Chemiker sieht in der Homöopathie Widerspruch zur Wissenschaft und wähnt auch häufig Betrug. Er steht damit nicht alleine da!

Homöopathie und evidenzbasierte Wissenschaft im Widerspruch: Am letzten Wochenende habe ich ein längeres Gespräch mit einem Chemiker gehabt. Wir haben über vieles gesprochen. Natürlich auch über seinen Arbeitsbereich. Über Chemie, über den schlechten Ruf von Chemie an sich, über Wirkungsweisen von verschiedenen Stoffen, aber auch über Arzneimittel.

Chemie ist nun mal eine evidenzbasierte und exakte Wissenschaft. Reaktionen haben einen Grund und lassen sich erklären. Und wenn etwas auf einmal dampft oder in Flammen aufgeht, dann steckt eine chemische Reaktion dahinter. Diese hat einen logischen Anlass, diese lässt sich auch beliebig oft unter den gegebenen Bedingungen replizieren. Und diese Reaktionen lassen sich in jedem Versuch natürlich transparent nachweisen und erklären. Als in unserem Gespräch das Thema Medizin und Impfungen auftauchte, wurde meinen Gesprächspartner jedoch recht deutlich. Vor allem recht deutlich mit Blick auf die Homöopathie.

Als Chemiker lehnt er ganz klar viele Dinge aus der Homöopathie ab. Er geht sogar noch weiter. Mir gegenüber zeigt er sich der Ansicht, dass viele Bereiche aus der Homöopathie für ihn einen Betrug darstellen. Er geht davon aus, dass viele Menschen aus der dazugehörigen Lobby wissen, dass so einige Mittelchen gar nicht medizinisch wirken können und diverse Vorgänge völliger Unsinn sind. Als Beispiel führte er mir gegenüber die Potenzierungen an.

Homöopathie und Potenzierungen

Potenzierung in der Homöopathie bedeutet, dass durch schrittweises Verdünnen einer ursprünglichen Flüssigkeit der Wirkungsgrad erhöht wird. Und dieses Verdünnen nennt sich potenzieren. Sprich, die verdünnte Flüssigkeit würde am Ende sogar eine konzentriertere Wirksamkeit haben. Das steht jedoch im kompletten Widerspruch zur Chemie und der Wirksamkeit von Stoffen. Hier wurde mein Gesprächspartner wieder deutlich.

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Denn in der Chemie ist es ganz einfach so: wenn ich bestimmte Stoffe verdünne, dann sinkt ihre Konzentration und dementsprechend auch ihre Wirksamkeit. Gleichzeitig nimmt natürlich deren Volumen zu. Einfachstes Beispiel ist eine Salzsäure.

Wenn ich eine konzentrierte Salzsäure habe und die mit Wasser verdünne, dann ist die Säure nicht mehr so aggressiv. Wenn ich irgendwann fast nur noch Wasser habe und ein kleiner Bestandteil innerhalb dieser großen Flüssigkeit die Salzsäure ist, dann ist die gesamte Lösung am Ende eher harmlos. Sie ist einfach nicht mehr wirksam. Und so funktionieren Chemie und Physik. So funktioniert Wissenschaft. Das ist nachweisbar und in jedem einfachen Experiment zu zeigen.

Der „Energie Ring“

Mein Gesprächspartner wähnt in einigen Bereichen der Homöopathie und auch der Energetik Betrug. Als Beispiel dafür führte er mir gegenüber den sogenannten „Energie Ring“ um das Wiener Krankenhaus Nord (Klinikum Floridsdorf) an. Dieser Fall ging im Frühjahr 2018 in Österreich durch alle Medien!

Genauer gesagt war es seinerzeit eine „Verlegung eines Schutzrings, der verhindert, dass negative Energien des Umfelds Einfluss auf das Haus und die Menschen nehmen“. So zitiert es DER STANDARD. 95.000 Euro wurde für diese und andere Maßnahmen ausgegeben. Eine evidenzbasierte Wissenschaft steckt da nicht hinter. Ein Effekt lässt sich nicht messen, nicht replizieren und auch nicht evidenzbasiert erklären.

Aber nicht nur mein Gesprächspartner konnte seinen Betrugsvorwurf an dieser Stelle nicht zurückhalten. Es kam in diesem Fall zu Ermittlungen wegen Untreue, die jedoch eingestellt wurden (vergleiche). Zu Ermittlungen bezüglich einer Wirksamkeit kam es augenscheinlich nicht. Und genau das hat mein Gesprächspartner vom letzten Wochenende als Schlag ins Gesicht einer jeden Wissenschaftlerin und jedes Wissenschaftlers gesehen.

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Wenn es nicht schadet, ist es doch egal …

„Wenn es ja nicht schadet…“ Das ist ein Irrglaube, der sich häufig im Kontext der Homöopathie verbreitet. Wenn es nicht schadet, dann ist es doch egal? Nein, das ist es nicht! Wenn es nicht wirkt, dann haben wir ein Problem.

Wenn ich mich auf Mittel verlasse, die eine Wirksamkeit propagieren, am Ende jedoch keine Wirksamkeit innehaben, dann erreiche ich keinen positiven Effekt. Auf einen Placebo-Effekt zu hoffen, ist bei (vor allem schweren) Erkrankungen nicht ratsam. Die Ärztin und Autorin Natalie Grams-Nobmann hat in einem aktuellen Artikel auf spektrum.de auf dieses Problem deutlich hingewiesen. „Wer Globuli sät, wird Impfgegnerschaft ernten„, das ist der Titel ihres aktuellen Artikels. Darin macht sie deutlich, dass eine vermeintliche Alternativmedizin nicht die Medizin ersetzen kann.

Die Folgen führt uns nun die Pandemie drastisch vor Augen. Spätestens jetzt muss klargemacht werden, dass Homöopathie keine Medizin ist. Es muss eine klare Position gegen unwissenschaftliche Mittel und Methoden aller Art her. – Nathalie Grams-Nobmann

Grams-Nobmann beschreibt deutlich das Problem, dass jahrelang vermeintliche Heilmittelchen verharmlost wurden. Natürlich haben diese Mittelchen in erster Linie nicht dem Körper geschadet, jedoch haben sie einen Einstieg in einen Fehlglauben bereitet. Den Einstieg in den Fehlglauben, dass Medizin (die evidenzbasiert wirkt) durch eine andere vermeintliche Form der Medizin ersetzt werden kann. Und das ist am Ende wiederum gefährlich. Hier noch der Link zu dem aktuellen Artikel von Natalie Grams-Nobmann auf spektrum.de .

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