Fluorid in Zahnpasta nur in großen Mengen schädlich

Zahnpflege – wichtig und unumgänglich. Doch nun soll Fluorid, das in Zahnpasten enthalten ist, schädlich für die Schilddrüse sein?

Autor: Claudia Spiess

Die Behauptung

Im Internet kursiert ein Beitrag, der vor den Gefahren von Fluorid in Zahnpasten warnt. So soll dies schädlich für die Schilddrüse sein.

Unser Fazit

Die Dosis macht das Gift. Bei normaler Verwendung nimmt man bis zu 3,8 mg Fluorid am Tag zu sich. Bedenklich wird es bei einer Menge ab ca 3,5 Tuben.

Im Internet kursiert ein Beitrag über die Gefahren beim Zähneputzen, genauer gesagt, den angeblich gesundheitsgefährdenden Stoff Fluorid. Dieser Beitrag wird nun auch in sozialen Medien verbreitet. Müssen wir uns nun Sorgen machen, wenn wir uns um die Gesundheit unserer Zähne kümmern?

In einem Facebook-Beitrag wird hierzu nur kurz geschrieben, dass Fluorid die Schilddrüse angreift. Symbole von giftigen und gesundheitsschädlichen Substanzen sind im Bild dazu enthalten, sowie ein Link zu einem Blog, der diese Behauptung aufgreift und ausführt.

"Fluorid greift die Schilddrüse an" / Facebook Screenshot
„Fluorid greift die Schilddrüse an“ / Screenshot Facebook

Unter anderem steht hier geschrieben (sic!): „Seit den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts gilt Fluor als das Allheilmittel zur Kariesprophylaxe. Dabei wird leicht übersehen, daß Fluor ein gefährliches Gift ist, dessen Toxizität oberhalb der von Blei liegt und mit dem im Chemielabor nur unter ausgedehnten Sicherheitsvorkehrungen umgegangen werden darf. Der gleiche Stoff, der unserer Zahnpasta beigefügt wird – Natriumfluorid – ist zugleich auch ein sehr wirksames Insektizid bzw. Rattengift!“

Fluor ist nicht gleich Fluorid

Achtung! Nicht verwechseln! Fluor ist ein blass-gelbliches und hochreaktives Gas bzw. Halogen, das tatsächlich giftig und auch ätzend ist. Allerdings bezieht sich das auf die elementare Form und nicht auf gebundene Formen wie z.B. Natriumfluorid, das in Zahnpasten zu finden ist. Sobald Fluor sich mit einem Stoff bindet, verliert es außerdem einen großen Teil seiner giftigen Wirkung.

Kurz: Ja, Fluor ist gefährlich. Fluorid hingegen ist wichtig für uns und unsere Gesundheit. Es schützt unsere Zähne, indem es die Wahrscheinlichkeit verringert, dass Säure und auch Bakterien an den Zahnschmelz gelangen.

Können Zahnpasten unsere Gesundheit gefährden?

Hier ist es wie mit so Vielem: Die Dosis macht das Gift.
Nimmt man eine akut hohe Menge an Fluorid ein, kann es dem Bundesinstitut für Risikobewertung nach „Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Benommenheit, Kopfschmerzen, (…) und sogar Tod hervorrufen“. – Doch wie viel ist „zu viel“?

Die tägliche Aufnahme liegt laut Stiftung Warentest bei 0,4 bis 1,5 Milligramm. Dem gegenüber steht die Schätzung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, was die Tagesration angeht, von 2,9 bis 3,8 Milligramm pro Tag. Mit diesem Wert konform geht auch der Vorschlag der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit.

Die gefährliche Menge liegt jedoch bei 5 Milligramm Fluorid pro kg Körpergewicht. Bei Erwachsenen zwischen 60 und 100 kg bedeutet das eine Menge von 300 bis 500 Milligramm an einem Tag. (HIER)
Der Anteil an Fluorid in einer Zahnpasta beträgt maximal 0,15 Prozent, daraus ergibt sich folgendes Rechenbeispiel:

„Ein Erwachsener mit 70 kg Gewicht müsste mehr als 3,5 Tuben Erwachsenenzahnpaste (1500 ppm Fluorid, 75 ml) essen, ein 3-jähriges Kind mit 15 kg zwei Tuben Kinderzahnpaste (1000 ppm Fluorid, 50 ml).“

Christoph Benz von der Bundeszahnärztekammer

Bei Kindern besteht die Möglichkeit von sogenannten Dentalfluorosen bei einer Überdosierung. Man erkennt sie an weißen bis gelb-braunen Verfärbungen auf dem Zahnschmelz. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Widerstandsfähigkeit des Zahnschmelzes bezüglich Karies vermindert wird. Laut Christoph Benz ist dies in Deutschland nur sehr selten der Fall, und er erklärt weiters, dass das Risiko, eine Fluorose zu bekommen, ab dem sechsten Lebensjahr schwindet.

Und die Schilddrüse?

In einem Interview mit dem MDR, in dem es um Hashimoto, eine chronische Entzündung der Schilddrüse, ging, wurde hierauf eingegangen. Speziell damit in Verbindung gebracht, erklärte die Endokrinologin Dany Wieländer, auf die Frage, ob Patienten mit Unterfunktion Zahnpasta mit Fluorid meiden sollten:

„Fluoride in höherer Dosis können tatsächlich die Schilddrüsenfunktion hemmen. Allerdings ist die Dosis in den handelsüblichen Zahnpasten unbedenklich. Außerdem wird der größte Teil der Zahnpasta ja wieder ausgespuckt.“

Dany Wieländer, Interview mit MDR

Fazit

Man müsste schon ordentlich zulangen, was den Zahnpastakonsum angeht, um Symptome zu erfahren. Wenn man also nicht gerade Lust verspürt, mehr als drei Tuben Zahnpasta am Stück zu verputzen, sollte man sich keine Sorgen machen.

Ein Nachweis für gesundheitsgefährdende Wirkung, wie in oben genanntem Beitrag geschrieben, liegt bei normaler Anwendung nicht vor.
Auch ist hier die Rede von Fluor, das hier keinesfalls verwechselt werden darf!

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Quelle: DPA, Envivas, Weleda

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