Abzocke: Fake-Shops auf Instagram

Autor: Tom Wannenmacher

Warnung
Warnung

Unsere Kooperationspartner Wahtchlist-Internet und das SWR-Verbrauchermagazin „Marktcheck“ warnen vor Fake-Shops auf Instagram!

Betrügerische Online-Shops schalten im großen Stil auf Social-Media-Plattformen wie Instagram Werbeanzeigen. Verdächtige Anbieter stammen meist aus China und schicken minderwertige Produkte. Mit Unterstützung unseres Kooperationspartners der Watchlist Internet führte das SWR-Verbrauchermagazin „Marktcheck“ eine umfangreiche Recherche zu betrügerischer Werbung auf Instagram durch. Lesen Sie hier die spannenden Ergebnisse oder sehen Sie sich das Video mit den Recherche-Ergebnissen an.

Instagram wird nach Recherchen des SWR-Verbrauchermagazins „Marktcheck“ immer häufiger von betrügerischen Fake-Shops genutzt. Ihre Werbeanzeigen dort haben oftmals eine Reichweite von mehreren Millionen Usern, die die Werbung in ihren Instagram-Streams angezeigt bekommen. Über die Werbeanzeigen leiten die Betreiber dieser Shops die Nutzer dann auf betrügerische Internet-Seiten.

Auf Instagram lauert auch betrügerische Werbung. Bild: SWR
Auf Instagram lauert auch betrügerische Werbung. Bild: SWR

Von Instagram zum Fake-Shop

Viele Werbeanzeigen führen per Link zum Teil zu dubiosen Internetshops. Diese sehen auf den ersten Blick seriös aus. Zudem ist meist nicht zu erkennen, dass die Betreiber in China sitzen. Für die Bezahlung wird auch der Bezahldienst „PayPal“ genutzt. Wer bei diesen Anbietern etwas bestellt, bekommt allerdings nicht das Produkt aus den Videos der Hochglanz-Anzeigen geliefert. Stattdessen werden billige, äußerst minderwertige Produkte an den Käufer versandt, die zum Teil kaum etwas mit der Bestellung zu tun haben.

SWR nahm Testbestellungen vor

Zu Testzwecken hat das SWR-Verbrauchermagazin „Marktcheck“ bei zehn Anbietern Waren bestellt, die große Werbekampagnen auf Instagram geschaltet haben. Einige der Werbevideos hatten fast fünf Millionen Aufrufe, allein auf Instagram. Bei keinem der Testkäufe wurde das beworbene Produkt geliefert. In einem Fall wurden statt eines Laptopständers einige Holzbrettchen verschickt – in einem anderen Fall bekam der SWR statt eines Outdoor-Ofens aus Edelstahl einen billigen Blecheimer aus China.

IT-Experte: Betrugsmasche als „Massenphänomen“

Für die Recherche wurde die Expertise der Watchlist Internet herangezogen und unser IT-Experte Declan Hiscox sowie KI-Expertin Louise Belzung interviewt, die bereits seit Langem betrügerische Aktivitäten im Internet beobachten. Die Watchlist Internet warnte bereits häufiger vor Betrugsmaschen auf Social-Media-Plattformen. Der Trend geht absolut nach oben, vor allem bei Werbeschaltungen auf Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok oder Facebook.

Betrug trotz „PayPal-Käuferschutz“

Auch wer das Produkt per PayPal bezahlt, ist trotz des sogenannten Käuferschutzes nicht unbedingt sicher – auch das haben die SWR-Recherchen gezeigt. Nach der Beschwerdemeldung wird der Käufer von PayPal stets aufgefordert, das Produkt an den Fake-Shop zurückzuschicken. Doch bei Anbietern, die mit einem falschen Impressum agieren, ist eine Rücksendung unmöglich. Zudem sind die Kosten für einen Paketversand nach China in der Regel höher als der Kaufpreis der Produkte. Die meisten „Fake-Produkte“ liegen nach den Recherchen des SWR im Preissegment zwischen 15 und 30 Euro. Damit wird eine Retoure finanziell sinnlos.

