Corona-Krise: EuroMOMO warnt vor Fehlinterpretation ihrer Statistiken!

Autor: Claudia Spiess

Corona-Krise: EuroMOMO warnt vor Fehlinterpretation ihrer Statistiken!
Corona-Krise: EuroMOMO warnt vor Fehlinterpretation ihrer Statistiken!

Die Behauptungen Wolfgang Wodargs beruhen auf Daten des Netzwerkes EuroMOMO, das vor Fehlinterpretationen warnt!

Corona-Krise: EuroMOMO warnt vor Fehlinterpretation ihrer Statistiken! – Das Wichtigste zu Beginn:

EuroMOMO veröffentlicht wöchentlich Statistiken mit aktuellen Zahlen zum Coronavirus sowie der Übersterblichkeit. Diese müssen jedoch in ihrer Gesamtheit betrachtet werden.

Corona – kein Grund zur Panik?

Wolfgang Wodarg, Lungenarzt und ehemaliger Bundestagsabgeordneter, macht in den letzten Wochen auf sich aufmerksam, was seine im Internet verbreitete Meinung zum Coronavirus angeht. Seine Thesen beruhen hauptsächlich auf den Daten von EuroMOMO.
EuroMOMO ist ein Netzwerk, welches Daten zur Sterblichkeit in Europa abbildet und veröffentlicht.

Wodargs Video von Mitte März ging viral. In diesem Video spielte er die Gefahr von COVID-19 herunter, indem er sagte, dass die Pandemie nicht so gefährlich sein könne, da man ansonsten in den Statistiken von EuroMOMO die höheren Todeszahlen erkennen müsse.
Seine Argumentation war für zahlreiche Internet-Nutzer schlüssig, so wurde das Video dementsprechend oft geteilt und weiter verbreitet.

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Keine tragfähige Quelle

Verantwortliche von EuroMOMO haben mehrfach ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich bei den Zahlen, die im Netzwerk veröffentlicht wurden, um „keine tragfähige Quelle“ handle. Bis weit in den März hinein konnte man keine Übersterblichkeit in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in Europa ableiten.

Zwischenzeitlich lässt sich jedoch eine deutliche Übersterblichkeit in vielen Ländern – darunter Italien und Spanien – erkennen.

EuroMOMO bestätigt hier einen Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie.

„Übersterblichkeit“ zu bestimmten Zeiten

Wöchentlich veröffentlicht EuroMOMO einen Bericht, wie sich die Sterblichkeitsrate in mehreren europäischen Ländern entwickelt und gibt weiters Details zur Übersterblichkeit an. Diese besagt, ob innerhalb einer gewissen Woche mehr Menschen verstorben sind, als dies zu erwarten gewesen war.

Dies trifft beispielsweise auch bei einer Grippe-Welle zu. Hier sterben statistisch gesehen mehr Menschen, wenn Influenzaviren grassieren als in Wochen, die nicht von einer Grippewelle geprägt sind.

Wodarg wies in seinem Video darauf hin, dass EuroMOMO aktuell keine Übersterblichkeit anzeige. Das Video stammte vom 13. März. Zu diesem Zeitpunkt waren die aktuellsten Statistiken die vom 12. März und bildeten den Zeitraum vom 2. bis 8. März ab.

Es ist korrekt, dass zu dieser Zeit noch keine hohen Zahlen von Toten im Zusammenhang mit COVID-19 zu erkennen waren. In Italien, dem damals am stärksten betroffenen Land innerhalb Europas, waren jedoch einige Tausend Fälle von Infektionen mit SARS-CoV-2 zu erkennen – mit stark steigender Tendenz.

Falschinterpretation von Daten

Nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 dauert es im Schnitt drei Wochen, bis Menschen an COVID-19 sterben, wie man aus Veröffentlichungen des RKI und “The Lancet“ vernehmen kann.
Die Zahlen, auf die sich Wodargs Aussagen stützten, waren daher ungeeignet, um aussagekräftige Behauptungen aufzustellen.

Warnung von EuroMOMO

Seitens EuroMOMO gab es ausdrückliche Warnungen dazu, Daten und Zahlen falsch zu interpretieren.

Im Bulletin zur 11. Kalenderwoche war ein Passus fett und in roter Schrift gekennzeichnet. Darin war unter anderem zu lesen:

„Der EuroMOMO-Hub erhält mehrere Fragen zu den wöchentlichen Daten zur Gesamtmortalität und dem möglichen Anteil der COVID-19-bedingten Mortalität. Einige fragen sich, warum es keine erhöhte Sterblichkeit in einigen Regionen gibt. Die Antwort lautet, dass eine Übersterblichkeit nur auf subnationaler Ebene oder in kleineren Schwerpunktbereichen besteht. […] Darüber hinaus gibt es immer ein paar Wochen Verzögerung bei der Registrierung und Meldung von Todesfällen. […] Die letzten Wochen müssen mit einiger Vorsicht interpretiert werden. […]“

Wodarg berief sich also auf Daten, die vom Herausgeber EuroMOMO für derartige Interpretationen noch nicht ausreichend geeignet waren.

Übersterblichkeit nach Mitte März

Bis Mitte März konnte man keine Übersterblichkeit in den Wochenberichten von EuroMOMO ablesen.

In den Wochen darauf änderte sich dies. So konnte man im Bulletin vom 26. März bereits eine Übersterblichkeit in Italien erkennen.

Neue Daten flossen in den Bericht von Anfang April ein, die eine „besonders hohe Übersterblichkeit“ in Spanien und Italien darstellten. Diese Länder waren besonders hart durch die Corona-Pandemie betroffen und mussten besonders viele Tote im Zusammenhang mit COVID-19 verzeichnen.

Im Bericht zur 14. Kalenderwoche (30. März bis 5. April) konnte man von einem „deutlichen Anstieg“ der Übersterblichkeit „in Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie“ lesen. Dies betraf vor allem Menschen über 65 Jahre, aber auch in der Gruppe der 15- bis 64-Jährigen kam es zu einer besonders hohen Übersterblichkeit.

Mittlerweile wird in zehn Ländern und Regionen Europas von einer sehr hohen Übersterblichkeit berichtet, wie aus dem aktuellsten Bericht hervorgeht.
Seit Beginn der Aufzeichnungen 2010 konnte man dies noch nie in so vielen Regionen verzeichnen.

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Vorsichtige Interpretation

Es lässt sich leicht erkennen, dass für sämtliche Statistiken von EuroMOMO derzeit gilt, sie mit Vorsicht zu interpretieren. Vor allem nach den Osterfeiertagen kann es zu statistischen Unschärfen kommen, die sich nur im Gesamten erkennen lassen.

Quelle: Presseportal – dpa
Artikelbild: EuroMOMO
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