Seit 2017 taucht auf verschiedenen Sharepics und in Artikeln die Behauptung auf, dass Fahrer von Elektroautos indirekt Schuld an Kinderarbeit seien.

Beispielsweise bekommen wir immer wieder Anfragen zu einem Artikel von einer Seite namens „EIKE“, einem „Europäischen Institut für Klima & Energie“, der suggeriert, dass Elektroautos im Prinzip Schuld an Kinderarbeit im Kongo sind.

MIMIKAMA
Screenshot: mimikama.org

Wer ist EIKE?

Dabei handelt es sich um einen seit 2007 eingetragenen Verein, der sich vollständig privat finanziert, es handelt sich also nicht um eine offizielle, staatliche Behörde oder Einrichtung, wie der Name zunächst vermuten lässt.
Bei den dort veröffentlichten Artikeln handelt es sich in der Regel um Falschaussagen, ganz allgemein wird der Klimawandel geleugnet. Die betreibenden Personen haben keinen Bezug zur Klimaforschung, die Mitglieder bezeichnen sich selbst als „Klimarealisten“ oder „Klimaskeptiker“.

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Wozu wird Kobalt genau benötigt?

In dem Artikel heißt es, dass in den Kobaltminen im Kongo insgesamt 40.000 Kinder arbeiten. Das abgebaute Kobalt werde dafür verwendet, um Batterien für alle möglichen Produkte herzustellen, eben auch für Elektroautos.

Tatsächlich ist Kobalt als Übergangsmetall ein wichtiger Bestandteil bei der Herstellung von Akkus, unter anderem auch für Elektroautos. Aus dem Kongo kommen rund 64 Prozent des weltweit geförderten Kobalts, die Arbeitsbedingungen sind dort oft hart, unsicher und schlecht bezahlt.

Für den Abbau von Kobalt werden dort sehr häufig Kinder beschäftigt, was eine traurige Wahrheit ist und wovon schon häufig berichtet wurde.
Die Verbreiter jener Artikel und Sharepics bedenken häufig eines nicht:
Das Smartphone, welches sie in der Hand halten, hat ebenfalls einen Akku, ebenso jedes Laptop! Und auch dieser entstand nur durch den Abbau von Kobalt!

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Es ist somit ein wenig heuchlerisch, die „Schuld“ für den Kobaltabbau auf Nutzer von Elektroautos zu schieben, während man gleichzeitig das Smartphone in der Hand hält oder ein Laptop vor sich hat, während der Akku der Digitalkamera gerade auflädt oder der akkubetriebene Saugroboter durch die Wohnung fährt.

Was sagen die Hersteller von Elektroautos?

Der Vorwurf, Elektroautos seien Schuld am Anstieg von Kinderarbeit im Kongo, stammt von Vera Lengsfeld, die am 9. August 2017 in der „Epoch Times“ und anderen rechtspopulistischen Medien diese Auffassung vertrat. Einen Tag später, am 10. August 2017, erschien dann bereits der obige Artikel bei „EIKE“.

Dass weniger Elektroautos allerdings das Problem der Kinderarbeit nicht mindern, geschweige denn lösen, beschreibt ausführlich ein Artikel im „Handelsblatt„, da Kinderarbeit nur ein Teil des Problems darstellt. Jene Minderjährigen arbeiten hauptsächlich im Kleinbergbau von teilweise illegal betriebenen Minen, wo Kinder in weggeworfenen Abfallprodukten der industriellen Minen nach Kobalt suchen und die Erze sortieren und waschen, bevor sie verkauft werden.

Trotzdem ist es natürlich möglich, dass Kobalt, welches durch Kinderarbeit gefördert wurde, auch in den Akkus von Elektroautos landet.
Damit dies allerdings unterbunden wird, haben sich sowohl der VW-Konzern als auch BMW dazu entschlossen, die Herkunft des Kobalts für ihre Elektroautos zurückzuverfolgen bzw. komplett auf Kobalt aus dem Kongo zu verzichten.

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Fazit

Der obige Artikel über Kinderarbeit zur Kobaltgewinnung spricht nur einen Bruchteil der Problematik an, so wird Kobalt für die Herstellung sämtlicher Akkus in beispielsweise Smartphones, Laptops, Rollstühlen, Kameras und sämtlichen anderen Geräten mit Akkus verwendet, zudem sind sich die großen Hersteller von Elektroautos der Kinderarbeit-Problematik bewusst und stellen zukünftig sicher, dass deren Kobalt aus nachvollziehbaren und legalen Quellen kommt.

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)