Wie ernst sind die Aussagen Kimmichs über die Impfung zu nehmen? Wissenschaftlerinnen kontern mittlerweile seine Aussagen.

Joshua Kimmich hat sich aufgrund „persönlicher Bedenken“ noch nicht gegen das Coronavirus impfen lassen. Er habe Bedenken, „gerade was fehlende Langzeitstudien angeht“, sagte Kimmich.

Sicherlich, er betonte, dass er kein Coronaleugner sei. Aber wie sind seine Aussagen einzuschätzen? Im Netz erntete Kimmich bereits einiges an Spott. Doch seine Aussagen sind durchaus in gewisser Form ernst zu nehmen. Nicht dahingehend, dass er eine Fachkompetenz im Bereich der Virologie oder Immunologie besetzt. Nein, die Aussagen sind viel mehr dahingehend ernst zu nehmen, wie er den Begriff der Langzeitfolgen definiert.

Und vor allem warum er davon so überzeugt ist und wie diese Problematik der Haltung überhaupt zustande kommen kann. Die Ärztin Natalie Grams-Nobmann fasst das Problem sehr gut zusammen und schreibt auf Twitter:

Bei aller Empörung über #Kimmich finde ich, dass er wahrscheinlich nur ausdrückt, wie es vielen Menschen geht. Sie haben Bedenken, sie brauchen mehr Infos. Daran ist nichts verwerflich. Im Gegenteil ist das DIE Chance für Aufklärung. Lasst uns also über Langzeitfolgen sprechen.

Kimmich steht stellvertretend

Der Bayernspieler steht also stellvertretend für ein ganz anderes Problem. Es geht darum, dass eine Impfskepsis in Bezug auf das Coronavirus sich aufgrund von Mythen und Verschwörungstheorien in die Mitte der Gesellschaft gedrängt hat. Impfungen waren jahrelang überhaupt kein Thema. Wer beispielsweise in gewisse Gebiete in Afrika geflogen ist, hat sich logischerweise mit verschiedenen Vakzinen impfen lassen. Schluckimpfung, Masern, Zecke, all die Jahre gab es nie irgendein Theater in Bezug auf diese Impfungen. Und jetzt kommt das Coronavirus und wir haben die Möglichkeit, unseren Alltag vielleicht irgendwie wieder halbwegs normal etablieren zu können, wenn sich alle impfen lassen. Doch in dieser neuen Situation gibt es auf einmal diese große Impfskepsis.

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Die kommt nicht von irgendwoher, sondern wurde von Anfang an vor allem auf Social Media geschürt. Ein Ergebnis davon zeigt sich beispielsweise in der zweifelnden Haltung, wie sie auch Kimmich an den Tag legt. Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, hat die Bedenken von Nationalspieler Joshua Kimmich wegen fehlender Langzeitstudien bei Impfstoffen zurückgewiesen

Wir kennen jedoch schon länger die teilweise völlig absurden Vorwürfe gegen die Corona-Impfung. Da wurde behauptet, dass Frauen nicht mehr schwanger werden können, wenn sie geimpft sind. Oder die vielen anderen Behauptungen, dass Menschen nach der Impfung reihenweise sterben. Ich erinnere da nur an den vielfach zitierten Inhalt des Dr Coldwell, der sagte, dass im September angeblich alle Geimpften sterben. Natürlich ist das Unsinn, aber viele Menschen glauben, dass zumindest ein Fünkchen Wahrheit daran sein könnte.

Das ist ein Klassiker! Es geht um Aussagen wie „die Wahrheit liegt ja in der Mitte“. Es geht um Vermutungen, dass irgendwo ein Anlass für die Vorbehalte sein müsste. Und genau das lässt diese Skepsis heranreifen. Eine schleichende, toxische Skepsis, die am Ende dafür sorgt, dass Menschen im Zweifel sich gegen eine Impfung entscheiden. Oder eben wie Kimmich Zweifel haben.

