In einer beispiellosen Aktion gegen Cybertrading, dem modernen Gesicht der organisierten Kriminalität, haben Ermittler der Polizeidirektion Göttingen einen entscheidenden Schlag geführt.

Was ist eigentlich Cybertrading?

Cybertrading bezeichnet eine lukrative Betrugsmasche, bei der im Internet vermeintliche Anlageprodukte wie Aktien, Devisen oder Kryptowährungen angeboten werden, die keinen realen Hintergrund haben. Der Anlagebetrug ist insofern perfide, als der Anleger durch Social Engineering um sein Vermögen gebracht wird. Die Täterinnen und Täter agieren in der Regel von einem Büro aus und bedienen sich dabei der Mittel der modernen Kommunikation. Über soziale Netzwerke, Anrufe aus eigens eingerichteten Callcentern, Werbemails oder -anzeigen im Internet bis hin zu Tageszeitungen werden die Opfer angeworben. Die Internetauftritte der Anlagebetrüger sind professionell gestaltet und erwecken den Anschein eines seriösen Anlageangebots.

Unterstützt von Eurojust und Europol, führten die Fachkommissariate Cybercrime am 13. Dezember 2023 Durchsuchungen in sechs Ländern durch. Diese Maßnahmen markieren einen Wendepunkt im Kampf gegen ein Kriminalitätsphänomen, das in den letzten Jahren stark zugenommen hat.

Die internationale Koordination gegen Cybertrading

Die Operation zeichnete sich durch ihre internationale Reichweite aus. Mit Durchsuchungen in Zypern, Deutschland und Schweden wurden entscheidende Beweismittel sichergestellt. Dazu zählen IT-Hardware wie Smartphones und Computer, Datenträger sowie zahlreiche Dokumente. Dieser Erfolg war das Resultat einer exzellenten Zusammenarbeit zwischen verschiedenen nationalen und internationalen Behörden.

Die Betrugsmasche Cybertrading

Cybertrading stellt eine raffinierte Form des Betrugs dar. Angebliche Finanzexperten aus Callcentern im Ausland locken Anleger mit vermeintlich lukrativen Anlage- und Finanzprodukten. Die Anleger werden dabei getäuscht, da die investierten Beträge nicht gewinnbringend angelegt werden. Über Plattformen wie „Blue-Lable“, „i-Banners“, „AllCinvest“ und „Greenline PRO“ entstand in Deutschland ein Schaden in sechsstelliger Höhe, wobei allein „Daxiron“ für einen Schaden von 3,3 Millionen Euro verantwortlich ist.

Festnahmen und Ausblick

Die Ermittlungen führten zur Festnahme von drei Verdächtigen im Alter von 24 bis 33 Jahren in Belgien, Montenegro und Zypern. Ihnen wird gewerbs- und bandenmäßiger Betrug vorgeworfen. Das Ziel ist nun, diese Beschuldigten nach Deutschland auszuliefern und die gesammelten Beweismittel gründlich auszuwerten.

Vorsicht bei hohen Rendite-Versprechen!

Bei der perfiden Masche des Cybertradings handelt es sich um eine Form des Anlagebetruges. Bei dieser werden potentielle Anleger zu lukrativen Investitionen bei Trading-Plattformen im Internet verleitet. Die Kunden-Akquise erfolgt in der Regel über fingierte Werbeanzeigen, bei denen zunächst mittels Formularfeldern Kontaktdaten abgefragt werden. Innerhalb kürzester Zeit werden die Geschädigten per Telefon von vermeintlichen Finanzberatern kontaktiert. Diese haben meist eine besondere Schulung in Gesprächsführung. Sie überreden ihre Kunden nach einer kurzen Vorstellung der Trading-Plattform und den Produkten zu einer Ersteinzahlung zwischen 250 und 1.000 Euro. Dabei werden zu Beginn auf der Trading-Plattform utopisch hohe Gewinne vorgetäuscht, um die Geschädigten zu weiteren, noch größeren Investitionen zu bewegen. Das dabei „investierte“ Geld wird jedoch keinesfalls angelegt, sondern verbleibt innerhalb der kriminellen Tätergruppierung.

Wir warnen vor dieser fiesen Masche des Cybertradings:

  • Geben Sie nicht ohne weiteres Ihren Namen und Kontaktdaten auf unbekannten Webseiten im Internet an.
  • Seien Sie misstrauisch bei hohen Gewinnversprechen in kurzer Zeit, verbunden mit einem vermeintlich geringen Risiko.
  • Überprüfen Sie die Unternehmen über das Impressum und einer einfachen Suche über Internet-Suchmaschinen. Meistens liegen zu solchen Unternehmen und Trading-Plattformen bereits negative Rezensionen und Erfahrungsberichte vor.
  • Seien Sie misstrauisch bei Kontaktaufnahmen der Finanzberater über geläufige Messenger-Dienste wie WhatsApp, Telegram, o.a. und überprüfen Sie die Rufnummern der Berater. Handelt es sich um eine ausländische Rufnummer und können Sie die Nummer selbst nicht zurückrufen, nehmen Sie Abstand.
  • Geben Sie keine Zugangsdaten zu Ihren Bank- oder Krypto-Accounts heraus und gewähren Sie keinesfalls einen Fernzugriff auf Ihren Rechner oder Ihr Smartphone, um Accounts einzurichten oder Finanztransaktionen durchführen zu lassen.
  • Seien Sie misstrauisch bei Zahlungsempfängern im Ausland und senden Sie keine Kryptowährungen wie Bitcoin an Ihnen unbekannte Empfangsadressen.

Sollten Sie bereits den Verdacht haben, Opfer eines Anlagebetruges geworden zu sein, melden Sie den Fall unverzüglich der Polizei.

Häufig werden Sie im Anschluss von weiteren Personen wie z.B. vermeintlichen Anwälten kontaktiert, die Ihnen versprechen, das verlorene Geld zurückzuholen. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen um einen Folgebetrug.

Dieser Fall unterstreicht die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit im Kampf gegen Cyberkriminalität. Es zeigt auch, wie wichtig es ist, sich über die Risiken im Cyberspace zu informieren und wachsam zu bleiben.

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