Der Chefarzt eines Krankenhauses in Antwerpen sagt, dass alle Patienten auf der Intensivstation geimpft seien – was aber laut der dortigen Statistik nicht außergewöhnlich ist.

Immer wieder werden von Impfgegnern derzeit die Zahlen der Patienten auf den Intensivstationen herangezogen, um scheinbar zu beweisen, dass die Impfungen nicht wirken, da immer mehr vollständig Geimpfte dort liegen. Jüngstes Beispiel ist die Aussage eines Chefarztes in Antwerpen, doch wurde auch hier wieder ein Teil seiner Aussage unter den Teppich gekehrt.

Diverse einschlägige Seiten berichteten über die Aussage des Chefarztes, welche auch in einem 30-sekündigen Video von einer österreichischen Partei auf YouTube geteilt wird.

Ausschnitt aus dem Video mit dem Chefarzt in Antwerpen
Ausschnitt aus dem Video mit dem Chefarzt in Antwerpen

Die Aussage in dem Video

In dem kurzen Videoausschnitt sagt Kristiaan Deckers, Chefarzt im St. Augustinus-Krankenhaus in Antwerpen:

„Bei uns sieht man im Moment eine große Mehrheit von sogenannten Durchbruch-Infektionen. Das ist anders als vor ein paar Wochen, wo wir in der Tat die Mehrheit Ungeimpfte auf der Intensivstation hatten. Im Moment ist das nicht mehr so. Die Patienten, die hier im GZA-Krankenhaus auf der Intensivstation liegen – ich habe gestern noch nachgesehen – die sind eigentlich alle geimpft.“

Die Herkunft des Videos

Das verbreitete Video ist ein 30 Sekunden langer Ausschnitt eines Berichts des belgischen TV-Senders ATV, der insgesamt 1:37 Minuten lang ist (siehe HIER). In dem Bericht geht es vornehmlich darum,  dass die GZA-Krankenhausgruppe keine Betten mehr für Covid-Patienten freihalten wird, wenn Patienten mit anderen Krankheiten dringend auf Intensivstationen aufgenommen werden müssen.

Was in dem Videoausschnitt fehlt

Nach dem Ausschnitt geht das Video noch 14 Sekunden weiter. In dieser Zeit wird die Aussage des Chefarztes noch erläutert:

„Es handelt sich vor allem um Menschen mit anderen Grunderkrankungen, deren Immunsystem häufig bereits geschwächt ist. Das Durchschnittsalter der Patienten mit Durchbruchsinfektionen in der GZA liegt zwischen 55 und 60 Jahren.“

Dr. Deckers widerspricht der Argumentation

Impfgegner interpretieren seine Aussage nun so, als ob er damit sagen würde, dass Impfungen nicht wirken. Wie NWS flandersnews berichtet (siehe HIER), stellen laut Dr. Deckers die Impfgegner seine Argumente auf den Kopf.

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Wie auch in den Sätzen nach dem Gespräch (die in dem kurzen Video fehlen) deutlich wird, sprach er davon, dass es besonders für Menschen mit schwacher Immunität wichtig sei, sich impfen zu lassen, und auch deshalb viel in die Booster-Impfungen investiert wird, da eben viel immungeschwächte Patienten trotz Impfungen auf den Intensivstationen liegen.

Die Krankenhausgesellschaft GZA widerspricht ebenfalls

Die Kollegen von Correctiv fragten bei der Krankenhausgesellschaft an und bekamen von deren Pressesprecherin Astrid Schoenmaecker mitgeteilt, dass das verbreitete Video „offensichtlich“ aus dem Zusammenhang gerissen wurde:

„Es stimmt, dass zum Zeitpunkt des Videos alle Patienten auf unserer Intensivstation vollständig geimpft waren, aber 80 Prozent von ihnen hatten auch Vorerkrankungen, die ihr Immunsystem beeinträchtigen.“

Zudem sei die Impfquote in Belgien sehr hoch. In der Risikogruppe der 65 – 85-Jährigen liegt sie derzeit bei 94 Prozent, bei den 55 – 64-Jährigen bei 92 Prozent. (siehe HIER).

Es ist somit statistisch vollkommen normal, dass mehr geimpfte Personen in diesen Altersgruppen auf den Intensivstationen liegen, wenn sie zudem auch noch eine Immunschwäche aufweisen.

Wie The Brussels Times (siehe HIER) berichtet, sind die Statistiken sehr deutlich: Vollständig Geimpfte haben ein 14-mal geringeres Risiko, auf der Intensivstation zu landen.

Fazit

Der kurze Ausschnitt aus dem Video wird sinnentfremdet, da das Durchschnittsalter der Patienten zwischen 55 und 60 Jahren liegt, die Patienten größtenteils eine Immunschwäche durch Vorerkrankungen haben und die Impfquote in Belgien in den höheren Altersgruppen sehr hoch ist. Es ist also statistisch nur natürlich, dass die meisten Patienten auf den Intensivstationen geimpft sind.


Artikelbild: ATV

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