Den September haben Geimpfte ja überlebt, doch es gibt ein neues Datum: 3 bis 10 Jahre – behauptet ein offensichtlich erfundener Dr. Canderian.

Viele Artikel mit Falschbehauptungen sind ja hybrid: Sie enthalten einige (halb)wahre Behauptungen, dazwischen immer wieder frei erfundene Aussagen und Zitate. So wirkt ein Fake-Artikel im Gesamten glaubwürdiger.
Aber es geht auch anders: Ein Artikel, in dem ein vermeintlicher Doktor Canderian gefragt wird, wie lange Geimpfte zu leben haben, ist von vorne bis hinten frei erfunden!

Die angeblichen Behauptungen eines Dr. Mylo Canderian

Seit Juli schwirrt ein Interview in verschiedenen Sprachen (siehe HIER und HIER) durch einschlägige Seiten, bis es schließlich auch von deutschen Seiten aufgegriffen wurde.

Screenshot eines deutschen Artikels mit dem angeblichen Interview
Screenshot eines deutschen Artikels mit dem angeblichen Interview (Quelle archiviert)

Das Interview wird mit einem Dr. Mylo Canderian, Ph.D. (geb. Milos Iskanderianos, Korfu, Griechenland, 1938) geführt, der 2015 das Patent für Graphenoxid zur Verwendung als hämatologische Biowaffe entwickelt haben soll. Zudem sei Dr. Canderian auch medizinischer Mitarbeiter der WHO und unterstütze den deutschen Wirtschaftswissenschaftler Klaus Schwab und den „Great Reset“, sowie die Einführung einer digitalen Weltwährung.

Dr. Canderian scheint also recht bekannt zu sein, aber dazu kommen wir noch. Schauen wir uns erst einmal an, was er so alles behauptet:

  • Er soll gesagt haben, dass 95% der Weltbevölkerung „nutzlose Esser“ sind, die so schnell wie möglich euthanasiert werden müssen
  • Jeder Hämatologe würde nach Sekunden unter dem Mikroskop erkennen, dass das Blut von Geimpften mit Graphenoxid kontaminiert sei
  • Das Blut von Geimpften bestehe zu 20 Prozent aus Graphenoxid
  • Graphenoxid sei ein Bestandteil von Messenger-RNA-Spike-Proteinen und Prionen
  • Das Graphenoxid würde den Sauerstoff in den Körpern der Geimpften entziehen, was zu einem langsamen Tod führt
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Auf der Suche nach Dr. Canderian

Angeblich hat Dr. Canderian ein LinkedIn-Profil (siehe HIER), doch das Profil existiert nicht, auch in Web-Archiven ist es nicht auffindbar, was darauf hindeutet, dass es nur kurzzeitig existierte. Auch in Verbindung mit der WHO, deren medizinischer Mitarbeiter er ja sein soll, ist er nicht aufzufinden.

Das Interview soll im Restaurant L’emince de Veau in Genf stattgefunden haben, welches Kolibri-Cremesuppe und Elchzunge serviert. Dieses Restaurant findet sich jedoch nicht auf Google Maps, dafür aber etwas anderes:
„L’emince de Veau“ ist der Name eines Schweizer Rezepts, wörtlich bedeutet es „Kalbskotelett“ (zum Nachkochen siehe HIER).

Dr. Canderian soll das Patent „für Graphenoxid zur Verwendung als hämatologische Biowaffe“ besitzen, doch in keiner Datenbank ist er oder jenes Patent aufzufinden:
Nicht in Google Patents, nicht auf Espacenet, nicht auf EPO, nicht auf USPTO.

Am Anfang des Artikels wird ein Zitat von Dr. Canderian genannt: 95 % der Weltbevölkerung seien „nutzlose Esser“, die euthanisiert werden müssen. Das Zitat stammt jedoch von Dr. John Coleman aus seinem Buch „ Conspirators’ Hierarchy: The Story of the Committee of 300“ von 1992.

Wer nun gerne selbst nachlesen möchte:
Das Buch befindet sich in einer CIA-Bibliotheks-Sammlung von Materialien, die bei der Razzia am 2. Mai 2011 auf dem Gelände von Osama Bin Laden in Abbottabad, Pakistan, sichergestellt wurden, siehe HIER, PDF-Datei. Auf Seite 105 unten findet sich die Passage „Mindestens 4 Milliarden „unnütze Esser“ sollen bis zum Jahr 2050 beseitigt werden“. Das sind dann sogar weniger als die genannten 95%.

Bleibt noch das Graphenoxid: Wir berichteten bereits zum Thema Impfstoffe und Graphenoxid generell (hier), sowie speziell über Graphenoxid im Pfizer-Impfstoff (hier).

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Bei Graphenoxid handelt es sich um ein einatomiges, kohlenstoffbasierendes Schichtmaterial, das durch die Oxidation von Graphit hergestellt wird. Wenn es chemisch reduziert wird, kann Graphenoxid Graphen bilden, das als „das stärkste, dünnste und leitfähigste Material der Welt“ gilt.

Und nein, es findet sich kein Graphenoxid in Impfungen, auch nicht im Blut von Geimpften.

Fassen wir zusammen

  • Die Person Dr. Mylo Canderian ist nirgends online auffindbar
  • Das Restaurant existiert nicht, es ist der Name eines Schweizer Rezepts
  • Das Patent existiert nicht
  • Das Zitat wurde falsch zugeordnet
  • Graphenoxid findet sich auch nicht in Impfungen, auch nicht im Blut von Geimpften

Die ganze Geschichte ist also von vorne bis hinten erfunden!

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)