„Deichkind – Wer sagt denn das?“ Zum Mitraten!
Autor: Andre Wolf
Das Schicksal hat es mit dem Autor dieses Artikels gut gemeint, er hat Geburtstag und Deichkind haben in weiser Voraussicht ihr neues Album „Wer sagt denn das?“ pünktlich am Vortag veröffentlicht.
Zur Feier des Tages analysieren wir für euch das Video zum Titeltrack „Wer sagt denn das?“ von Deichkind. Quasi ein Musikvideo-Faktencheck aus der Musikredaktion.
Deichkind waren und sind Meister im Zitieren und Anspielen auf eigene und fremde Texte, sowie auf Phänomen der Popkultur.
Gleich das erste Bild zeigt den Schauspieler Lars Eidinger, der von Deichkind quasi als Gesicht für das neue Album ausgewählt wurde.
Er spielt auch in anderen Musikvideos der Musiktruppe des Albums die Hauptrolle (u.a. Keine Party).
Plötzlich zieht sich Lars Eidinger die Maske vom Gesicht und enthüllt den Sänger Philipp Grütering mit schwarzen Augen. Nach und nach wird sich immer wieder die Maske vom Gesicht gezogen und enthüllt abwechselnd einen Prominenten und dann den Sänger.
So kommen neben Lars Eidinger, Linda Zervakis, Henry Maske, Katja Ebstein (kam auch namentlich im Dancefloor Kracher Remmidemmi vor), auch CDU-Schreck Rezo und Mark Forster vor.
Diese Abfolge stellt einen Verweis auf ein Video von Emma Watson und Sofia Vergara dar, welches zum Internethype mutierte (hier) und auf die auf Youtube grasierenden Deep-Fake Videos, welche derart manipuliert sind, dass Prominenten per Videotechnik Wörter und ganze Sätze in den Mund gelegt werden, die sie niemals gesagt haben.
Die nächste Szene zeigt den zweiten Sänger Sebastian „Porky“ Dürre in bizarrer schwarz-weiß Verkleidung samt weißer Kleidung (vermutliche Anspielung auf die künsterlische Figur Pirout) , auf welcher deutlich „Wer sagt denn das?“ zu lesen ist.
Hier kommt eine klare Referenz zur eigenen Modekreation von Deichkind vor, als diese 2015 beim Echo mit einem weißen Jogginganzug mit „Refugees-Welcome-Aufdruck“ auftraten.
Außerdem stellt dieser Ausschnitt einen Verweis auf das berühmte Eminem Video „The Real Slim Shady“ dar, in welchem er inmitten von Doppelgängern über Nachahmer rappt.
Die nächste Szene zeigt den Sänger in Anzug mit Fliege, schwarzer Sonnenbrille und aufgeklebten Handys. Nach und nach treten weitere „Klons“ dazu und „unterstützen“ Grütering. Diese Szene stellt eine klare Anspielung an Agent Smith dar aus dem Blockbuster Matrix. (Sci-Fi Film der Wachowski Zwillinge 1999)
Die darauffolgende Szene kann lediglich als episch bezeichnet werden, Sänger Phillip Grütering tanzt und rappt vor einer schwarzen Reaper – Drohne, die majestätisch im Hintergrund positioniert ist. Klare Anspielung auf die Dauerüberwachung und zudem auf das Musikvideo Pursuit von Gesaffelstein und „See you again“ von Tyler, the Creator.
Die nächste Anspielung steckt ebenfalls voller Selbstreferenzen, zu sehen ist ein riesiger schwarz gekleideter Mann samt Sturmmaske, welcher zwei kleinere „Ichs“ an Hundeleinen hält, die wiederum Hunde an der Leine führen. Gezeigter Hüne trat bereits im Musikvideo „Richtig gutes Zeug“ von Deichkind auf. Symbolisch soll der maskierte Mann mit den Leinen wohl den anonymen Internetuser zeigen, welcher durch die Verbreitung von Fake News und Gerüchten die anderen unbekannten Internet User unter Kontrolle hat, um sie im richtigen Moment quasi „von der Leine zu lassen“ und wie „Hunde“ auf jemanden zu hetzen.
Im nächsten Moment fährt ein schwarzer Mercedes durch die Halle und wird von einem Dutzend laufenden Männern begleitet, eine Referenz auf den Besuch des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un, als dieser begleitet von zahlreichen Bodyguards in Panmunjom das erste Mal in Richtung südkoreanischer Grenze fuhr und dort das erste Mal Südkorea betrat.
Nach ein paar kurzen schnellen Schnitten zeigen sich die als „Agent Smith“ verkleidete Klone mit einem Dreieck, gespickt mit roten LED Lichtern über dem Kopf, einen Look den Deichkind selbst groß gemacht haben, allerdings ursprünglich mit Müllsäcken statt Anzügen.
Die darauffolgende Massenszene macht weitere Anspielungen auf das Video „Humble“ von Krendrick Lamar und „Kitty Kitty“ von De Staat, sowie „Gosh“ von Jamie xx, als sich die beiden Sänger mit einzelnen Klonen in einem großen Bild vereinen und zuerst einzeln und dann gemeinsam den Chorus anstimmen.
In der nächsten Szene erscheinen erneut die Gestalten mit den bedruckten weißen Pullis und legen eine kurze Tanzeinlage hin, dessen Ende an das Video von Sia „The Greatest“ erinnert, welches wiederum als Folge auf den Amoklauf mit 49 Toten im Nachtclub in Orlando 2016 produziert wurde.
Die letzte Szene zeigt erneut eine Masseszene, in welcher der Zweitsänger Dürre auf einer Pritsche liegt, umringt von schwarzen Figuren mit dem Dreiecks Helm mit roten LED Lichtern.
Diese Abschlussszene zeigt einerseits die Masse des Internets, von welchem das einzelne „Individuum“ umringt ist, andererseits ist es eine Anspielung auf das Musikvideo „Slow“ von Kylie Minogue, wo sich diese inmitten von Models in einem Schwimmbad in Barcelona am Boden auf einem Handtuch rekelt.
Zusammengefasst ist das Musikvideo ein Highlight des bisherigen Jahres und sammelt in kurzer Zeit derart viele Verweise und Referenzen auf vergangene und aktuelle Popkultur, dass es einige Durchgänge braucht, um jeden einzelnen zu entdecken, wobei wir an dieser Stelle keinen Anspruch auf Vollständigkeit legen.
Wir hoffen, wir konnten euch einen Anreiz geben, euch selbst auf die Schnitzeljagd der Popkultur im neuen Video von Deichkind zu begeben!
Autor: Alexander Herberstein
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