Und ewig lockt der weiße Lieferwagen…

Autor: Ralf Nowotny

Und ewig lockt der weiße Lieferwagen...
Artikelbild: Screenshot Facebook

Kaum wird das Wetter schön, holen Kinderfänger ihre weißen Lieferwagen aus der Garage und gehen auf Jagd. So kommt es einem jedenfalls vor.

Versteht uns nicht falsch: Wir möchten damit keinesfalls Warnungen allgemein verurteilen. Doch kann jemand erklären, warum mit solchen Warnungen und Beobachtungen nicht zur Polizei geht, sondern es auf Facebook postet, wenn nicht gerade alle Facebook-Freunde auch aus demselben Ort sind?

So verbreiten sich Warnmeldungen, die oftmals ohne jeglichen Beweis daherkommen, fröhlich auf Facebook. Jemand hat einen verdächtigen Wagen gesehen? Gleich mal auf Facebook posten! In dem Lieferwagen sitzen anscheinend Ausländer? Bestimmt Kinderfänger! Gleich mal auf Facebook posten!

Eine der neuesten Warnungen vor einem Kinderfänger in einem weißen Lieferwagen
Eine der neuesten Warnungen vor einem Kinderfänger in einem weißen Lieferwagen

Im obigen Fall wird vor einem Mann in einem weißen Lieferwagen gewarnt, der in Wegeleben, Hedersleben, Ditfurt und Umgebung (alles Orte im Landkreis Harz) Kinder mittels Katzenbabys in den Wagen locken soll. Die Polizei sei auch bereits verständigt worden.

Und was sagt die Polizei?

Der obige Beitrag wurde am 24. Juli um 4 Uhr morgens gepostet, die Polizei wisse bereits Bescheid. Also alles gut? Nicht wirklich.

Die Kollegen von „Correktiv“ kontaktierten das zuständige Polizeirevier Harz, um genauere Informationen zu dem angeblichen Kinderfänger zu erhalten. Per Mail teilte ihnen der Pressesprecher der Polizeistation am 27. Juli (also drei Tage nach dem Posting) mit, dass ihnen solcherlei Vorfälle in dem Kreis überhaupt nicht bekannt sind.

„Somit kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nicht bestätigen, dass im Raum Halberstadt oder in der Verbandsgemeinde Vorharz versuchte Kindesentführungen mit einem weißen Lieferwagen/Transporter gemeldet wurden.“

Laut der Erstellerin des Facebook-Postings habe sie die Informationen von betroffenen Eltern, die das beobachtet haben sollen. Doch anscheinend meldeten diese sich gar nicht bei der Polizei, wie behauptet wird.

Das Narrativ vom weißen Lieferwagen

Weiße Lieferwagen mit Kinderfängern sind ein Klassiker der Angstmacherei, da sie sich schon seit Jahren weder bestätigen, noch widerlegen lassen. Oftmals begegnen wir dann auch der Beweislastumkehr:

„Wie, Ihr behauptet, dass da kein Kinderfänger unterwegs ist? Dann beweist das doch mal!“

Falsch. Wer behauptet, muss beweisen. Wer sagt, dass Kinderfänger in weißen Lieferwagen unterwegs sind, soll dies der Polizei melden, nicht auf Facebook herausschreien, und die Polizei kümmert sich dann um die Meldung.

Fazit

Die weißen (manchmal auch schwarzen) Lieferwagen düsen schon seit Jahren durch Facebook, fast immer handelt es sich dabei um reine Panikmache. Mal wird er nie gesehen, ein anderes mal sind es einfach nur Schrotthändler, manchmal auch komplett frei erfunden.

Doch was ist, wenn dann mal wirklich und beweisbar Kinderfänger in einem weißen Lieferwagen unterwegs sind? Dann wird es kaum einer glauben, da besorgte Facebook-Nutzer schon so oft falschen Alarm gegeben haben, dass es unglaubwürdig wird.

Wenn ihr also wirklich mal einen echten Verdacht habt, dann meldet es (wirklich!) bei der Polizei. Wartet ab, ob sie dazu was sagen können, und wenn ihr es unbedingt auf Facebook verbreiten wollt, dann höchstens per PN an Freunde im gleichen Ort, vielleicht auch in einer örtlichen Gruppe.

Öffentliche Panikmache bringt niemanden was – und von Likes und Shares könnt ihr euch auch nichts kaufen.

Artikelbild: Screenshot Facebook
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