Ich glaub, mein Schwein pfeift – Fordert die CDU eine Schweinefleischpflicht?
Autor: Ralf Nowotny
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2016 scheint das Jahr der skurrilen Schlagzeilen zu sein. Im wilden Gefetze der Parteien gibt es nicht nur von extrem linker und rechter Seite seltsame Behauptungen.
Nein, auch eher seriöse Blätter posaunen mit schweinischer Wollust eine angebliche Forderung der CDU raus: Schweinefleischpflicht in allen Kantinen! Fette Schwarte oder mageres Rippchen? Kauen wir mal genauer hin:
Quer durch das Land wird in den Schlagzeilen geferkelt, was das Zeug hält, so auch in der Huffington Post:
und auf News.de:
Die Schlagzeile „Schweinefleischpflicht“ rannte ungebremst wie die wilde Sau durch den Medienwald und machte auch vor Facebook nicht halt:
Was wird gegrunzt?
Konkret schreiben die meisten Quellen mehr oder weniger offensichtlich, dass die CDU-Nord wohl die „falsch verstandene Rücksichtnahme“ auf Minderheiten wie Vegetarier, Veganer und Muslime leid ist, weswegen sie fordern, dass es verpflichtend Schweinefleisch in jeder Kantine geben müsse.
Schweinefleischpflicht – Der neue #Aufschrei
Mit dem (Eber-)Kopf durch die (Stall-)Wand – so sehen anscheinend sehr Viele jene angebliche Forderung der CDU. Müssen Vegetarier und Veganer nun also zwangsweise Schweinefleisch essen? Müssen sich Muslime ihrem Glauben widersetzen? Und was, wenn einem Schweinefleisch einfach nicht schmeckt? Erwartungsgemäß kam es also zu einem großen Aufschrei von allen Seiten, der durch sämtliche soziale Medien quiekte.
Auf Trüffelsuche
Nachdem wir uns also durch den Matsch gewühlt haben, versuchen wir mal zu schauen, wo die Trüffel ist, sprich: Die Quelle der ganzen Sauerei. Dies ist nämlich jener kurze Antrag der CDU:
„Die Landesregierung wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass Schweinefleisch auch weiterhin im Nahrungsmittelangebot sowohl öffentlicher Kantinen als auch in Kitas und Schulen erhalten bleibt. Oberstes Ziel muss eine gesunde und ausgewogene Ernährung sein.
Der Minderheitenschutz – auch aus religiösen Gründen – darf nicht dazu führen, dass eine Mehrheit aus falsch verstandener Rücksichtnahme in ihrer freien Entscheidung überstimmt wird. Toleranz bedeutet in einer pluralistischen Gesellschaft auch die Anerkennung und Duldung anderer Esskulturen und Lebensweisen.“
Mit anderen Worten:
Es wird sich nicht etwa dafür eingesetzt, dass es eine Schweinefleischpflicht gibt, sondern dafür, dass Schweinefleisch nicht aufgrund des Minderheitenschutzes vom Speiseplan vieler Kantinen verschwinden muss. Es betrifft also hauptsächlich jene Kantinen, in denen Schweinefleisch auch angeboten wird. Es gibt aber genug Kantinen, in denen es von vornherein kein Schweinefleisch gibt, einerseits aus gesundheitlichen Gründen (Schweinefleisch ist lecker, aber sicher nicht das gesündeste Nahrungsmittel), andererseits auch oftmals, weil es, abhängig von der Belegschaft, weniger Interesse an Schweinefleisch gibt.
Du musst ein Schwein sein…
Auf die gesundheitlichen Auswirkungen übermäßigen Verzehrs von Schweinefleisch wollen wir gar nicht erst eingehen, das machen qualifizierte Gesundheitsseiten zu Genüge. Die CDU will auch niemanden zur Sau machen, indem sie jeden zwingen, Schweinefleisch zu essen. Das darf jeder für sich entscheiden und von uns aus auch Schweinefleisch essen, bis sich das Schwänzchen kringelt. Gezwungen wird aber niemand, auch nicht in Kantinen.
Fazit – Welches Schweinderl hätten’s denn gerne?
Die Vielfalt macht es aus. Dafür steht auch die CDU in ihrem Antrag ein. Keine Kantine soll gezwungen sein, auf Schweinefleisch zu verzichten, jeder Besucher der Kantine soll eine vielfaltige Auswahl an Nahrungsmitteln haben. Ob dies nun Schweinefleisch, Marzipanschweinchen, Tofuschwein oder meinetwegen auch vegetarisches Einhornfleisch ist. Es geht nur darum, in einer Kantine eine Auswahl zu haben, die jeden Geschmack berücksichtigt, ohne wegen Minderheiten auf bestimmte Speisen verzichten zu müssen.
Man sollte es kaum glauben, aber die meisten Vegetarier, Veganer und Muslime rennen nicht schreiend davon, wenn jemand Fleisch isst. Es mag ihnen nicht unbedingt gefallen, aber sie müssen es ja nicht essen. In einer multikulturellen Gesellschaft wie der Unseren ist Rücksichtnahme einer der Stützpfeiler des Zusammenlebens. Dazu gehört nicht nur, dass man nicht einem Nichtraucher den Rauch ins Gesicht bläst, sondern auch, dass man nicht unbedingt dem Vegetarier am Tisch gegenüber die Haxn unter die Nase hält.
Schweinefleisch aber komplett aus Kantinen entfernen? Nein, dazu ist jenes Fleisch zu sehr Teil unserer Esskultur. Im normalen Alltag ist Rücksicht richtig und wichtig, jedoch muss eine Kantine jedem Geschmack etwas bieten dürfen. Sowohl dem „Carnivoren“ als auch dem „Pflanzenfresser“. Und beide dürfen am Wassertrog spender gerne über die Vor- und Nachteile ihrer Essensvorlieben diskutieren. Aber bitte ohne sich mit Knochen und Salatblättern zu bewerfen.
Mimikama – Wir schneiden euer Schnitzel in kleine Häppchen!
[Siehe dazu auch: Eine ausgemachte Sauerei (ein satiErischer Kommentar)]
Autor: Ralf, mimikama.org
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