Aktuell wird auf Facebook ein Fake-Artikel über ein entführtes Kind verbreitet. Diese Entführung gab es jedoch nicht. Ziel der Betrüger ist es, mit dieser fiesen Maschen Facebook-Profile zu knacken.

Facebook-Nutzer verbreiten derzeit einen Artikel über eine angebliche tagesaktuelle Entführung, die dazu noch scheinbar direkt in der Nähe stattfand. Jedoch handelt es sich um ein perfides Lockmittel: Es gibt diese Entführung gar nicht, durch Neugier jedoch geraten Nutzer in eine Phishing-Falle.

Screenshot des falschen Facebook-Statusbeitrages
Screenshot des falschen Facebook-Statusbeitrages

Der in den Facebook-Beiträgen beschreibende Text ist bewusst sehr allgemein gehalten, während die Überschrift der Artikelvorschau immer impliziert, dass es ganz in der Nähe geschehen sei. „Entführtes Kind beim Familienkauf in Darmstadt“. Über einen ähnlichen Fall haben wir erst vor wenigen Wochen berichtet. Damals fand der erfundene Vorfall in Hamburg statt. (Wir haben hier berichtet)

Folgt man dem Beitrag, dann landet man auf einen komplett frei erfundenen Artikel. Am Ende des Artikels findet man das vermeintliche Überwachungsvideo vor, welches man sich ansehen kann.

Der frei erfundene Artikel über das entführte Kind
Der frei erfundene Artikel über das entführte Kind
Tippt man nun das Video an, um die angebliche Entführung zu sehen, gerät man in die Falle
Tippt man nun das Video an, um die angebliche Entführung zu sehen, gerät man in die Falle

ACHTUNG!

Tippt man nun das Video an, um die angebliche Entführung zu sehen, gerät man in die Falle: Das Video soll erst ab 18 sein, weswegen man sein Alter per Facebook (!) bestätigen müsse. Achtung, es handelt sich nicht um die echte Login-Seite von Facebook. Diese wurde von den Cyberkriminellen gefälscht.

An der URL erkennbar: Das ist nicht die echte Facebook-Seite!
An der URL erkennbar: Das ist nicht die echte Facebook-Seite!
Loggt man sich auf der gefälschten Seite ein, bekommen Betrüger die Login-Daten des eigenen Facebook-Accounts, diese verbreiten unter dem geklauten Account den erfundenen Artikel weiter!

Ein Video gibt es übrigens nicht zu sehen: Nachdem man sich scheinbar eingeloggt hat, wird man auf die echte Facebook-Seite umgeleitet – doch die Kriminellen haben nun vollen Zugriff auf den Account der Nutzer. Sollte man mit seinem Profil auch noch Administrator einer Facebook-Gruppe und  / oder Facebook-Seite sein, dann hätten die Betrüger auch vollen Zugriff auf diese.

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Woher stammte das Bild des angeblich entführten Kindes?

Diese Entführung selbst gab es nie und das angebliche Video stammte auch von keiner Überwachungskamera.

Unsere Recherche ergab, dass das Bild aus einem Film aus dem Jahre 2019 stammte.

Es handelt sich dabei um eine Produktion von der unabhängigen Filmproduktionsfirma „JCP FILMS“ mit dem Titel: „THE LOOK-OUT – Child Abduction Awareness“,  ein Kurzfilm von D’Tonio Lebrian. Mit diesem Film wollte man 2019 das Bewusstsein von Kindesentführungen stärken.

Die Szene des Bildes sieht man etwa in Minute 2:33

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Fazit

  • Es gab keine Entführung.
  • Der Artikel über das entführte Kind ist ein reines Lockmittel, um an die Logindaten der Nutzer zu kommen.
  • Sobald man den Artikel über Facebook aufruft, erscheint automatisch das tagesaktuelle Datum, damit das Ganze „aktuell“ wirkt.
  • Die jeweiligen Städte wie Darmstadt, Hamburg usw. werden automatisch so angepasst, dass sie zu dem jeweiligen Nutzer passen, der dies postet. Damit signalisiert man, dass die vermeintliche Entführung in seiner Umgebung stattgefunden hat.
  • Der Nutzer selbst, der diesen Beitrag veröffentlicht, macht dies nicht bewusst. Dies geschieht ebenfalls automatisiert, da der Nutzer selbst in die Falle getappt ist und sein Konto geknackt wurde.
  • Nutzer, die das Video anklickten und ihre echten Login-Daten dort eingaben, sollten schnellstmöglich ihr Facebook-Passwort ändern!
  • Das Bild des angeblich entführten Mädchens stammte nicht von einem Überwachungsvideo einer echten Entführung, sondern von einem Werbevideo zum Thema „Kindesentführung“ aus dem Jahre 2019.

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)