Die Behauptung

An zwei Läden in Prag sollen Plakate hängen, die Ukrainern den Zutritt verweigern, da die Geflüchteten stehlen und sich schlecht benehmen würden.

Unser Fazit

Die Fotos wurden allen Erkenntnissen nach bearbeitet. Die Besitzer der Läden wehren sich zudem gegen die Vorwürfe, der ursprüngliche Verbreiter der Fotos löschte sein Facebook-Konto.

In sozialen Medien kursieren zwei Fotos von Läden in Prag, die angeblich beide ein auffallend ähnlich aussehendes Schild an den Schaufensterscheiben haben. Augenscheinlich verweigern beide Läden Ukrainern den Zutritt, da ukrainische Geflüchtete angeblich nur stehlen und sich schlecht benehmen würden, was angeblich sogar die Ladenbesitzer selbst auf Anfrage sagten.
Doch die Ladenbesitzer wissen davon nichts, die Fotos wurden am 26. Mai von diversen, einschlägigen Accounts gepostet, der angebliche „Tippgeber“ einer tschechischen Zeitung, die die Fotos ebenfalls veröffentlichte, löschte sein Facebook-Profil.

Die verbreiteten Fotos

Erstmals wurden die Fotos von der englischsprachigen tschechischen Seite „Prague Morning“ auf Twitter geteilt, der Tweet wurde mittlerweile aber wieder gelöscht, die Seite veröffentlichte eine Entschuldigung: Es sei ihr Fehler gewesen, einem Nutzer zu vertrauen, der ihnen die Fotos zusandte.

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Im weiteren Verlauf schreibt „Prague Morning“, dass der Nutzer, von dem die Fotos stammen sollen, laut seinem Profil Englisch spräche und in Prag wohne, doch nachdem der Fake aufgeflogen war, seinen Facebook-Account löschte.

Nictsdestotrotz tauchten die beiden Fotos am Morgen des 26. Mai auch auf einem pro-russischen Telegram-Kanal auf (siehe HIER). Die Behauptung dazu zeigt eine tschechische Flagge, ein grinsendes Emoji und den Text (auf Deutsch): „In den Geschäften von Prag begannen Schilder „Ukrainer dürfen nicht eintreten“ zu hängen. Verkäufer und Manager sagen, dass sie die Nase voll haben von den ständigen Diebstählen und dem entsetzlichen Verhalten der Flüchtlinge“.

Screenshot des Telegram-Postings
Screenshot des Telegram-Postings

Danach wurden sie in diversen Sprachen unter anderem auf Twitter und Facebook geteilt.

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In verschiedenen Sprachen wurden die Fotos geteilt

Die Ladenbesitzer wehren sich gegen die Behauptung

Noch am gleichen Tag eilten tschechische Medien (beispielsweise Denik) zu den beiden Geschäften namens Punčocháče Karlín und Inside im Norden Prags – doch die angeblichen Verbotsschilder gegen ukrainische Geflüchtete waren dort nicht zu sehen!

Gegenüber dem TV-Sender Seznam erklärten die Geschäftsinhaberin von Inside und der Geschäftsinhaber von Punčocháče Karlín, dass sie niemals solche Plakate an ihren Geschäften hängen hatten.

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Der Sender prüft auch, ob sich bei dem Inside-Laden eventuell noch Klebereste finden lassen, da es ja sein könnte, dass das Schild schnell entfernt wurde – doch nichts zu sehen. Noch interessanter verhält es sich bei Punčocháče Karlín, denn dort hängt zwar an der Stelle ein Schild – allerdings weist dieses auf den E-Shop des Ladens hin:

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Abdel Fattah Salah, der Besitzer des Ladens Punčocháče Karlín, sagte gegenüber der tschechischen Zeitung Aktualne (siehe HIER):

„Ich habe viele Freunde aus der Ukraine und Russland. Ich interessiere mich überhaupt nicht für Politik. Das Foto ist zu 100 % mit Photoshop bearbeitet worden. Ich komme aus Palästina, ich weiß also, was Krieg bedeutet. Ich habe viele Freunde und Familienmitglieder verloren. Ich kann unmöglich gegen die Ukraine sein, das ist eine Katastrophe.“

Fazit

Die angeblichen Verbotsschilder an zwei Geschäften in Prag hingen dort nie. Nach allen Anhaltspunkten wurden die Fotos mit einer Bildbearbeitungssoftware bearbeitet: Ein Laden hat an der Stelle einen Hinweis auf den eigenen E-Shop in exakt der gleichen Größe hängen, bei dem anderen Laden finden sich an der Stelle keine Spuren eines Plakats.

Bei den verbreiteten Fotos handelt es sich somit um einen Fake.

Weitere Quellen: France 24, AFP

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)