Drostens Aussagen über Schutz durch Infektion bis zur Unkenntlichkeit verkürzt
Autor: Ralf Nowotny
Lieber Leser, liebe Leserin, Mimikama ist dein Kompass in der Informationsflut. Aber um den Kurs zu halten, brauchen wir dich. Jeder Beitrag, ob groß oder klein, bringt uns näher an eine Welt der verlässlichen Informationen. Stell dir vor, du könntest einen Unterschied machen, und das kannst du! Unterstütze uns jetzt via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon. Deine Hilfe lässt uns weiterhin Fakten liefern, auf die du zählen kannst. Mach mit uns den ersten Schritt in eine vertrauenswürdigere Informationszukunft. ❤️ Dank dir kann es sein.
Drosten soll vor wenigen Monaten noch das absolute Gegenteil zum Schutz durch Infektionen gesagt haben. Doch die Aussage wurde verdreht.
Auf einem Sharepic wird behauptet, der Virologe Christian Drosten habe sogar wortwörtlich noch vor wenigen Monaten gesagt, dass es keinen besseren Schutz als eine vorhandene Infektion gäbe, während er nun aber sagen würde, dass Infektionen nicht das Immunsystem stärken.
Was wie ein Widerspruch aussieht, ist es aber nicht, denn die erste Aussage traf er nicht nur nie wörtlich, sondern wurde auch noch verdreht und bis zur Unkenntlichkeit gekürzt.
Um dieses Sharepic handelt es sich:
Drosten soll laut dem Sharepic vor wenigen Monaten wörtlich gesagt haben: „Es gibt keinen besseren Schutz, als eine überstandene Infektion!“ und sage heute „Infektionen stärken das Immunsystem nicht!“
Das erste Zitat – Nicht auffindbar
Da beide Aussagen in Anführungsstrichen auf dem Sharepic stehen, muss davon ausgegangen werden, dass es sich um wörtliche Aussagen handelt. Doch beim ersten Zitat stoßen wir schon auf Schwierigkeiten: Es ist kein einziger Artikel oder Interview zu finden, in dem er jemals gesagt hat, dass eine überstandene Infektion ein besserer Schutz sei.
Es findet sich aber eine Aussage Drostens im September 2021, auf die das vermeintliche Zitat im Sharepic wahrscheinlich stützt, denn er sagte „Also diese Infektionsimmunität, die ist auf Dauer robuster“. Doch dieser Satz alleine ist irreführend!
Wörtlich sagte Drosten:
„Also diese Infektionsimmunität, die ist auf Dauer robuster. Mein Ziel als Virologe Drosten, wie ich jetzt gerne immun werden will, ist: Ich will eine Impfimmunität haben und darauf aufsattelnd will ich dann aber durchaus irgendwann meine erste allgemeine Infektion und die zweite und die dritte haben.“
Er sagt also, dass eine Infektionsimmunität aufbauend auf einer Impfimmunität ein robuster Schutz ist. Er behauptete nie, dass eine überstandene Infektion alleine der beste Schutz sei.
Das zweite Zitat – Echt und mit Ergänzung
Das zweite Zitat ist sinngemäß richtig, es stammt aus einem Tweet von Christian Drosten:
Im Ernst: Immunreaktion vs. "starkes Immunsystem" ist wie Lernen vs. Intelligenz. Ich kann ein Gedicht auswendig lernen, bin dadurch aber nicht intelligenter geworden. Ich kann eine Infektion überstehen, habe dadurch aber nicht "mein Immunsystem gestärkt".
— Christian Drosten (@c_drosten) December 29, 2021
Am 29. Dezember 2021 tweetete Drosten:
Wer glaubt, durch eine Infektion sein Immunsystem zu trainieren, muss konsequenterweise auch glauben, durch ein Steak seine Verdauung zu trainieren.
Im Ernst: Immunreaktion vs. „starkes Immunsystem“ ist wie Lernen vs. Intelligenz. Ich kann ein Gedicht auswendig lernen, bin dadurch aber nicht intelligenter geworden. Ich kann eine Infektion überstehen, habe dadurch aber nicht „mein Immunsystem gestärkt“.
Da aber insbesondere der letzte Satz desöfteren falsch verstanden wurde, erklärte es Drosten noch einmal gesondert in einem Tweet:
Ihrer Fassung kann ich nicht helfen, aber: eine Infektion macht Sie immun gegen diese eine Infektionskrankheit. Sie stärkt aber nicht allgemein Ihr Immunsystem. Einige Infektionen schwächen das Immunsystem sogar zeitweise oder dauerhaft – z.B. Masern, EBV, HIV.
— Christian Drosten (@c_drosten) December 29, 2021
Eine Infektion macht Sie immun gegen diese eine Infektionskrankheit. Sie stärkt aber nicht allgemein Ihr Immunsystem. Einige Infektionen schwächen das Immunsystem sogar zeitweise oder dauerhaft – z.B. Masern, EBV, HIV.
Fazit
Drosten hat sich also nicht widersprochen.
Beim ersten, verkürzten und sinnentstellten Zitat ging es um Infektionsimmunität aufbauend auf einer Impfimmunität, beim zweiten Zitat darum, dass eine Infektion zwar das Immunsystem für diese eine Krankheit stärkt, aber nicht das Immunsystem allgemein – dieses wird in manchen Fällen sogar geschwächt.
Die Behauptung auf dem Sharepic ist somit irreführend.
Weitere Quelle: dpa
Auch interessant:
Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) konnten nachweisen, dass auch milde bis moderate Krankheitsverläufe mit COVID-19 die Funktionen von Herz, Lunge und Nieren mittelfristig beeinträchtigen und mit gehäuften Zeichen einer Beinvenenthrombose einhergehen.
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstand durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)
Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum
INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE
Ihnen liegt es am Herzen, das Internet zu einem Ort der Wahrheit und Sicherheit zu machen? Fühlen Sie sich überwältigt von der Flut an Fehlinformationen? Mimikama steht für Vertrauen und Integrität im digitalen Raum. Gemeinsam können wir für ein transparentes und sicheres Netz sorgen. Schließen Sie sich uns an und unterstützen Sie Mimikama!. Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama
Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!
Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.