Und wieder landete ein Video auf unserem Faktenchecker-Bildschirm, in dem eine Geigerin einen zauberhaften Moment der Schönheit, der Kultur und der Hoffnung in einer brutalen Umgebung heraufbeschwört.

Geigerin in einem Bunker: In einem verwackelten Handyvideo ist eine große, schlanke Frau zu sehen, die im dunklen Kleid aufrecht ein Lied auf ihrer Geige spielt. Ganz offensichtlich ist sie eine hervorragende Geigerin. Sie scheint sich in einem Lagerraum o.ä. zu befinden und die Zuhörer sitzen dick verpackt um sie herum auf Tischen oder ähnlichem. Außerdem sind alte Farbeimer, alte Stühle und weiteres Gerümpel zu sehen. Unter der Decke verlaufen offene Versorgungsleitungen. Definitiv nicht die klassische Konzertsituation.
Überschrieben ist dieses Video:

What do we do in bomb shelters
when they bomb us from the sky.
Zu deutsch:
Was machen wir im Luftschutzkeller, wenn sie uns vom Himmel aus bombardieren?
(übersetzt mit deepl.com)

Offenbar hat sich hier eine Gruppe von Menschen zum Schutz vor einem Luftangriff in einen Schutzraum gerettet und wird nun von der jungen Geigerin unterhalten.

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Doch stimmt die Geschichte?

Kurz und knapp, ja. Unsere Recherche hat ergeben, dass es sich bei der jungen Dame um die Musikerin und Künstlerin Vera Lytovchenko handelt.
Sie selbst hat es am 3.3.2022 auf Facebook veröffentlicht. Diese Aufnahme selbst dürfte am 3.3.2022 in Charkiw entstanden sein, als die russische Armee schwerste Luftangriffe auf Charkiw geflogen ist.


Sowie postete sie ein sehr ähnliches Video am 4. März auf ihrem Facebookprofil  (HIER)

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Ukrainisches Volkslied

Das Lied heißt  „Ніч яка місячна (Mondscheinnacht)“.  Das Original ist ein ukrainisches Volkslied, das von Mykola Lysenko, einem Komponisten aus dem 19. Jahrhundert, auf den Text eines Gedichts von Mykhailo Starytsky, einem Zeitgenossen von Lysenko, komponiert wurde. Es wurde später zu einem der beliebtesten Volkslieder der Ukraine.

Musik, um zu vergessen

Auf einer Musik-Seite wird Lytovchenko so zitiert (HIER):

‘It was very difficult to play and think about something that wasn’t war. But I decided I must do something,’ Lytovchenko told the Guardian. ‘We have become a family in this cellar and when I played they cried. They forget about the war for some moments and think about something else.’

Übersetzt mit dem kostenlosen Online-Übersetzungstool Deepl:

„Es war sehr schwierig, zu spielen und über etwas nachzudenken, das kein Krieg war. Aber ich habe beschlossen, dass ich etwas tun muss“, sagte Lytovchenko dem Guardian. „Wir sind in diesem Keller zu einer Familie geworden, und als ich spielte, weinten sie. Sie vergaßen für einige Momente den Krieg und dachten an etwas anderes.“

Die Idee, das Video zu veröffentlichen, kam Lytovchenko, als sie in den sozialen Medien eine ihrer Geigenschüler sah, die in einem behelfsmäßigen Luftschutzkeller ein Solo-Largo von Bach spielte. Und auf diese Weise ihren Freunden und Kollegen zeigen wollte, dass sie noch am Leben sei. Auch der Guardian berichtet über Lytovchenko (HIER). Ein Blick auf ihr Profil zeigt noch weitere Musikstücke von anderen Musikern, die in ebenfalls in diesem Bunker aufgezeichnet wurden.
Unter anderem hatte das ukrainische Außenministerium das Video der Geigerin am 7. März. 22 als Zeichen der Hoffnung auf Twitter geteilt (HIER).

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Fazit

Das Video ist echt. Die Musikerin Vera Lytovchenko hat in diesem Luftschutzbunker mit ihrer Geige musiziert und es haben verschiedene Clips den Weg in die Öffentlichkeit gefunden. Damit wollte die Künstlerin dem Beispiel eines ihrer Schüler folgen, der selbst auf diese kreative Weise von seinem Überleben der Angriffe berichten wollte (HIER).


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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)