Katar: Ja, die WM-Stadien werden klimatisiert – Der Vergleich hinkt aber!

Bereits im August wurde sich auf Social Media darüber aufgeregt, dass die WM-Stadien in Katar, in der die Fußballspiele stattfinden werden, klimatisiert werden, während hierzulande eine Energiekrise herrscht. Doch der Vergleich hinkt, denn Katar hat eher einen Energieüberschuss – und die Anlagen werden eher wenig betrieben werden.

Autor: Ralf Nowotny

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Die Behauptung

Es wird sich darüber aufgeregt, dass hierzulande eine Energiekrise herrscht, während die WM-Stadien in Katar mit riesigen Klimaanlagen gekühlt werden.

Unser Fazit

Die Klimaanlagen werden aller Voraussicht nach größtenteils mit Solarenergie betrieben und kommen eher marginal zum Einsatz, da die Temperaturen im Winter in Katar bei angenehmeren 24 bis 29 Grad liegen.

Beginnen wir einfach: Was bei uns die Heizung, ist in Katar die Klimaanlage – notwendig, wenn die Temperaturen unangenehm sind. Während der Fußballweltmeisterschaft wird in Stadien gespielt, die Klimaanlagen haben. Die Frage ist jedoch offen, ob und wie oft diese dann auch benötigt werden, denn im Winter sind die Temperaturen dort nur zwischen 24 und 29 Grad – und betrieben werden sie mit Solaranlagen.

Der Aufreger

Es gibt sehr viele Dinge, über die man sich bezüglich der Fußballweltmeisterschaft in Katar aufregen kann, auf all jene Punkte wollen wir aber im Rahmen dieses Artikels nicht eingehen, sondern auf einen bestimmten Punkt, der bereits im August hochkochte und sicher wieder aufkommen wird: Die Klimaanlagen in den Stadien.

Die Fotos der Klimaanlagen auf Facebook und Twitter
Die Fotos der Klimaanlagen auf Facebook und Twitter

Emotional werden zu den Fotos wie im Screenshot oben immer wieder der Vergleich mit der hiesigen Energiekrise gezogen: Während gut bezahlte Spieler mit kalter Luft abgekühlt werden, müssen wir hierzulande Energie sparen, um „mal wieder die Welt zu retten“.

Das Framing ist offensichtlich: Während hierzulande gespart werden muss, werden in Katar die Stadien für eine WM, welche ohnehin keine große Beliebtheit erfährt, klimatisiert, aus unsere Sicht also eine riesige Energieverschwendung. Doch so einfach geht der Vergleich nicht.

Die Fotos sind echt

Die großen Düsen, die auf den Fotos zu sehen sind, zeigen tatsächlich die Klimaanlage in einem der acht Stadien, in denen die WM in Katar stattfinden wird. Genau genommen handelt es sich um Fotos aus dem Khalifa International Stadion in Doha, der Hauptstadt des Landes.

Sie stammen von dem Fotografen Karim Jaafar, der sie am 18. Mai 2017 aufgenommen und auf GettyImages hochgeladen hat (siehe HIER).

Die Klimaanlagen werden während der WM wahrscheinlich gar nicht betrieben

Als 2010 die WM an Katar vergeben wurde, war eine der Bedingungen, dass die Stadien klimatisiert sind, denn schließlich wurde davon ausgegangen, dass die WM im Sommer stattfinden wird und es den Spielern nicht zuzumuten ist, bei 40 Grad Außentemperatur über das Feld zu rennen, ohne nach wenigen Minuten zusammenzuklappen.

2015 berichteten unter anderem die „WirtschaftsWoche“ und der „Tagesspiegel“ über den Bau und die voraussichtliche Funktionsweise der Klimaanlagen. Das ganze Stadion wird dadurch auch nicht gekühlt, sondern nur bis zu drei Meter Höhe, sodass wenigstens die Spieler kühlere Luft haben.

Doch all dies ist eigentlich hinfällig, da ja vor Jahren bereits entschieden wurde, die WM im Winter auszutragen, vielleicht auch, weil manchen zu unsicher war, ob die Klimaanlagen zuverlässig funktionieren würden und die Wintertemperaturen auch angenehmer für die Fans sind.

Im November und Dezember liegt die Durchschnittstemperatur in Katar zwischen 24 und 29 Grad, mit durchschnittlich zwei Regentagen im Monat – also wie ein angenehmer Sommer in unseren Gefilden. Eine Entfeuchtung wird aber wahrscheinlich trotzdem nötig sein, da die relative Luftfeuchtigkeit während der WM bis zu 70 Prozent beträgt – Schweiß kann also schlechter an die Luft abgegeben werden.

Der Vergleich mit Katar hinkt

Wie Günter Meyer, Leiter des Zentrums für Forschung zur Arabischen Welt (ZEFAW) an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, dem Bayerischen Rundfunk erklärte, ist die Situation hinsichtlich der Energieversorgung in Deutschland und in Katar völlig unterschiedlich und daher verschieden zu bewerten.

So haben wir in Deutschland als Energieimporteur derzeit einen massiven Mangel an Energie und müssen diese deshalb einsparen, während in Katar jedoch alleine schon durch eigene Öl- und große Erdgaslagerstätten einen Energieüberschuss hat, zudem durch die durchschnittlichen Sonnenscheindauer von 9,4 Stunden pro Tag ein enormes Potenzial an Solarenergie besteht, welches erst in den letzten Jahren langsam an Schwung aufnimmt.

Es mache also wenig Sinn, Katar eine vermeintliche Energieverschwendung vorzuwerfen. Das Land hat einen Energieüberschuss, so ist nichts dagegen einzuwenden, wenn diese für Klimaanlagen, die ja auch für Sportereignisse nach der WM eingesetzt werden, verwendet wird.

Selbst wenn statt der Solarenergie Gas in Katar verwendet werden würde, wäre ein „Energieneid“ unsinnig, denn schließlich haben wir keine weltweite Gaskrise, sondern eine europäische Gaskrise aufgrund der bekannten Umstände. Weltweit ist im Prinzip genug Gas vorhanden, es kommt bloß nicht bis nach Deutschland.

Fazit

Wie oben bereits geschrieben: Es gibt sehr viele Dinge, über die man sich bezüglich der Fußballweltmeisterschaft in Katar aufregen kann und auch sollte. Die Klimaanlagen, deren Betrieb aufgrund der Verschiebung der WM in die Wintermonate ohnehin wahrscheinlich nur eher marginal erfolgen wird, sind jedoch das geringste Problem.

Weitere Quelle:

BR Faktenfuchs
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