Studien sollen aufzeigen, dass ältere Menschen besonders häufig in Folge von Grippeschutz-Impfungen sterben.

So behauptet zumindest eine Seite mit dem ellenlangen Titel „krebspatientenadvokatfoundation„. Demnach sollen zwei Studien, die zudem sogar von einem Impfstoffhersteller finanziert wurden und die Sicherheit von Impfungen aufzeigen sollen, exakt das Gegenteil beweisen: Senioren sterben demnach besonders häufig nach Grippeschutz-Impfungen.

Die Anfage über Grippeschutz-Impfungen an uns
Die Anfrage über Grippeschutz-Impfungen an uns

Die Überschrift des Artikels um den sich die Anfrage dreht, lautet:

„Grippeschutzimpfung oder der letzte Schuss vor dem Tod?“

Weiter heißt es dort:

„Forscher haben festgestellt, dass Senioren durch Grippeimpfstoffe in Rekordzahlen getötet werden, und die Sterblichkeitsrate steigt.“

Im weiteren Verlauf des Artikels werden die konkreten Zahlen aus den Studien aufgeführt, dies allerdings recht unübersichtlich, weswegen wir hier die reinen Zahlen aus dem Artikel noch einmal übersichtlich darstellen möchten. Sämtliche teilnehmenden Erwachsenen waren 65 Jahre oder älter.

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Die Zahlen aus dem Artikel:

1. Studie:

  • 2.573 Teilnehmer mit Fluzone-Hochdosis, 156 Teilnehmer davon mit schwerem unerwünschtem Ereignis (6,06 Prozent), 16 Todesfälle innerhalb 6 Monate (0,62 Prozent)
  • 1.260 Teilnehmer mit regelmäßiger Fluzone-Impfung, 93 Teilnehmer davon mit schwerem unerwünschtem Ereignis innerhalb 6 Monate (7,38 Prozent), 7 Todesfälle innerhalb 6 Monate (0,56 Prozent)

2. Studie:

  • 15.992 Teilnehmer mit Fluzone-Hochdosis, 1.323 Teilnehmer davon mit schwerem unerwünschtem Ereignis (8,27 Prozent), 83 Todesfälle innerhalb 6 Monate (0,52 Prozent)
  • 15.991 Teilnehmer mit regelmäßiger Fluzone-Impfung, 1.442 Teilnehmer davon mit schwerem unerwünschtem Ereignis (9,02 Prozent), 84 Todesfälle innerhalb 6 Monate (0,53 Prozent)

Leider wurden die Studien in dem Artikel der „krebspatientenadvokatfoundation“ nicht verlinkt. Während wir für die erste Studie keine Quelle fanden, konnten wir jedoch die zweite Studie (die durch mehr Teilnehmer ohnehin aussagekräftiger ist) ausfindig machen, tatsächlich wurde diese Studie auch von Sanofi Pasteur gesponsert.

Die Studie

Jene fand in den Jahren 2011 und 2012 an 126 Orten in den USA und Kanada statt. Ziel der Studie war, die Wirksamkeit von hochdosierten Impfungen gegenüber normalen, regelmäßigen Impfungen zu testen.

Hier nun die Zahlen:

Quelle: ClinicalTrials
Quelle: ClinicalTrials

Die Todesrate in den USA

Das Alter der Teilnehmer wird in der Studie leider nur als „65 Jahre oder älter“ angegeben, also werfen wir mal einen Blick auf die allgemeine Sterberate von älteren Menschen in den USA:

  • Alter: 65 – 74 = 1.790,9 von 100.000 = 1,79 Prozent
  • Alter: 75 – 84 = 4.472,6 von 100.000 = 4,47 Prozent
  • Alter 85 und älter = 1.3573,6 von 100.000 = 13,57 Prozent

Durchschnittlich liegt also die jährliche Sterberate bei Menschen im Alter von 65 – 85 und älter bei 6,61 Prozent. Da die Lebenserwartung in den USA bei durchschnittlich 78.6 Jahren liegt, können wir den Prozentwert nach unten schrauben, so dass er also im Bezug auf die Studie zwischen 1,79 und 4,47 Prozent liegt.

Man vergleiche:

  • Sterberate laut den Studien: 0,62 Prozent und 0,53 Prozent (jeweils höchster Wert)
  • Sterberate in den USA: zwischen 1,79 Prozent und 4,47 Prozent (abhängig vom Alter)

Da in der Statistik der USA nur die jährliche Sterberate steht, nicht etwa, in welchen Zeitraum die Menschen starben, darf man diese Werte ruhig noch ein wenig nach unten schrauben und läge damit immer noch über den Sterberaten der Studie.

Die Studien zeigen also das exakte Gegenteil von dem, was behauptet wird, die Sterberaten liegen sogar niedriger als im Durchschnitt!

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Starben die Teilnehmer denn an Folgen der Impfung?

Der zeitliche Zusammenhang zwischen einer Impfung und einem Tod ist nicht sofort ein Beweis, dass es an der Impfung lag. Dies kann eindeutig nur nachgewiesen werden, wenn beispielsweise eine akute, unerwünschte Reaktion, beispielsweise ein anaphylaktischer Schock mit Todesfolge eintritt.

Die Tatsache jedoch, dass eine Person mit einem Durchschnittsalter von 75 Jahren innerhalb von 180 Tagen nach Erhalt einer Grippeschutz-Impfung stirbt, ist für sich gesehen ebenfalls kein Beweis. Im Gegenteil zeigen die oben genannten Statistiken ja sogar eine niedrigere Sterblichkeitsrate.

Fazit

Zwar zeigt der Artikel von „krebspatientenadvokatfoundation“ einige korrekte Zahlen, ohne sie jedoch in Relation zu den allgemeinen Sterberaten zu stellen. Es wird einfach nur die Behauptung aufgestellt, dass Senioren in Folge der Grippeschutz-Impfungen starben, jedoch gibt es keinen Nachweis dafür. Im Gegenteil zeigen die Zahlen der Studien sogar eine verminderte Sterblichkeitsrate.

Der Rest des Artikels besteht im Prinzip nur aus unbewiesenen Anekdoten („Leute haben uns geschrieben„), kleinen Verschwörungstheorien („Das Heim sagt nicht, woran sie starben, aber wir alle kennen den wahren Grund„) und sinnlosen Fragen („Wie ist der Nutzen eines Grippe-Impfstoffes„).

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