Das Modeunternehmen „Hugo Boss“ hat eine Nazi-Vergangenheit, die aber mancherorts zu dem Schluss führt, dass dort auch die Uniformen des Dritten Reichs designt wurden.

So finden sich in sozialen Medien immer wieder vermeintliche Werbeanzeigen von Hugo Boss, die angeblich authentisch seien:

https://twitter.com/historyinmoment/status/1177011177194491904

Auch Variationen des obigen Bildes kursieren immer wieder mal:

Auf den ersten Blick fällt bereits auf, dass etwas nicht stimmen kann:
Warum sollten Anzeigen für deutsche Uniformen, die sich also explizit an Deutsche richten, in Englisch verfasst worden sein?
Zudem wird von einer „1934 Collection“ geschrieben, einige der Uniformen sind jedoch jüngeren Datums.

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Die Kollegen von „Fake History Hunter“ fanden sogar heraus, woher die Illustrationen in den Fake-Werbeanzeigen stammen:
Aus dem Buch „German Uniforms of the Third Reich 1933-1945“ von Illustrator Pierre Turner und Autor Brian Leigh Davis aus dem Jahr 1980.

Aber was hatte Hugo Boss mit den Nazis zu tun?

Auch wenn der Name heutzutage hauptsächlich mit Designerkleidung in Verbindung gebracht wird, so war das Unternehmen 1924 hauptsächlich als Bekleidungsfirma tätig, die zu der Zeit einen neuen Großkunden bekam: eine Lieferung von Braunhemden für die Mitglieder der NSDAP.

1938 bekam die Firma dann weitere Aufträge zur Herstellung von Armeeuniformen, was für die damals nur 250 Mitarbeiter kleine Firma ein enormer Zugewinn war. Allerdings wurden die Uniformen nur hergestellt, aber nicht designt!

Das Design der Nazi-Uniformen stammt von mehreren Personen und beruht auf den Schnittmustern früherer preußischer Uniformen. Die berüchtigte schwarze Uniform der SS wurde beispielsweise von dem Maler Karl Diebisch entworfen.

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Hugo Boss war nicht die einzige Schneiderei, die von den Nazis Aufträge zur Herstellung der Uniformen bekam (dies wäre für den mittelgroßen Betrieb auch gar nicht zu schaffen gewesen), allerdings die heutzutage Bekannteste. Da die Firma immer wieder mit der Nazi-Vergangenheit konfrontiert wurde, gaben sie auch eine Untersuchung in Auftrag, welche jedoch nicht von ihnen selbst durchgeführt wurde.
Eine Aufarbeitung dieser Jahre von Roman Köster findet sich direkt auf den Seiten von Hugo Boss.

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Fazit

Hugo Boss profitierte zweifellos von den Nazis. Der Firmeninhaber war selbst Mitglied der NSDAP, in der Fabrik wurden auch Zwangsarbeiter zu unmenschlichen Bedingungen eingestellt, wofür Boss nach dem Krieg auch eine Strafe von 25.000 Reichsmark zahlen musste.

Das Unternehmen stellte also, wie andere Schneidereien ebenfalls, Uniformen für die Nazis her, das Design wurde ihnen allerdings vorgegeben.

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