabei wurden auch früher schon Waffenlager aufgestöbert. Hier einige von dutzenden Beispielen:

FAZIT: Beide Bilder stehen in keinerlei Zusammenhang mit der Großrazzia vom 7. Dezember und den „Reichsbürgern“.

Das Foto der großteils historischen Waffen soll verschleiern, wie gefährlich die „Reichsbürger“-Szene wirklich ist. Nicht umsonst wird wegen der Bildung einer terroristischen Vereinigung in einem Milieu ermittelt, in denen öffentliche Äußerungen zu Umsturzplänen fast zur Tagesordnung gehören.


Quellen: LPD Niederösterreich, Polizeiinspektion Ludwigslust, NÖN, Stern

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