Wire: Bund testet Messenger

Die Bundesverwaltung rollt derzeit den Messengerdienst WIRE in einem großangelegten Test aus.

Autor: Susanne Breuer

Derzeit setzen ca. 60 Behörden mit ca. 10.000 Nutzern den Messenger Wire in einem Pilotversuch ein. Damit will der Bund den Einsatz von zeitgemäßen Kommunikationsmitteln im Umfeld der Bundesverwaltung vorantreiben. Die Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig – sei es zur flexiblen Erreichbarkeit im Homeoffice, zum behördenübergreifenden Austausch bei Sicherheitsvorfällen oder zur Kommunikation mit Wirtschaft, Bürgerinnen und Bürgern oder europäischen Partnerbehörden. Wichtig aber, die Sicherheit und der Datenschutz müssen gewährleistet sein.

Nicht beteiligt an dem Test sind Verteidigungsministerium und die Bundeswehr, die auf den eigenen Bwmessenger setzen.

Was ist Wire?

Wire ist kein neuer Messenger. Er wurde bereits vor gut 10 Jahren u.a. von ehemaligen Skype-, Apple- und Nokia-Mitarbeitern entwickelt. Heute gehört er über die Wire Swiss GmbH zur deutschen Wire Groups Holding GmbH (HIER). Ursprünglich war der Firmensitz in der Schweiz, mittlerweile ist es Berlin. Dort wird der Messenger auch entwickelt. Kritik gab es, als 2019 eine US-Holding bei Wire einstieg. Heute gibt es neben der Hauptniederlassung in Berlin noch zwei Standorte: Zug in der Schweiz und San Francisco.

Im Behördenumfeld spielen neben Datenschutzaspekten vor allem erhöhte Sicherheitsanforderungen eine Rolle, beispielsweise wenn es um den Versand sensibler oder im Sinne der Verschlusssachenanweisung VSA als VS-NfD eingestufte Informationen geht, also um Verschlusssachen „Nur für den Dienstgebrauch“. (HIER) Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) führt Wire bereits in einer Liste mit zugelassenen IT-Sicherheitsprodukten, die für den Einsatz in Behörden geeignet sind. (HIER) Seit einiger Zeit nun evaluiert das BSI Messaging-Lösungen, darunter insbesondere den Messenger Wire.

Was kann Wire?

Wire hat die typischen Funktionalitäten, die Nutzern auch von anderen Messengern vertraut sind. So können Nutzer Textnachrichten, Bilder, Musik und Videos austauschen und untereinander per VoIP– auch in Gruppen – telefonieren. Die Wire Swiss GmbH, die den Messenger verantwortet, versucht ihren Dienst im Markt durch eine möglichst erklärungslose Darstellung der Nachrichteninhalte sowie mehr Datenschutz als andere Messenger zu positionieren. Inzwischen ist Wire (Client und Server) laut Herstellerangaben vollständig Open Source, also quelloffen. Damit ist maximale Transparenz der Programmierung gewährleistet.

Auch ist der Betrieb eines eigenen Servers möglich. Wire ist als Anwendung für Mobilgeräte und Desktop erhältlich oder kann über einen Webbrowser genutzt werden. Ein wichtiger Unterschied zu anderen Messengerdiensten: für die Registrierung zur Nutzung ist keine Telefonnummer erforderlich, der Nutzer kann sich auch mit einer E-Mail-Adresse anmelden. (HIER)

Weitere Wire-Features

Wire hat noch einige weitere interessante Merkmale zu bieten:

  • durchgängige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist voreingeschaltet (HIER)
  • verwendet wird das Proteus-Protokoll, das auch vom Signal-Messenger eingesetzt wird und als State-of-the-art gilt (HIER)
  • Wire ist werbefrei
  • der Messenger ist konform mit der DSGVO
  • verwendete Server sollen in der EU stehen
  • der letzte Security-Audit wurde 2018 durchgeführt (HIER)

Alternativen?

An dem aktuellen Test über 60 Behörden nehmen Verteidigungsministerium und Bundeswehr nicht teil. Diese entwickeln und testen derzeit selbst einen eigenen Messenger auf Matrix-Basis, den Bwmessenger. Spätestens mit der Corona-Pandemie hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, wie wichtig ein interner Messenger für die interne Kommunikation ist. Bereits 2019 hatte die Bundeswehr einen Proof-of-Concept, bzw. eine Machbarkeitsstudie des Bwmessengers erstellt. Während der Pandemie konnte dieser dann sehr zügig in einen Regelbetrieb übernommen und immer weiter ausgebaut werden. Aus anfänglich 5.000 Nutzern wurden zunächst 50.000, später 80.000. (HIER)

Die große Hoffnung ist, dieses Eigenprodukt auch in den anderen Behörden zu implementieren. Das Verteidigungsministerium würde die Nutzung seines Bwmessengers als behördenübergreifenden Messenger begrüßen, der laut IT-Lagebericht zur Cybersicherheit des BMI ebenfalls die VS-NfD-Zulassung anstrebt:

„Es gibt Gespräche mit anderen Ressorts mit dem Ziel, den Bwmessenger als Standardplattform auch außerhalb des Bundesverteidigungsministeriums zu nutzen“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums dem Tagesspiegel. Dabei verweist er auf einen Beschluss zwischen dem Innen- und Verteidigungsministerium, „dass der Bwmessenger als Blaupause für eine nachnutzbare und anpassbare Secure-Messaging-Lösung auch anderen Ressorts, Ländern und Kommunen bereitgestellt werden soll“.

Golem

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Quellen: BMI, kuketz-blog, Golem, Chip, Behörden-Spiegel

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