Hugo Boss spendet keine Uniformen an die Ukraine!

Angeblich habe Hugo Boss angekündigt, der Ukraine 100.000 Uniformen zu spenden, und das ist ein Aufreger, denn das Unternehmen soll schon im Zweiten Weltkrieg die Nazi-Uniformen entworfen haben. Doch beide Behauptungen sind falsch!

Autor: Ralf Nowotny

Die Behauptung

Angeblich habe Hugo Boss angekündigt, der Ukraine 100.000 Uniformen zu spenden. Dem beigefügt ist oft ein angebliches Werbeplakat des Unternehmens von 1934, auf dem für Nazi-Uniformen geworben wird.

Unser Fazit

Es gibt keine Bekanntmachung von Hugo Boss über eine Uniform-Spende, weder direkt von dem Unternehmen, noch indirekt in den Meldungen von Nachrichtenagenturen und Medien. Die  angeblichen Werbeplakate von Boss von 1934 sind Fälschungen, die Zeichnungen stammen aus einem Buch von 1980, für das die Zeichnungen angefertigt wurden.

Das Modeunternehmen Hugo Boss hat tatsächlich eine Nazi-Vergangenheit, über die jedoch schon vor Jahren falsche Behauptungen kursierten, denn sie nähten zwar als eines von vielen Unternehmen die Uniformen, designten sie aber nicht. Die Design-Falschbehauptung wird jedoch nun weitergesponnen: Angeblich will das Unternehmen der Ukraine 100.000 Uniformen spenden, was bei manchem zu dem Schluss führt, dass dies ja passe, da ihrer Meinung nach Ukrainer auch Nazis seien.

Die kursierende Behauptung

Seit Ende Januar wird insbesondere auf Twitter die Behauptung verbreitet, dass Hugo Boss Uniformen an die Ukraine spenden wolle.
Die Behauptung kursiert auf Deutsch:

Die Behauptung auf Deutsch
Die Behauptung auf Deutsch, Quelle: Twitter

Auf Englisch:

Die Behauptung auf Englisch
Die Behauptung auf Englisch, Quelle: Twitter

Auf Französisch:

Die Behauptung auf Französisch
Die Behauptung auf Französisch, Quelle: Twitter

Hin und wieder werden auch noch weitere Details hinzugedichtet, beispielsweise dass das Design der Asov-Kämpfer auf ausdrücklichen Wunsch Selenskyjs an die Uniformen der SS angelehnt werden soll. Den Tweets ist auch oftmals ein angebliches Werbeplakat von Hugo Boss angefügt, welches als „1934 Collection“ die designten Uniformen zeigen soll.

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Auf der Suche nach Bekanntmachung

Wie üblich bei Falschbehauptungen: Es wird nie eine Quelle angegeben, da besonders Menschen, die gerne von sich behaupten, kritisch und selbst zu denken, das Denken anscheinend einstellen und ungeprüft ohnehin alles glauben, was in deren Weltbild passt, auch ohne irgendeinen Nachweis.

Da es Hugo Boss ja öffentlich bekannt gegeben haben soll, müsste sich ja irgendwo etwas dazu finden lassen, also klappern wir mal alle möglichen Kanäle durch:

Auch in Pressemeldungen der diversen Nachrichtenagenturen ist kein Wort darüber zu finden. Auch Medien, die automatisch die Nachrichtenticker der Agenturen veröffentlichen, berichten nicht darüber, obwohl dies ja schon eine große Schlagzeile wäre.

Die belgischen Kollegen von Knack und die deutschen Kollegen der dpa fragten auch direkt bei Hugo Boss an und bekamen eine eindeutige Antwort:

„Hugo Boss weist diese Information, die eine Fake News darstellt, entschieden zurück. Wir haben bereits Maßnahmen ergriffen, um dieser Angelegenheit unverzüglich nachzugehen und weitere Fehlinformationen zu verhindern.“

Kurz gesagt: Es gibt keine Bekanntmachung von Hugo Boss über eine Uniform-Spende, weder direkt von dem Unternehmen, noch indirekt in den Meldungen von Nachrichtenagenturen und Medien.

Die falschen Werbeplakate

Bereits auf den ersten Blick auf das angebliche Werbeplakat von Hugo Boss fällt etwas auf:

Was stimmt daran nicht?
Was stimmt daran nicht?

Warum sollten Anzeigen für deutsche Uniformen, die sich also explizit an Deutsche richten, in Englisch verfasst worden sein? Zudem wird von einer „1934 Collection“ geschrieben, einige der Uniformen sind jedoch jüngeren Datums.

Das liegt wohl daran, dass die Uniformen nie auf einem Werbeplakat zu sehen waren. Sie stammen aus dem Buch „German Uniforms of the Third Reich 1933-1945“ von Illustrator Pierre Turner und Autor Brian Leigh Davis aus dem Jahr 1980, worauf die Kollegen von „Fake History Hunter“ bereits hingewiesen haben. In der Einleitung des Buches ist zu lesen, dass die Zeichnungen speziell für dieses Buch angefertigt wurden – also können sie nicht 1934 für Anzeigen verwendet worden sein.

Die angeblichen Werbeplakate von Hugo Boss für die Uniformen sind somit reine Fälschungen.

Aber was hatte Hugo Boss mit den Nazis zu tun?

Auch wenn der Name heutzutage hauptsächlich mit Designerkleidung in Verbindung gebracht wird, so war das Unternehmen 1924 hauptsächlich als Bekleidungsfirma tätig, die zu der Zeit einen neuen Großkunden bekam: eine Lieferung von Braunhemden für die Mitglieder der NSDAP.

1938 bekam die Firma dann weitere Aufträge zur Herstellung von Armeeuniformen, was für die damals nur 250 Mitarbeiter kleine Firma ein enormer Zugewinn war. Allerdings wurden die Uniformen nur hergestellt, aber nicht designt!

Das Design der Nazi-Uniformen stammt von mehreren Personen und beruht auf den Schnittmustern früherer preußischer Uniformen. Die berüchtigte schwarze Uniform der SS wurde beispielsweise von dem Maler Karl Diebisch entworfen.

Hugo Boss war nicht die einzige Schneiderei, die von den Nazis Aufträge zur Herstellung der Uniformen bekam (dies wäre für den mittelgroßen Betrieb auch gar nicht zu schaffen gewesen), allerdings die heutzutage Bekannteste. Da die Firma immer wieder mit der Nazi-Vergangenheit konfrontiert wurde, gaben sie auch eine Untersuchung in Auftrag, welche jedoch nicht von ihnen selbst durchgeführt wurde.

Eine ausführliche Aufarbeitung dieser Jahre von Roman Köster findet sich direkt auf den Seiten von Hugo Boss als PDF-Datei.

Fazit

Bewertung: FALSCH

Hugo Boss profitierte zweifellos von den Nazis. Der Firmeninhaber war selbst Mitglied der NSDAP, in der Fabrik wurden auch Zwangsarbeiter zu unmenschlichen Bedingungen eingestellt, wofür Boss nach dem Krieg auch eine Strafe von 25.000 Reichsmark zahlen musste, nach heutigem Wert rund 105.000 Euro.

Das Unternehmen stellte also, wie andere Schneidereien ebenfalls, Uniformen für die Nazis her, das Design wurde ihnen allerdings vorgegeben.

Sie designen auch keine Uniformen für die Ukraine und schicken auch keine Uniformen hin, diese Behauptung ist vollkommen aus der Luft gegriffen.

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