Das Foto ist schon ein echter Hingucker: Ein Wiesel scheint hier zu faul zum Laufen zu sein und reitet stattdessen auf einem Specht durch die Lüfte.
Das Bild mit dem auf einem Specht reitenden Wiesel soll laut einer Internetseite „kürzlich“ erst aufgenommen worden sein, allerdings wird da ein wenig geflunkert, was das Alter angeht: Bereits 2015 wurde das Bild auf Twitter geteilt:
ABSOLUTLEY INCREDIBLE photo by Martin Le-May. Green Woodpecker and Weasel. Apparently the Woodpecker escaped. pic.twitter.com/PUt1b2Mbhs
— Jay Ward (@Jayward7) March 2, 2015
Le-May postete das Foto auch selbst auf Twitter, doch erst durch andere Accounts ging es wirklich viral.
Das Foto ist echt!
Das Bild des Fotografen Martin Le-May erregte auch die Aufmerksamkeit von „National Geographic„, die genau wissen wollten, ob das Bild, welches laut Le-May im Hornchurch Country Park in East London entstand, echt sei. Hany Farid, seines Zeichens Professor für Informatik am Dartmouth College in New Hampshire, beschäftigt sich mit digitaler Forensik und Bildanalyse, somit eine gute Anlaufstelle, um das Foto zu verifizieren.
So sagt Farid, dass zwar eine detaillierte Analyse des Fotos aufgrund der eher geringen Auflösung schwierig sei, aber andere Faktoren auf die Echtheit des Bildes hinweisen. So sei beispielsweise die „Umarmung“ des Wiesels eher schwierig zu gestalten, da es sehr schwer sein dürfte, das Bild eines Wiesels in exakt dieser Position zu finden, den man auf einen Specht kopieren könne. Eine digitale Nachbearbeitung der Wiesel-Pfoten wiederum wäre recht einfach nachweisbar.
Zudem habe Le-May mehrere Fotos von dem unfreiwilligen Flug des Wiesels geschossen, was eine Fälschung also noch schwieriger gestalte. Auch gäbe es keine offensichtlichen Beleuchtungs-, Farb-, Fokus- oder Qualitätsunterschiede zwischen dem Wiesel und dem Specht, so dass Farid zu dem Schluss kommt, dass es keine Beweise gibt, dass das Foto nicht echt sei.
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Wie kam es zu dem Ritt?
Darüber kann David Mizejewski, Naturforscher der National Wildlife Federation in Virginia, aufklären, da diese Szene gar nicht so ungewöhnlich erscheint, wenn man das Verhalten beider Tierarten kennt.
So ernähren sich die europäischen Grünspechte von Ameisen, wodurch sie sich oft auf dem Boden aufhalten. Dort sind sie allerdings für die Angriffe von Raubtieren, eben auch Wiesel, recht anfällig.
Die kleinen Wiesel hingegen sind Fleischfresser, die kein Problem damit haben, auch größere Tiere wie Kaninchen, Frösche – und eben Vögel – anzugreifen, wenn sie keine Mäuse finden. Damit das auch glückt, agieren diese Wiesel exakt wie jener kleine Geselle, der auf dem Foto zu sehen ist: Sie springen das Opfer von hinten an und durchtrennen mit einem Biss das Rückenmark im Hals.
Die Wildtierexpertin Lucy Cooke erklärt gegenüber BBC News, dass Wiesel sehr furchtlose Tiere sind. Weibliche Wiesel seien kleiner als ein Mars-Riegel, aber wild wie Löwen, weswegen das Wiesel den Specht auch nicht loslasse.
Was also geschehen ist:
Der Specht wollte anscheinend in dem Moment flüchten, als das Raubtier gerade zubeißen wollte, wodurch es zu dem unfreiwilligen Ritt des Wiesels kam. Das Fotografenglück Le-Mays bestand darin, exakt diesen Moment, die Flucht des Spechts mit dem hungrigen Wiesel im Schlepptau, auf einem Foto festzuhalten.
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Fazit
Zwar gibt es leider auch viele gestellte Tierfotos, der wilde Ritt des Wiesels auf dem Specht ist jedoch echt. Laut Le-May soll das Wiesel übrigens trotz seines Mutes kein Glück gehabt haben: Der Specht konnte entkommen und war sicherlich seitdem vorsichtiger bei der Futtersuche.
Artikelbild: Martin Le-May / Shutterstock / Memo Angeles
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