Die Doktorarbeit von Christian Drosten nicht auffindbar? Falsch!

Autor: Ralf Nowotny

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Die Doktorarbeit von Christian Drosten nicht auffindbar? Falsch!
Die Doktorarbeit von Christian Drosten nicht auffindbar? Falsch!

Es steckt schon eine gewisse Verzweiflung dahinter, wenn nun suggeriert wird, dass der Virologe Christian Drosten gar keinen Doktortitel habe.

In der Vergangenheit wurde schon so mancher Doktortitel aberkannt, und so mancher selbsternannte Experte hat zwar mit Virologie überhaupt nichts zu tun, stellt aber trotzdem das Fachwissen eines Virologen in Frage. Nur ein weiterer Schnitt im Kerbholz der Corona-Leugner ist da nun die Behauptung, dass Christian Drosten gar keinen Doktortitel habe.

Weiter unten findet sich ein Update zu diesem Artikel

So wird beispielsweise ein Sharepic verbreitet, welches die Frage stellt, wo denn seine Doktorarbeit sei, da diese angeblich nicht aufzufinden ist:

Keine Doktorarbeit von Drosten?
Keine Doktorarbeit von Drosten?

Der Text auf dem Sharepic lautet:

„Woran erkennst Du, dass in Deutschland wirklich alles schief läuft?
Wenn die Doktorarbeit des Chef-Virologen und Regierungsberater in Pandemiefragen nicht auffindbar ist.“

Die Logik dahinter ist so einfach wie erschreckend: „Wenn ich etwas nicht sehe, existiert es nicht“, eine Argumentation, die man beispielsweise auch von Anhängern des Flachwelt-Verschwörungsmythos kennt. Das vermeintliche Fehlen jener Doktorarbeit soll nun quasi das komplette Wissen und die Ratschläge von Drosten nichtig machen.

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Auf der Suche nach der Doktorarbeit

Wie beispielsweise die Augsburger Allgemeine schreibt,  beschäftigte sich Drosten in seiner Doktorarbeit damit, wie große Mengen von Blutspenden effektiv auf HIV und Hepatitis getestet werden können. Bei seiner anschließenden Forschung am Institut für Tropenmedizin in Hamburg begründete sich auch sein internationaler Ruf, als er 2003 einen Test für das neu identifizierte SARS-Virus entwickelte.

Wir wissen also schon einmal das Thema der Doktorarbeit, auch ist bekannt, dass sie vor 2003 entstanden sein muss.

Als Nächstes suchen wir, wo Drosten denn studiert hat. Dazu genügt eine einfache Google-Suche nach „Wo hat Christian Drosten studiert“, da bekommen wir gleich als Erstes die Goethe-Universität in Frankfurt am Main angezeigt, darunter auch noch ein Link zu Drostens Lebenslauf, der öffentlich bei der Bundesärztekammer einsehbar ist.

Per Google nach Antworten suchen: Gar nicht so schwer!
Per Google nach Antworten suchen: Gar nicht so schwer!

In seinem Lebenslauf sieht man auch, dass Christian Drosten sechs Jahre lang, von 1994 – 2000, Medizin studierte, was länger sein dürfte, als mancher Corona-Leugner sich schwurbelige YouTube-Videos anschaute, um sich zu „informieren“.

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Die Doktorarbeit: Gefunden!

Kollegin Anke Meeuw machte sich nun also auf den Seiten der Goethe-Universität auf die spezifische Suche nach der Doktorarbeit und wurde recht schnell fündig: Sie trägt den Titel „Etablierung von Hochdurchsatz-PCR-Testsystemen für HIV-1 und HBV zur Blutspendertestung“ aus dem Jahr 2001.

Verlinkt ist dazu zudem auch zum jetzigen Zeitpunkt das Inhaltsverzeichnis der Arbeit, aus dem hervorgeht, diese sei „Zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin des Fachbereichs Humanmedizin der Johann Wolfang Goethe Universität“ vorgelegt worden.

Standort der in zwei Exemplaren archivierten Dissertation ist die Frankfurter Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Zentralbibliothek, die Signaturen lauten D 126/1286 und D 126/1342. Diese sind zur Ausleihe (eins nur für den Lesesaal) und  in Teilen als Kopie bestellbar.

Eine Onlineveröffentlichung war zu dieser Zeit im Gegensatz zu heute noch nicht üblich, man muss also entweder vor Ort in den Lesesaal oder sich Auszüge kostenpflichtig als Kopie bestellen.


Update 14. Oktober 2020

Der Plagiatsgutachter Doz. Dr. Stefan Weber bemängelt in einem Blogbeitrag, dass die Doktorarbeit tatsächlich vorher nicht auffindbar war, was den Verdacht bei Verschwörungsmythikern bestärkte, dass es jene vorher gar nicht gab, Christian Drosten somit kein echter Doktor sei.

In einem Artikel auf Telepolis legt Weber jedoch klar, wo das Problem lag: Tatsächlich gab Drosten seine Dissertationsarbeit rechtzeitig ab, veröffentlicht wurde sie jedoch erst 2020.
So schreibt Weber auf Telepolis:

„Der Promotionsausschuss fand, dass der Promovend dem in der damaligen Promotionsordnung in § 12 vorgeschriebenen Veröffentlichungsgebot mit der Publikation der drei Zeitschriftenaufsätze bereits hinreichend nachgekommen sei: Damit seien die „Ergebnisse“ der Dissertation bereits veröffentlicht worden. Und aus diesem Grund habe man die zusätzlich vorliegende, deutschsprachige Promotionsschrift nicht veröffentlicht.“

Ein aktualisierter Artikel darüber findet sich hier: Warum die Doktorarbeit von Drosten erst seit 2020 verfügbar ist


Fazit

Das Sharepic fragt, woran man erkennt, dass in Deutschland wirklich alles schief läuft. Die Antwort lautet nicht, dass die Doktorarbeit nicht auffindbar ist, sondern dass der Ersteller des Sharepics einfach nicht wirklich danach gesucht hat – Was schief läuft, ist der Mangel an digitaler Kompetenz.

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