Kettenbrief: „Selbstmordzahlen sind gestiegen“ – Es gibt immer noch keine aktuellen Zahlen!
Aktuell kursiert wieder in sozialen Medien ein Kettenbrief, in dem behauptet wird, die „Selbstmordzahlen“ seien gestiegen. Die Behauptung ist jedoch unbewiesen.
Im Grunde ist der Kettenbrief eine gute Sache: Es wird auf die Telefonseelsorge verwiesen. Die Begründung für den Kettenbrief bezüglich gesteigerten Suizidraten ist jedoch ein gern verwendetes Argument von Lockdown-Gegnern und hat keine statistische Grundlage.
Um diesen Kettenbrief handelt es sich:
Der Kettenbrief im Wortlaut:
Suizidrate stieg nach bisherigen Erkenntnissen nicht!
Wer im Internet nach aktuellen Statistiken sucht, wird bemerken, dass es diese noch gar nicht gibt. Die Zahlen werden aber nicht etwa verheimlicht, sondern aufgrund der umfangreichen Auswertungen immer erst zwei Jahre später veröffentlicht, so ist mit den endgültigen Zahlen für 2020 erst im Jahr 2022 zu rechnen.
Was es jedoch gibt, sind vorläufige Auswertungen, und diese weisen ein anderes Bild auf, als in dem Kettenbrief assoziiert wird: Die Suizidrate war 2020 allen Anschein nach niedriger als in den Vorjahren.
Das Statistische Bundesamt verlautbarte in einer Pressemeldung vom 8. Juli 2021 (siehe HIER), dass die Zahl der Suizide im Jahr 2020 nach der vorläufigen und noch nicht vollständigen Auswertung bei 8 565 lag, somit leicht unter der Zahl von 2019 (9 041 Suizide).
Die Anzahl der Suizide lag als nach letztem Erkenntnisstand also niedriger als 2019.
Natürlich interessierten sich auch Wissenschaftler dafür, ob die Lockdowns die Suizidrate beeinflussen würde. In einer Meta-Analyse mit Daten aus 21 Ländern (archiviert HIER, PDF-Datei) wurde festgestellt, dass die Suizidrate zumindest in der Frühphase der Pandemie im ersten Lockdown stabil blieb oder teilweise sogar sank (neuere Zahlen liegen noch nicht vor).
Da diese Zahlen aber wichtig sind, strebt die „International Association for Suicide Prevention“ an, ein spezielles Monitoring der Daten zu betreiben, um möglichst zeitnah aktuelle Statistiken veröffentlichen zu können.
Fazit
Am 10. September ist wieder der Welttag der Suizidprävention (World Suicide Prevention Day). Wahrscheinlich deshalb verbreitet sich auch wieder dieser Kettenbrief.
Es ist richtig und wichtig, die Nummer der Telefonseelsorge zu verbreiten. Doch es nicht gut, mit der falschen Behauptung am Anfang des Kettenbriefs damit auch das Narrativ der Corona-Leugner zu verbreiten, die mit dieser Behauptung gegen die Lockdown-Maßnahmen protestieren.
Hotlines zur Suizidvermeidung
Notrufnummern für Suizidgefährdete bieten Hilfe für Personen, die in Not sind. Wende dich an eine Notfallnummer, wenn du selbst Hilfe brauchst oder Hilfe für einen Freund suchst. Falls du wegen eines/einer Freundes/Freundin besorgt bist, ermutige die Person dazu, die Notrufnummer ebenfalls anzurufen.
Österreich
Rat auf Draht
http://rataufdraht.orf.at
Telefon: 147
Deutschland
Telefonseelsorge
http://www.telefonseelsorge.de
Telefon: 0800 111 0 111
Telefon: 0800 111 0 222
Nummer gegen Kummer
https://www.nummergegenkummer.de
Telefon: 0800 111 0 550 (Erwachsene)
Telefon: 0800 111 0 333 (Kinder)
Schweiz
Tel 143 – La Main Tendue – Die Dargebotene Hand – Telefono Amico
http://www.143.ch
Telefon: 143
Weitere Quellen:
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