Ein auf der Straße geschossenes Handyfoto von dir kann reichen, damit ein Fremder intime Details über dich herausfindet.

Wie unser Contentoartner checked4you warnt, soll man sparsam damit umgehen, was Preisgabe der eigenen Daten im Internet angeht.

Plötzlich ist da diese Nachricht auf dem Smartphone: „Hab dich gestern an der Ampel stehen sehen und will dich kennenlernen!“ Dazu vielleicht sogar noch ein Foto von dir an besagter Ampel. Gruselige Vorstellung, oder?! Und überhaupt: Wie kommt der Absender an deine Kontaktdaten?

Gesichtserkennung ist das Stichwort. In Russland ist 2016 die App FindFace an den Start gegangen, die genau das macht: Man lädt ein Foto in die App oder auf die Website und die gleicht das Bild mit den rund 200 Millionen Profilen des sozialen Netzwerks VK (in Russland vergleichbar mit Facebook) ab. So kann der Nutzer nur durch einen schnellen Schnappschuss mit dem Handy flugs zahlreiche Kontaktdaten bekommen.

Auch Facebook nutzt Gesichtserkennung

Die Technologie ist nicht neu und wird immer weiter verbessert – etwa bei Facebook. Du kennst sicherlich die Kästen, die dir um Gesichter nach dem Hochladen eines Fotos angezeigt werden. Ab 2010 stand oft schon der Name der Person dabei, die Facebook anhand früherer Benennungen zu erkennen glaubte. 2012 wurde das nach massiven Protesten von Datenschützern in Europa wieder deaktiviert. Die Kästen sind zwar immer noch da, aber die Namen muss der Nutzer selbst eintragen.

Wenn du nicht möchtest, dass dich jemand ohne dein Wissen auf einem Foto markiert, kannst du in den Facebook-Einstellungen die Funktion aktivieren, über Markierungen benachrichtigt zu werden. Dann hast du auch die Chance, die Markierung wieder zu löschen. Die Klickwege zu der Einstellung siehst du in diesem Video:

Lesen Sie auch >   Terror-Warnung der Hamas entpuppt sich als Fälschung

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Stärker zum Einsatz kommt die Gesichtserkennung z.B. im Facebook-Mutterland USA: Da gibt es die Funktion „Moments“. Sie erkennt die abgebildeten Personen und gruppiert die Fotos automatisch zu Sammlungen. So kann Facebook auch einzelne Menschen erkennen, die selbst gar keine Fotos hochgeladen haben. Das bedeutet, dass Menschen möglicherweise ohne ihr Wissen von irgendeinem Algorithmus erfasst und erkannt werden.

Auch wenn „Moments“ in Europa nicht verfügbar ist, heißt es in der deutschen Datenschutzerklärung von Facebook:

„Weiterhin sammeln wir Inhalte und Informationen, die andere Personen bereitstellen, wenn sie unsere Dienste nutzen; dazu gehören auch Informationen über dich, beispielsweise, wenn sie ein Foto von dir teilen, dir eine Nachricht senden oder deine Kontaktinformationen hochladen, synchronisieren oder importieren.“

Nebenbei: Auch das Hochladen von Kontaktinformationen ist ein Problem!

Auf Google mit Bildern suchen

Über Googles Bildersuche lassen sich ebenfalls Daten fremder Menschen finden. Dazu kann man auf dem Computer einfach irgendein Foto in den Suchschlitz der Bildersuche ziehen. Danach listet die Suchmaschine die Internetseiten auf, auf denen das Foto zu sehen ist. Allerdings sagt Google nicht, wer die Personen auf den hochgeladenen Fotos sind. Solche Infos liefern dann meistens die Seiten, auf denen die Bilder verwendet werden – manchmal auch mitsamt irgendwelchen Kontaktdaten.

Gibt es keine Übereinstimmung in der Bildersuche, werden zumindest solche Fotos angezeigt, die dem hochgeladenen ähneln. Allerdings sind dann nicht zwangsläufig die gleichen Personen darauf zu sehen. Als Ähnlichkeiten gelten eher Farben, Kleidung, Hintergründe usw. Mehr zur „Mustererkennung“ liefert die Google-Datenschutzerklärung.

Lesen Sie auch >   Ist es eine Straftat, eine "Compact"-Zeitschrift zu besitzen?

Anonym bleiben im Netz

Die Möglichkeiten der Gesichtserkennung zeigen, dass anonym zu bleiben immer schwieriger wird. Apps wie FindFace beweisen, dass „irgendjemand auf der Straße“ nicht „irgendjemand“ bleiben muss. Das birgt ungeahnte Möglichkeiten, zum Beispiel für Geheimdienste: Bei Demonstrationen etwa könnten sie Menschen ermitteln und gezielt verfolgen. Und nicht in jedem Land ist Meinungsfreiheit so ein hohes Gut wie in Deutschland.

Ein paar Tipps für mehr Anonymität im Netz:

  • Zeige nicht jeden Schnappschuss von dir öffentlich in sozialen Netzwerken.
  • Wenn du Fotos von dir hochlädst, überlege, ob sie wirklich jeder Fremde sehen soll oder doch lieber nur deine Freunde.
  • Nutze Profilfotos, auf denen du nicht komplett zu erkennen bist.
  • Sprich mit deinen Freunden darüber, dass sie dich erst fragen, bevor sie Fotos von dir ins Internet stellen oder in soziale Netzwerke hochladen.
  • Gib hin und wieder deinen Namen in Suchmaschinen ein und kontrolliere, was gefunden wird. Du hast das Recht, unliebsame Dinge über dich löschen zu lassen. Mehr dazu liest du auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW.
  • Benutze auf unterschiedlichen Social-Media-Plattformen auch unterschiedliche Bilder. Was hilft dir ein Pseudonym auf einer Dating-Plattform, wenn du in einem öffentlichen sozialen Netzwerk mit demselben Bild auftauchst, unter dem dein richtiger Name steht?!
  • Bietet dir ein soziales Netzwerk die Möglichkeit, dein Profil in Suchmaschinen auffindbar zu machen, deaktiviere sie. Wie das z.B. bei Facebook geht, zeigt dieses Video:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


Artikelbild: mimikama

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)