Nun gut, ich bin geimpft. Und das schon seit April. Ich lebe noch. Die Impfung hat mich in keinem Fall irgendwo beeinträchtigt. Das wird auch so bleiben, denn das, was als Langzeitfolgen vielerorts definiert wird, sind eben keine Langzeitfolgen. Es gibt ganz klare Beschreibungen, was Langzeit oder Spätfolgen sein sollen und warum die nach einer Impfung nicht eintreten. Der Immunologe Carsten Watzl hat in Bezug auf mögliche Langzeitfolgen von Impfungen geäußert und auf ein weit verbreitetes Missverständnis hingewiesen:

Was man bei Impfungen unter Langzeitfolgen versteht, sind Nebenwirkungen, die zwar innerhalb von wenigen Wochen nach der Impfung auftreten, die aber so selten sind, dass es manchmal Jahre braucht, bis man sie mit der Impfung in Zusammenhang gebracht hat“ – Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie

Watzl verwies darauf, dass Nebenwirkungen einer Impfung immer innerhalb von wenigen Wochen nach der Impfung auftreten. Danach sei die Immunreaktion abgeschlossen und der Impfstoff aus dem Körper verschwunden. Auf Twitter schreibt Watzl:

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Nachdem ich mich heute bei der dpa zu Langzeitfolgen bei Impfungen geäußert habe, fühlen sich viele Menschen dazu berufen, mir per Email die ‚Wahrheit‘ mitzuteilen. Daher hier mal ein 🧵
Spoiler: Vor Langzeitfolgen der COVID-19 Impfung muss man keine Angst haben! Was sind Langzeitfolgen bei Impfungen? Dazu habe ich schon im Januar in der ersten Watzl Weekly Folge aufgeklärt.

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Viele Menschen verstehen darunter Nebenwirkungen, die erst viele Monate oder Jahre nach einer Impfung auftreten. Und bei der schnellen Entwicklung der Impfstoffe wäre das natürlich ein Problem. Aber das ist falsch! Langzeitfolgen bei Impfungen sind seltene Nebenwirkungen, die häufig erst nach längerer Zeit mit der Impfung in Zusammenhang gebracht werden. ABER: Diese Nebenwirkungen treten innerhalb weniger Wochen nach der Impfung auf!

Denn die Impfung erzeugt ein Immunreaktion. Diese ist nach wenigen Wochen abgeschlossen und der Impfstoff ist aus dem Körper verschwunden. Daher passieren Nebenwirkungen immer recht kurz nach der Impfung!

Beispiel Narkolepsie nach Impfung gegen Schweinegrippe. Auch hier traten die Nebenwirkungen innerhalb weniger Wochen nach der Impfung auf! Es hat aber länger gedauert, bis man das einem der Grippeimpfstoffe zugeordnet hatte. Beispiel Dengue Impfung. Hier haben sich krankheitsverstärkende Antikörper erst nach 3 Jahren gezeigt? NEIN! Diese sind direkt nach der Impfung aufgetreten, es hat nur 3 Jahre gedauert, bis man den Zusammenhang hergestellt hatte.

Also: Nebenwirkungen treten sehr bald nach der Impfung auf. So auch die Myokarditis, die innerhalb von 5 Tagen nach der zweiten mRNA Impfung auftreten kann. Warum dauert es dann so lange, bis manchmal der Zusammenhang hergestellt ist? Weil es seltene Ereignisse sind!

Beispiel Myokarditis. Diese tritt auch ohne Impfung recht häufig gerade bei männlichen Kindern und Jugendlichen auf. Würden wir bei dieser Gruppe nur 1 Mio COVID-19 Impfungen pro Jahr machen, würde es Jahre brauchen, bis man die Nebenwirkung erkannt hätte.

Aber genau hier ist der Vorteil, dass wir bei den COVID-19 Impfungen >100 Mio Dosen in Deutschland und >6 Mrd. Impfungen weltweit in relativ kurzer Zeit verabreicht haben: Auch die seltensten Nebenwirkungen werden rasch erkannt! Wir kennen die Langzeitfolgen!
Worauf wollen Leute, die Langzeitstudien abwarten wollen, also noch warten? Auf eine noch seltenere Nebenwirkung, die nur bei einer bestimmten Bevölkerungsgruppe bei einem in 1 Mio Geimpften auftritt? So etwas kann man nie ausschließen.

Aber das jetzt noch eine häufige Nebenwirkung auftritt, die erst in 1 Jahr erkannt wird, ist ausgeschlossen! Die Geimpften werden nicht nächstes Jahr alle unfruchtbar und bekommen alle Krebs! Dagegen kennen wir die ‚Langzeitfolgen‘ von COVID-19 recht gut.

Wir werden zu diesem Thema noch einen tiefergehenden Artikel veröffentlichen.

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Siehe hierzu auch: Impfungen gegen Coronavirus – Gegenwind für Kimmichs Impfskepsis (HIER)

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Nicht nur das Wort „Langzeitfolgen“, sondern auch der Begriff „Verschwörungstheorie“ wird häufig falsch angewendet. Eine genaue Definition des Begriffs kannst du HIER lesen.

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)