So mancher „Überschriftenleser“ scheint mal wieder Schlimmes zu befürchten. Dabei wäre es so einfach, die selbst geteilten Screenshots auch mal zu lesen…

Vermehrt seit Oktober tauchen Anfragen und Facebook-Beiträge auf, in denen immer wieder die Frage gestellt wird, ob man sich über die Augen am neuen Coronavirus anstecken kann.

Manche verbreiten das auch gleichzeitig mit einer anderen Falschbehauptung:

Eigene Screenshots lesen hilft ungemein
Eigene Screenshots lesen hilft ungemein

Mal abgesehen davon, dass die Ehefrau von Markus Söder, Karin Baumüller-Söder,  gar nichts an Face Shields verdient bzw. verdient hat (wir berichteten),  steht auch in jenem Screenshot, dass Mediziner die Wahrscheinlichkeit, sich über die Augen anzustecken, als gering ansehen.

Grund für die vermehrte Anfragen ist wahrscheinlich die Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) Anfang Oktober, über die einige Medien berichteten.

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Diskussion seit Juni

Im Juni gab der Virologe und Epidemiologe Joseph Fair vom Krankenbett aus der Today-Show von NBC ein Video-Interview.  Dort behauptete er, dass er sich wahrscheinlich über die Augen mit dem neuen Coronavirus infiziert habe.

Fair sagte, er sei an Bord eines vollgestopften Fluges von New York City nach New Orleans gewesen und glaubte, dass er „maximale Vorsichtsmaßnahmen“ getroffen habe – er trug eine Maske und Handschuhe und wischte fleißig seinen Sitz ab. Aber seine Augen waren ungeschützt.

Dies ist auch im gewissen Sinne möglich. Das neue Coronavirus dringt durch den Kontakt mit den Schleimhäuten in den Körper ein, zumeist durch Mund oder Nase. Beide sind mit den Augen durch ein raffiniertes Rohrleitungssystem verbunden, das als nasolakrales System bekannt ist. Man kennt es aus dem Alltag, wenn man beispielsweise Augentropfen nimmt und dann einen bitteren Geschmack im Hals hat oder man weint und dabei die Nase läuft.

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Ansteckung über Augen wenig relevant

Gleich zu Beginn der virtuellen Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) erklärte erklärte Professor Clemens Lange vom Universitätsklinikum Freiburg , dass COVID-19 Patienten nur selten eine Konjunktivitis (Bindehautentzündung) haben und entsprechende Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Infektion über die Augenoberfläche eher unwahrscheinlich ist.

Zwar wiesen bei der Untersuchung von 2.000 COVID-19 Patienten rund 3 Prozent Zeichen einer Bindehautentzündung auf, jedoch kann es sich dabei auch um Nebenwirkungen im Zuge der intensivmedizinischen Behandlung gehandelt haben.

Auch Untersuchungen an COVID-19 Verstorbenen in Bonn, Basel und Tübingen zeigten weder das Vorkommen noch Replikationen des neuen Coronavirus in der Bindehaut. Trotzdem wird dazu geraten, bei der Pflege von COVID-19 Patienten zur Sicherheit Schutzbrillen zu tragen.

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Fazit

Die Diskussion ist allerdings noch nicht beendet, da beispielsweise bis heute nicht ausgeschlossen ist, ob das neue Coronavirus aus den ACE2-Rezeptoren nicht auch noch andere Möglichkeiten für eine Infizierung nutzt.

Nach jetzigem Wissenstand jedoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion über die Augen eher als gering einzuschätzen – Wir müssen also nun nicht alle auch Schutzbrillen tragen.

Quellen: ÄrzteZeitung, AARP, NPR

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)