Wenn biologisches und medizinisches Pseudo-Wissen zu furchtbar schlechten Verschwörungstheorien mutiert…

Auf Facebook werden diverse Bilder und ein Text in diversen Variationen geteilt, in dem behauptet wird, dass durch die Teststäbchen, welche bei einem Coronavirus-Abstrich durch die Nase eingeführt werden, die Blut-Hirn-Schranke zerstört wird, was zu einer leichtern Infektion führt.

Wüste Behauptungen rund um den Coronavirus-Abstrich
Wüste Behauptungen rund um den Coronavirus-Abstrich

Auszug aus der Behauptung:

„Die Einführung des Stäbchens sehr tief in die Nasenbahnen verursacht eine hämato-enzephalische Barriere Schädigung in der Schädeltiefe. Deshalb tut das Testen so schrecklich weh!
Dieser tiefe Test zielt darauf ab, der hämato-enzephalischen Barriere zu schaden und so einen direkten Zugang zum Gehirn für jede Infektion zu schaffen. Prädilektion! Derjenigen, welche sie sich selbst zugefügt haben, indem sie die Maske tragen und Bakterien, die sich in der Maske versammeln und auf kurzem Wege das Gehirn entzünden.
Die hämato-enzephalische Barriere ist ein Teil einer Zellschicht, wie eine Grenze, die das Gehirn vor Giften und Neurotoxinen, vor Impfstoffen, vor Schwermetallen, Bakterien, Pestiziden und anderen Giften, die nicht ins menschliche Gehirn gehören, schützt.“
Was in jenem Text also behauptet wird: Das Stäbchen zerstöre die Blut-Hirn-Schranke, welche sich im oberen Rachenraum befinden soll. Dadurch könne man sich leichter infizieren, da Bakterien, die sich in einer Schutzmaske sammeln, so leichter in das Gehirn vordringen können.
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Was ist die Blut-Hirn-Schranke wirklich?

In dem verbreiteten Text wird zwar hübsch mit Fachbegriffen wie hämato-enzephalische Barriere und Prädilektion jongliert, aber ein vollkommen falsche Definition der Blut-Hirn-Schranke beschrieben, denn diese ist mitnichten einfach eine Zellschicht, die mit einem Wattestäbchen durchpiekst werden kann!

Der oder die Ersteller*in des Textes stellte sich jene Schranke anscheinend bildlich wie eine Bahnschranke vor, die im Gaumen sitzt, doch weit gefehlt: Die Blut-Hirn-Schranke befindet sich im gesamten Gehirn, und zwar an der Innenwand der Blutkapillaren im Gehirn  und den die Gefäße umgebenden Astrozyten.

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Diese Schranke in den Blutkapillaren sorgt dafür, dass feine fettlösliche Stoffe wie Sauerstoff, Kohlendioxid oder auch Narkosegase ins Gehirn gelangen, während schädliche Stoffe draußen bleiben… was allerdings nicht immer funktioniert, so können beispielsweise Alkohol und Nikotin diese Schranke überwinden, sehr viele Medikamente aber nicht.

Es handelt sich also um eine Schranke zwischen den Blutgefäßen des Gehirns und den Zellen und anderen Bestandteilen des Hirngewebes, nicht um eine Schicht im Gaumen, die durch ein Wattestäbchen durchbrochen werden kann!

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Fazit

Die vollkommen falsche Vorstellung in dem verbreiteten Text von der Blut-Hirn-Schranke führt zu weiteren falschen Mutmaßungen.

Warum das Stäbchen so weit in den Rachenraum oder in die Nasenschleimhaut eingeführt werden muss, erklärt ausführlich dieses englischsprachige Video, aus dem übrigens auch einer der Screenshots stammt – vielleicht hat der Ersteller des Textes das Video auch gesehen, aber nicht wirklich verstanden:

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Die in dem Text verbreiteten Behauptungen sind somit faktisch falsch.

Weitere Quellen: BBC, AFP

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)