Die Behauptung

Die Ausstellung „Körperwelten. Kyiv“ in London wurde abgesagt, nachdem der Zoll 30 Exponate beschlagnahmt hatte – angeblich Körper ukrainischer Soldaten mit gefälschten Papieren und ohne Erlaubnis der Angehörigen. Der Vorfall schockierte Gunther von Hagens, den Gründer der “Körperwelten”, und führte zur Beseitigung der Leichen.

Unser Fazit

Das Gerücht über die Verwendung illegal erworbener Leichen ukrainischer Soldaten in der Londoner Ausstellung Körperwelten ist falsch. Sowohl The Daily Telegraph als auch die Organisatoren von Körperwelten weisen die Vorwürfe entschieden zurück.

In einem Video, das vorgab, von der britischen Zeitung The Daily Telegraph zu stammen, wurde behauptet, eine Ausstellung über Körperwelten in London sei abgesagt worden, weil dort illegal erworbene Leichen ukrainischer Soldaten ausgestellt worden seien.

Falschmeldung über "Körperwelten"widerlegt: Kein Einsatz ukrainischer Soldatenleichen -Screenshot des Videoberichtes
Screenshot des Videoberichtes

Hintergrund: Körperwelten und ihre Ursprünge

Körperwelten, erschaffen von den deutschen Anatomen Gunther von Hagens und seiner Frau Angelina Whalley, stellt echte menschliche Körper dar, die durch ein Verfahren namens „Plastination“, erfunden von von Hagens im Jahr 1977, konserviert wurden. Diese Technik hat weltweit Beachtung gefunden und ist ein integraler Bestandteil der Ausstellungen.

Die Falschmeldung im Fokus

Beiträge vom 10. November auf X und Facebook teilten das angebliche Video des Daily Telegraph. Es behauptete, eine Ausstellung mit dem Titel „Körperwelten: Kyiv“ sei in London nach Aufdeckung der Herkunft der plastinierten Körper abgesagt worden. Am Flughafen Heathrow seien 30 Exponate wegen gefälschter Genehmigungsdokumente beschlagnahmt worden, die später als unerlaubt verkaufte Leichen ukrainischer Militärangehöriger identifiziert worden seien.

Untersuchung der Behauptung

Wir konnten keine Beweise dafür finden, dass The Telegraph einen solchen Bericht veröffentlicht hat. Andy King, ein Compliance Officer des Telegraph, bestätigte Reuters per E-Mail, dass das Video nicht von der Zeitung veröffentlicht wurde. Er wies auch darauf hin, dass die Schriftart in den Videobeiträgen des Telegraph unterschiedlich sei. Georgia Gomez, Direktorin für Entwicklung bei Körperwelten und von Hagens Plastination, erklärte, dass die Behauptungen über das Unternehmen falsch seien und betonte, dass Körperwelten ausschließlich auf Körperspenden für ihr Plastinationsprogramm angewiesen ist und nie Körperspender aus der Ukraine erhalten hat.

Weiter ist in vielen Publikationen zu lesen, dass die Arbeit an einem der Exponate bis zu einem Jahr betragen kann. Seit Februar 2022 können demnach unmöglich 30 Exponate fertiggestellt worden sein. Auch dies macht die Echtheit des Videos unwahrscheinlich.

Offizielle Stellungnahmen und Dementis

Sowohl das Ukrainische Zentrum für die Bekämpfung von Desinformation als auch das britische Innenministerium, das die Grenzkontrollen überwacht, wiesen die Behauptungen zurück. Es ist wichtig zu betonen, dass keine Körperwelten-Ausstellung in London oder anderswo in Großbritannien geplant ist und dass die von Hagens zugeschriebenen Zitate als „völlig falsch“ deklariert wurden.

Fazit:

Das Gerücht, Körperwelten habe in seiner Londoner Ausstellung illegal erworbene Leichen ukrainischer Soldaten verwendet, ist falsch. Sowohl The Daily Telegraph als auch Körperwelten haben diese Anschuldigungen dementiert, und es gibt keine stichhaltigen Beweise für diese Behauptung. Dieser Fall zeigt, wie wichtig es ist, Nachrichten kritisch zu hinterfragen und sich auf verlässliche Quellen zu verlassen.

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