Die Masernimpfung galt lange Zeit als Triumph der modernen Medizin, fast hatte sie die Krankheit in Europa ausgerottet. Doch nun, in Ländern wie Österreich, erleben wir eine besorgniserregende Wiederkehr der Masernerkrankungen. Diese Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die tief verwurzelte Impfskepsis, die nicht erst mit der Corona-Pandemie begann, sondern historische Wurzeln hat. Daniela Angetter-Pfeiffer, Medizinhistorikerin am Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)., beleuchtet die komplexen Gründe für die anhaltende Skepsis gegenüber Impfungen in deutschsprachigen Ländern und bietet Einblicke in mögliche Wege, diesem Trend entgegenzuwirken.

Ein historisches Phänomen

Impfskepsis ist kein Phänomen der Moderne. Schon bei der Einführung der Pockenimpfung zu Beginn des 19. Jahrhunderts stießen Mediziner auf Widerstand. Schon früh zeichneten sich zwei Lager ab: Befürworter der Impfung und deren Gegner, die aus verschiedensten Gründen – von religiösen Bedenken bis hin zu Misstrauen gegenüber der Wissenschaft – Impfungen ablehnten. Diese Skepsis wurde über Generationen weitergetragen und fand in unterschiedlichen historischen Kontexten immer wieder Nährboden.

Die Rolle der Nationalsozialisten und religiöse Überzeugungen

Interessanterweise trug auch die Zeit des Nationalsozialismus zur Verbreitung impfkritischer Haltungen bei. Die Nazis, die viele Errungenschaften der universitären Medizin als „jüdische Erfindungen“ abtaten, förderten alternative Heilmethoden und standen Impfungen skeptisch gegenüber. Gleichzeitig spielten religiöse Überzeugungen eine Rolle: Krankheit wurde von manchen als gottgegebene Prüfung betrachtet, gegen die man nicht mittels Impfung eingreifen sollte. Diese historischen Beispiele verdeutlichen, dass die Gründe für Impfskepsis vielschichtig sind und tief in der Gesellschaft verwurzelt liegen.

Impfskepsis im digitalen Zeitalter

Die Digitalisierung und die Verbreitung von sozialen Netzwerken haben die Verbreitung impfkritischer Einstellungen beschleunigt. Falschinformationen und Verschwörungstheorien finden schnell ein großes Publikum. Die Corona-Pandemie hat diese Tendenz noch verstärkt und gezeigt, dass Aufklärung und Kommunikation entscheidende Faktoren im Kampf gegen Impfskepsis sind. Angetter-Pfeiffer betont, dass nicht alle Skeptiker unerreichbar sind; viele sind einfach unsicher oder schlecht informiert.

Strategien gegen Impfskepsis

Um die Impfraten zu erhöhen und Skepsis entgegenzuwirken, schlägt Angetter-Pfeiffer eine Reihe von Maßnahmen vor: Aufklärung muss verstärkt und in den Alltag integriert werden, etwa durch interdisziplinäre Teams aus Medizinern, Psychologen und Sozialarbeitern. Konkrete Impftermine in Betrieben können die Zugänglichkeit erhöhen, und Erinnerungen an Auffrischungsimpfungen sind essenziell, um den Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten.

Fragen und Antworten zum Thema Impfskepsis:

Frage 1: Warum ist Impfskepsis ein Problem?
Antwort 1: Impfskepsis kann zu niedrigen Durchimpfungsraten führen, was die Ausbreitung vermeidbarer Krankheiten begünstigt und die öffentliche Gesundheit gefährdet.

Frage 2: Hat die Corona-Pandemie die Impfskepsis verstärkt?
Antwort 2: Ja, durch die schnelle Verbreitung von Falschinformationen und Verschwörungstheorien in sozialen Netzwerken wurde die Impfskepsis weiter angeheizt.

Frage 3: Wie kann man Impfskepsis effektiv entgegenwirken?
Antwort 3: Durch umfassende Aufklärung, die Integration von Impfinformationen in den Alltag und das Angebot niederschwelliger Impfmöglichkeiten.

Frage 4: Welche Rolle spielten historische Ereignisse bei der Entwicklung der Impfskepsis?
Antwort 4: Historische Ereignisse wie die Ablehnung durch die Nationalsozialisten oder religiöse Überzeugungen haben die Skepsis gegenüber Impfungen verstärkt und perpetuiert.

Frage 5: Wie wichtig ist die Erinnerung an Auffrischungsimpfungen?
Antwort 5: Sehr wichtig, da der Schutz durch Impfungen mit der Zeit nachlässt und ohne regelmäßige Auffrischungen Krankheiten wieder ausbrechen können.

Fazit

Die Bekämpfung der Impfskepsis erfordert ein umfassendes Verständnis ihrer historischen Wurzeln und eine Anpassung der Kommunikationsstrategien an die moderne Informationslandschaft. Durch gezielte Aufklärung, die Förderung des wissenschaftlichen Dialogs und den Einsatz interdisziplinärer Teams können Unsicherheiten abgebaut und die Akzeptanz von Impfungen gesteigert werden. Es ist entscheidend, dass wir aus der Geschichte lernen und moderne Werkzeuge nutzen, um den Schutz der öffentlichen Gesundheit zu gewährleisten.


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