Fluoride – Will meine Zahnpasta mich töten?

Autor: Ralf Nowotny

Was steht genau in jener Studie?
Was steht genau in jener Studie?

„Nun“, so schreibt eine Seite, sei es offiziell: Fluorid ist ein Nervengift, somit seien auch Zahnpasten lebensgefährlich.

So bekamen wir in unserer Facebook-Community eine Anfrage zu einem „zeitlosen“ Artikel einer Seite (zeitlos deshalb, da der Artikel kein Datum hat und deshalb dessen Aktualität nicht sofort sichtbar ist):

Screenshot: mimikama.org
Screenshot: mimikama.org

In dem entsprechenden Artikel wird auch tatsächlich auf eine existente Studie verwiesen, welche in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde.
Im weiteren Verlauf des Artikels wird behauptet, dass es eine „Massenvergiftung“ durch Fluoride im Trinkwasser und in Zahnpasta gäbe und Fluorid nun in der selben Kategorie wie Blei, Arsen oder Quecksilber stünde, somit sollte es als Zahnpastazusatz verboten werden.

Worum dreht sich die Studie

Jene Studie aus dem Jahr 2014 (weswegen wir das „nun“ im Einleitungstext in Anführungsstriche setzten) behandelt Störungen der neurologischen Verhaltensentwicklung bei Kindern. Speziell wird dabei auf in der Umwelt weit verbreitete Industriechemikalien eingegangen, welche schon in geringen Mengen bei Föten und Säuglingen bleibende Hirnschäden verursachen können, auf Erwachsene jedoch nur geringe oder gar keine Auswirkungen haben.

Auch auf Fluoride wird in dem Artikel eingegangen, allerdings nur auf Fluoride im Trinkwasser, welches hauptsächlich Kinder in China zu sich nahmen, wodurch, wie eine Metaanalyse von 27 Querschnittsstudien zeigte, deren IQ etwa sieben Punkte niedriger als der Durchschnitt lag.
Allerdings, so sagt die Studie ebenfalls, wäre eine weitere Charakterisierung des Dosis-Wirkungs-Zusammenhangs wünschenswert, da die Mütter der Kinder während der Schwangerschaft mit diversen Lösungsmitteln in Kontakt kamen, womit noch nicht eindeutig das Fluorid als Ursache feststeht.
Wichtig: Die Schlussfolgerung, Fluoride machen „dumm“, ist falsch, da sich die Untersuchung größtenteils nur auf China bezog, weitaus größere Mengen Fluoride zu sich genommen wurden und noch andere Umwelteinflüsse und chemische Lösungsmittel bei der Entwicklung jener Kinder eine Rolle spielten!

Stuft die Studie Fluorid als Neurotoxin ein?

Nein.
Gerade wissenschaftliche Artikel stufen kein Element als Nervengift ein, da jedes Element, je nach Menge, nützlich oder giftig sein kann. Die Studie beschäftigt sich auch nur mit den Auswirkungen einer höheren Menge an potentiell giftigen Stoffen („Die Menge macht das Gift“).
Regierungsorganisationen jedoch nehmen Untersuchungen wie diese als Grundlage, um die Gefahr eines Stoffes zu bestimmen und deren Menge in beispielsweise Zahnpasten zu regulieren.

Wie ist das nun mit Fluorid in der Zahnpasta?

Bei dem Fluorid in der Zahnpasta handelt es sich um Natriumfluorid.
Giftig ist dieses Fluorid ab einer Menge von durchschnittlich 52 Milligramm pro Kilogramm bei Erwachsenen, bei Kindern liegt die toxische Dosis bei etwa 5 Milligramm pro Kilogramm.

In Zahnpasta findet sich durchschnittlich 1450 ppm (parts per million) Natriumfluorid, bei Kinderzahnpasta höchstens 500 ppm.
Das Natriumfluorid in der Zahnpasta hilft, angegriffenen Zahnschmelz zu reparieren, die Zähne bekommen dadurch wieder eine intakte Oberfläche und sind besser vor Karies geschützt.

Schon Kleinkinder lernen, nach dem Zähneputzen auszuspucken. Das nicht nur, weil Zahnpasta nicht unbedingt ein leckeres Essen darstellt, sondern auch, damit das Fluorid nicht in den Körper gelangt, wo es sich tatsächlich anlagern kann.
Wichtig: Nur mit Wasser ausspucken, nicht zu stark ausspülen, damit das Fluorid, welches an den Zähnen haften bleiben soll, nicht „weggeschwemmt“ wird.

Als Beispiel nehmen wir mal ein Kind mit einem Körpergewicht von 15 Kilogramm:
Damit es zu Vergiftungserscheinungen durch Fluorid kommt, müsste das Kind auf einen Schlag 150 Milliliter, als zwei Tuben Kinderzahnpasta, essen! Ab 30 Milligramm pro Kilogramm wäre es sogar tödlich, das wären dann in etwa 12 Tuben Zahnpasta.

Zusammenfassung

Die Studie stuft Flourid nicht als Neurotoxin ein, sondern untersucht die Wirkungen verschiedener Elemente, auch Fluorid, auf den menschlichen Körper. Erwähnt werden dabei Studien aus China, wo allerdings der Fluoridgehalt im Wasser weitaus höher liegt.

Die Menge an Fluorid in Zahnpasta liegt jedoch weit unter einem toxischen Wert. Selbst das gelegentliche Verschlucken von Zahnpasta, was bei Kindern manchmal vorkommt, kann nicht zu Vergiftungserscheinungen führen.

Insofern ist der erfragte Artikel als reine Panikmache aufgrund einer mißverstandenen Studie und falschen Schlussfolgerungen anzusehen.

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