Der Auslöser: Ein fragwürdiger Hamas-Fragebogen

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den sozialen Medien: Ein angeblicher Fragebogen über die Terrororganisation Hamas, der an einer Berliner Grundschule im Umlauf gewesen sein soll, sorgte für reichlich Diskussionsstoff und Empörung. Besonders brisant wurde der Fall, als ein Abgeordneter der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus seine Reichweite nutzte, um den vermeintlichen Fragebogen zu teilen. Laut dem Screenshot sollten Sechstklässler darüber nachdenken, ob sie die Massaker der Hamas an israelischen Bürgern gerechtfertigt fänden.

Foto des angeblichen Hamas-Fragebogen
Foto des angeblichen Hamas-Fragebogen

Aufklärung: Falschinformation enttarnt

Die Welle der Empörung, die sich in den sozialen Medien breitmachte, veranlasste die Berliner Bildungsverwaltung und die betroffene Galilei-Grundschule, sich zu dem Vorfall zu äußern. Beide Institutionen dementierten vehement, dass ein solcher Fragebogen im Unterricht verwendet worden sei. „Das ist eine Falschmeldung“, betonte ein Sprecher der Bildungsverwaltung gegenüber der Deutschen Presse-Agentur am 18. Oktober. Auch die Schule stellte klar: „Dieses sogenannte Arbeitsblatt stammt nicht aus dem Unterricht an der Galilei-Grundschule“. (Quelle)

Pressemitteilung

Galilei-Grundschule dementiert Vorwurf der “Gesinnungsprüfung”

“Die Galilei-Grundschule dementiert klar die in den sozialen Medien kursierende Behauptung, es gebe dort eine “Gesinnungsprüfung” bezüglich der Haltung der Kinder zum Konflikt zwischen Israel und Palästina.
Zum Hintergrund: Über soziale Medien ist das Foto eines Arbeitsblatts verbreitet worden, das angeblich im Unterricht an der Galilei-Grundschule in Berlin eingesetzt worden sein soll. Auf diesem Arbeitsblatt werden Kinder gefragt, ob sie die Terroranschläge der Hamas auf Israel gutheißen und ob sie es für akzeptabel halten, Demonstrationen zu besuchen, auf denen Terroranschläge gefeiert werden. Der Bundestagsabgeordnete Ferat Kocak hat daraufhin auf X, vormals Twitter, behauptet, an der Galilei-Grundschule erfolge eine “Gesinnungsprüfung”.
Nach gründlicher Prüfung steht fest: Dieses sog. Arbeitsblatt stammt nicht aus dem Unterricht an der Galilei-Grundschule. Die Schule prüft derzeit eine Anzeige gegen die ursprünglichen Urheber dieser Behauptung wegen der Verbreitung von Unwahrheiten. Der Ursprung des in den sozialen Medien verbreiteten Bildes ist unklar.
Unsere Schule unterbindet Gewalt und deren Billigung. Eines unserer wichtigsten Erziehungsziele ist das der gewaltlosen Konfliktlösung in der Schule und im Alltag. Wir halten uns zudem an den sog. “Beutelsbacher Konsens”, nach dem Dinge, die in der Gesellschaft kontrovers behandelt werden, auch im Unterricht kontrovers zu diskutieren sind. Dementsprechend achten unsere Lehrkräfte auf eine ausgewogene Darstellung des Konflikts zwischen Israel und Palästina.
Wir möchten unserer Enttäuschung Ausdruck verleihen, dass ein Abgeordneter des Abgeordnetenhauses und andere hier eine Behauptung verbreiten, die nicht zutrifft und die von diesen Personen offenbar nicht geprüft worden ist. Es handelt sich klar um die Verbreitung von Fake News. Auch dies ist ein pädagogisches Ziel an unserer Schule: Quellen sind gewissenhaft zu prüfen, bevor man Inhalte öffentlich verbreitet. Wir bitten Eltern, politisch Verantwortliche und alle, die an guter Bildung interessiert sind, in Fällen wie dem aktuellen zunächst das Gespräch mit der Schule zu suchen.
Die Schulleitung der Galilei-Grundschule”

Die Reaktionen: Aufarbeitung und Kritik

Die Galilei-Grundschule drückte ihre Enttäuschung darüber aus, dass ein Abgeordneter der Abgeordnetenkammer und andere die Falschmeldung verbreitet hatten, ohne die Fakten zu überprüfen. Das ursprüngliche Posting, in dem behauptet wurde, dass ein Mädchen der sechsten Klasse das Foto des Fragebogens am 16. Oktober im Unterricht gemacht habe, wurde inzwischen gelöscht.

Die Frage, die offen bleibt, ist: Wer hat diesen Fragebogen erstellt? Handelt es sich um bewusst gestreute Fake News oder um einen Honeybot? Wir bleiben dran.

Fazit: Ein Fallbeispiel für die Verbreitung von Fake News

Dieser Vorfall zeigt, wie schnell sich Falschinformationen in unserer Gesellschaft verbreiten und wie wichtig es ist, Behauptungen zu überprüfen, bevor sie verbreitet werden. Die rasche und transparente Reaktion der Bildungsverwaltung und der betroffenen Schule hat dazu beigetragen, die Wahrheit ans Licht zu bringen und einen sachlichen Diskurs zu fördern. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, Fakten von Fiktion zu trennen, um eine informierte öffentliche Debatte zu gewährleisten.

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
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