Klimawandel: 15 Grad Wärme im Januar 1974 (Faktencheck)

In der Debatte um den Klimawandel stößt man häufig auf den Versuch, kurzfristige Wetterereignisse als Argument gegen langfristige klimatische Veränderungen anzuführen.


Autor: Claudia Spiess
Datum: 16. Februar 2024

Die Behauptung

Einzelne warme Wintertage im Jahr 1974 sollen einen Widerspruch zur globalen Erwärmung beweisen.

Unser Fazit

Wetter ist nicht gleich Klima. Während Wetter kurzfristige Phänomene beschreibt, bezieht sich Klima auf langfristige Trends. Die Erderwärmung, angetrieben durch menschliche Aktivitäten, ist ein unumstößlicher Fakt.

Der Verweis auf einen besonders warmen Tag im Jahr 1974 soll dazu führen, die These der globalen Erwärmung anzuzweifeln.

Screenshot Facebook
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Dieses Phänomen zeigt die Notwendigkeit, zwischen Wetter und Klima zu unterscheiden – eine Unterscheidung, die essenziell ist, um die Komplexität des Klimawandels zu verstehen.

Worum geht es?

Kürzlich zitierten Kritiker der Klimawandeltheorie einen Artikel aus dem Jahr 1974, um zu belegen, dass es auch damals schon warme Winter gab, und stellten damit die heutigen Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung infrage. Diese Argumentation übersieht jedoch, dass Wetterereignisse wie der warme Winter 1974 nicht die langfristigen klimatischen Veränderungen widerlegen können, die durch wissenschaftliche Daten belegt sind.

Verifizierte Fakten: Der warme Winter 1974

Der besagte Zeitungsartikel aus der „Welt“ vom 14. Januar 1974 dokumentiert ein außergewöhnliches Wetterereignis am 13. Januar desselben Jahres. Es wird berichtet, dass die Temperaturen in einigen Alpentälern und im bayerischen Flachland auf bis zu 15 Grad Celsius anstiegen. Selbst auf der Zugspitze, dem höchsten Gipfel Deutschlands, wurden Temperaturen um den Gefrierpunkt festgestellt – ein für den Januar ungewöhnlich milder Wert.

Eine Überprüfung durch Wetterarchive und Expertenmeinungen bestätigt diese Angaben, wenn auch mit leichten Abweichungen. Jörg Kachelmanns Wetterkarte verzeichnet für den 13. Januar 1974 nahe der Zugspitze eine Höchsttemperatur von -0,5 Grad Celsius und in Bayern bis zu zwölf Grad Celsius. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) unterstützt diese Angaben mit der Feststellung einer maximalen Temperatur von -0,5 Grad auf der Zugspitze und erwähnt zusätzlich, dass im Verlauf des Januars, besonders in Baden-Württemberg, Temperaturen von über 14 Grad an vielen Messstationen gemessen wurden.

Diese Wetterphänomene, insbesondere die hohen Temperaturen bei Föhnwind, sind typisch für die jeweilige Jahreszeit, obwohl sie außergewöhnlich erscheinen mögen. Föhnwinde sind warme, trockene Luftströmungen, die auf der Nordseite der Alpen auftreten und deutlich höhere Temperaturen mit sich bringen können. Der Winter 1974/1975 wurde infolgedessen lange Zeit als der wärmste Winter in Deutschland angesehen, ein Beweis für die Variabilität des Wetters und die Notwendigkeit, einzelne Ereignisse im Kontext langfristiger klimatischer Trends zu betrachten.

Merkspruch: Klima erwartest du, Wetter bekommst du!

Unsere Bewertung zum Thema Klimawandel

Die Berufung auf einzelne Wetterereignisse als Argument gegen den Klimawandel ist irreführend. Klimawandel bezieht sich auf langfristige Veränderungen im Durchschnittswetter, die weltweit und über Jahrzehnte hinweg beobachtet werden. Die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen wie Hitzeperioden, Starkregen oder Stürme sind Indikatoren für die fortschreitende globale Erwärmung.

Fakten zum Klimawandel

Die wissenschaftliche Gemeinschaft ist sich einig, dass die globale Erwärmung real ist und durch menschliche Aktivitäten, insbesondere die Emission von Treibhausgasen, verursacht wird. Langzeitdaten zeigen einen klaren Trend steigender Durchschnittstemperaturen weltweit. Während Einzelereignisse wie der warme Winter 1974 natürlich vorkommen, ist die Gesamttendenz einer Erwärmung unbestreitbar.

Fragen und Antworten zum Thema Klimawandel:

Frage 1: Kann ein einzelner warmer Winter den Klimawandel widerlegen?
Antwort 1: Nein, einzelne Wetterereignisse können die langfristigen, durch menschliche Aktivitäten verursachten klimatischen Veränderungen nicht widerlegen.

Frage 2: Was ist der Unterschied zwischen Wetter und Klima?
Antwort 2: Wetter beschreibt kurzfristige atmosphärische Bedingungen, während Klima die statistischen Wetterinformationen über einen längeren Zeitraum hinweg betrachtet.

Frage 3: Sind die aktuellen Klimaveränderungen beispiellos?
Antwort 3: Ja, die Geschwindigkeit und das Ausmaß der heutigen globalen Erwärmung sind durch menschliche Aktivitäten getrieben und in diesem Umfang in der Erdgeschichte beispiellos.

Frage 4: Wie wird der Klimawandel gemessen?
Antwort 4: Der Klimawandel wird durch umfangreiche Datensätze gemessen, die globale Temperaturtrends, Meeresspiegelanstiege, Gletscherschmelze und andere Indikatoren umfassen.

Frage 5: Was können wir gegen den Klimawandel tun?
Antwort 5: Maßnahmen gegen den Klimawandel umfassen die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, den Ausbau erneuerbarer Energien, Aufforstung und Anpassung an bereits spürbare Klimafolgen.

Fazit zum Thema Klimawandel

Die Debatte um einzelne Wetterereignisse wie den Winter 1974 lenkt von der wesentlichen Herausforderung ab: dem globalen Kampf gegen die Klimaerwärmung. Wissenschaftliche Beweise für die durch menschliche Aktivitäten verursachte globale Erwärmung sind erdrückend und erfordern dringendes Handeln. Es ist unerlässlich, dass wir uns auf langfristige Strategien und Lösungen konzentrieren, um die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern und zukünftigen Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.

Quelle: DPA

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