Das nutzen die Betrüger bewusst aus, sagt Louise Beltzung von der Watchlist Internet. Die Nutzer würden oft aufgeben und auf eine Rückzahlung verzichten. Auch das würden die Fake-Shops einkalkulieren, sagt Louise Beltzung. Sie hat mit ihren Kollegen daher gerade ein Browser-Plugin programmiert, das Fake-Shops vollautomatisch erkennen soll.

Nach SWR-Recherchen: Instagram sperrt Anbieter

Im Rahmen der Recherchen hat der SWR sowohl Instagram als auch PayPal die Namen von Fake-Shops übermittelt. Dazu äußerten sich beide Firmen nicht. Lediglich ein Anbieter wurde nach den Anfragen des SWR von Instagram gesperrt. Ein anderer Shop wurde, offenbar vom Betreiber, sofort aus dem Netz genommen, nachdem sich die SWR-Reporter als Journalisten zu erkennen gegeben hatten. Etliche weitere Fake-Shops sind allerdings bis heute online.

Damit konfrontiert, antwortet der Mutterkonzern von Instagram: „Wir arbeiten stetig daran, unsere Technologien noch weiter zu verbessern, um gegen diese Form von Betrug vorzugehen und wollen in Zukunft noch mehr tun, um solche Konten von unseren Plattformen fernzuhalten.”

PayPal und die Ahndung von Verstößen

Auch PayPal äußerte sich zu den konkreten Fake-Shops nicht – auch nicht auf die Frage, warum diese bis heute die PayPal-Dienste nutzen dürfen. Ganz allgemein teilte man dem SWR mit: „PayPal duldet keinen Missbrauch seiner Plattform für betrügerische Aktivitäten und geht Hinweisen auf Verstöße gegen die PayPal-Nutzungsrichtlinie nach. Jeder einzelne Fall wird von einem Team von Fachleuten (…) bearbeitet.“

Dem widerspricht ein langjähriger PayPal-Mitarbeiter in Berlin, zu dem der SWR im Rahmen der Recherchen Kontakt bekam. Seiner Aussage nach kümmere sich PayPal viel zu wenig um die Beschwerden: „Für PayPal ist die Rechnung ganz einfach: Wenn der Umsatz des Verkäufers stimmt, spielen die Beschwerden für PayPal keine Rolle. Die Mails versanden in den Kundencentern in Irland oder China. Dann ist der betrogene Käufer der Dumme.“ Zu diesem konkreten Vorwurf äußerte sich PayPal nicht.

EU-Berater: Lücken beim Verbraucherschutz

Der Jurist Professor Christoph Busch, einer der Fachberater der EU-Kommission zum Thema Onlinehandel, fordert, dass der Verbraucherschutz auf den Social-Media-Plattformen deutlich verbessert werden muss. Die aktuellen EU-Regelungen seien aus dem Jahr 1999 – „also aus einer Zeit, als es Instagram und Co. noch gar nicht gab“, so Busch. Aber bei der EU habe man das Problem erkannt. Derzeit arbeite die EU-Kommission an einem neuen sogenannten Digital Services Act – „und der soll Sorgfaltspflichten für Online-Plattformen, also auch für Instagram beispielsweise, formulieren und bei Plattformen, auf denen Kaufverträge abgeschlossen werden können, soll eine Verpflichtung eingeführt werden, dass die Identität der Händler überprüft werden soll.“

Das werde den Verbraucherschutz und die Sorgfaltspflichten der Plattformen deutlich erhöhen. Doch das wird noch mindestens zwei Jahre dauern, fürchtet der Jurist. Bis dahin, so raten auch Verbraucherschützer, sollten Nutzer lieber nur bei Shops kaufen, die sie kennen – und bei unbekannten Shops außerhalb der EU besser vorsichtig sein.

Fake-Werbung auf Social Media – so dreist läuft die Abzocke über Instagram | SWR

Video des SWR über die Recherche-Ergebnisse

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