Liebe LeserInnen, die ihr die heißen Sommertage in einer Dachwohnung verbringen müsst: Ich leide mit euch. Im Geiste zumindest, denn ich wohnte jahrelang immer in Dachwohnungen. Aber auch jetzt hab ich es nicht besser, da alle Fenster meiner Wohnung nach Süden zeigen, ich also nicht einmal gut durchlüften kann. Super.
Da wäre doch eine Klimaanlage eine feine Sache, oder? Wenn die nur nicht so teuer wären! Da kommt aber dieses Video gerade richtig: Eine Klimaanlage einfach selbst basteln…. klasse! Oder ist das DIY-Video nur heiße Luft?

Das Video

In dem Video auf Facebook wird gezeigt, wie man mit nur 4 Gegenstände angeblich eine eigene Klimaanlage bauen kann: Einem Stuhl, einem nassen Handtuch, einer Schüssel mit Wasser und einem Ventilator.

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Erst soll man das nasse Handtuch komplett über den Stuhl legen, das untere Ende des Handtuchs in die Schüssel mit Wasser hängen, den Ventilator einschalten und in Richtung des Stuhls richten.

Die Erklärung in dem Video: Durch den Wind des Ventilators auf das nasse Handtuch auf dem Stuhl entsteht Verdunstungskälte, die den Raum abkühlt. Angeblich sei bei dem Test die Raumtemperatur um ganze 6 Grad gesunken!

Eine echte Klimaanlage? Nein!

Zumindest in einem Punkt hat das Video recht: Tatsächlich erzeugt man mit der beschriebenen Methode einen angenehm kühlen Luftstrom… sofern man sich hinter dem Stuhl befindet, denn die Raumtemperatur wird nur äußerst minimal gesenkt.

Die Methode, mittels Wasserverdunstung einen kühleren Luftzug zu erzeugen, ist nicht neu: Luftkühler mit Wasser, auch Aircooler genannt, gibt es bereits im Mini-Format für den Schreibtisch und im Großformat für das Büro.

MIMIKAMA
Aircooler in groß und klein

Diese funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Ein Tank im Inneren der Geräte wird mit Wasser befüllt, die Ventilatoren pusten über das Wasser, die kühle, verdunstete Luft gerät nach außen.

Die DIY-„Klimaanlage“ und die Geräte erzeugen aber nur einen merklich kühleren Luftzug (gegenüber einem normalen Ventilator), die Raumtemperatur wird jedoch nur äußerst marginal abgesenkt!

Im Praxistest zeigte mein Thermometer tatsächlich eine deutliche Temperatursenkung an… aber nur, wenn ich es direkt in den Luftzug gestellt habe! Die Raumtemperatur jedoch änderte sich gar nicht. Dafür stieg allerdings die Luftfeuchtigkeit gewaltig an.

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Innerhalb einer Stunde stieg die Luftfeuchtigkeit von 55 Prozent auf 65 Prozent an. Das Ergebnis: Wenn ich mich nicht gerade im kühlen Luftzug befand, hatte ich ein unangenehm tropisches Klima im Zimmer. Bei Dauerbetrieb einer solchen Apparatur könnte sich sogar Schimmel bilden.

Fazit

Solche Aircooler, ob gekauft oder selbstgemacht, sind keine Klimaanlagen, auch wenn die Werbung für manche Geräte (beispielsweise das Gerät ganz links im obigen Screenshot) dies fälschlicherweise verspricht. Aufgrund der zwangsläufig entstehenden höheren Luftfeuchtigkeit ist es bei der Benutzung auch wichtig, den Raum ausgiebig (am besten nachts) zu lüften, damit sich kein Schimmel bilden kann.

Um einen angenehmen Luftzug zu erzeugen, der spürbar kühler ist als von einem Ventilator, sind die Aircooler und der Eigenaufbau aber auf jeden Fall zu gebrauchen. Eine richtige Klimaanlage ersetzen sie aber leider nicht.

Weitere Quellen mit der Thematik: SWR, Stern

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)