Abo-Falle: Nein, Lidl verkauft keinen Monsieur Cuisine für 1.99 Euro!

Autor: Ralf Nowotny

Warnung
Warnung

Derzeit häufen sich auf Facebook gefälschte Lidl-Seiten, auf denen behauptet wird, es gäbe den Monsieur Cuisine spottbillig.

Diese Seiten sind oftmals nur für wenige Tage auf Facebook, verschwinden wieder, tauchen später wieder auf: Gefälschte Seiten, nur augenscheinlich von Lidl, auf denen behauptet wird, dass sie nun aufgrund eines verlorenen Rechtsstreits den Monsieur Cuisine für 1.99 Euro verkaufen.

So sieht eine der Seiten auf Facebook aus:

Die gefälschte Lidl-Seite auf Facebook
Die gefälschte Lidl-Seite auf Facebook

Besonders auffällig: „Lidl“ wird durchgängig falsch geschrieben („Lldl“), und die Vorschau-URL zeigt bereits, dass man nicht auf der offiziellen Seite von Lidl landen wird, wenn man den Link antippt.

Eigentlich sollte die logische Schlussfolgerung sein, einfach in den nächsten Lidl zu gehen und sich den angeblich so spottbilligen Monsieur Cuisine dort direkt zu holen, so wie der Mann auf dem Foto (welches selbstverständlich bearbeitet wurde). Doch die meisten Nutzer wollen lieber schneller sein und tippen auf den Link.

Was sich hinter den Links verbirgt

Am PC geschieht nicht viel: Man gerät auf einen in Portugiesisch verfassten Blogeintrag von 2018, in dem der Monsieur Cuisine getestet wurde.

Am Smartphone jedoch beginnt der „Spaß“, denn statt auf ein Online-Shop gerät man plötzlich auf ein angebliches Gewinnspiel:

Auf einmal haben wir bei Lidl gewonnen?
Auf einmal haben wir bei Lidl gewonnen?

Nachdem wir drei Versuche bekamen, ein Geschenk zu öffnen (wobei das zweite Paket immer der „Gewinn“ ist), haben wir also einen „Mr. Kitchen“ gewonnen – da hat wohl der Translator der Betrüger den französischen Markennamen „Monsieur Cuisine“ einfach mal ins Englische übersetzt.

Nachdem wir brav die Fragen beantworteten, haben wir nun endgültig den „Mr. Cuisine“ (frenglisch?) gewonnen und müssen nur noch unseren Namen, Adresse, Telefonnummer und Kreditkartendaten eingeben.

Wir wollen doch nur deine Daten
Wir wollen doch nur deine Daten

Oben steht nur irgendein kleiner Text, sicher nicht wichtig, beachten wir mal gar nicht. Oder? Doch, beachten wir!

Es wird ein Abo abgeschlossen!
Es wird ein Abo abgeschlossen!

Man ist dann kein Gewinner, sondern ein Neukunde eines B2B (Business to Business) Versandes, bei dem man als Privatperson gar nicht einkaufen darf! Zudem würden uns (wenn wir echte Daten eingegeben hätten) alle 14 Tage ganze 37 Euro von der Kreditkarte abgebucht werden – und ob es je einen Gewinn geben wird, darf angezweifelt werden.

Die meisten Nutzer, die sich dort registriert haben, werden wahrscheinlich nach der ersten, ungewöhnlichen Abbuchung von ihrer Kreditkarte den Abonnentendienst stoppen, doch das Geld werden sie nicht mehr wiedersehen.

Sehr tückisch: Gefälschte Kommentare unter den Facebook-Beiträgen!

Unter den Facebook-Beiträgen der gefälschten Lidl-Seiten finden sich augenscheinlich einige Kunden, die tatsächlich einen Monsieur Cuisine bekommen haben sollen.

Gefälschte Kommentare
Gefälschte Kommentare

Als wir uns die Profile der angeblich glücklichen Kunden betrachteten, fiel uns auf:

  • Die Profile waren entweder sehr neu oder wurden seit Jahren nicht genutzt
  • Die Nutzerinnen sind alle aus dem Ausland (Frankreich, Dänemark, Portugal), können aber plötzlich alle auf Deutsch kommentieren

Es ist davon auszugehen, dass es sich um Profile handelt, die teilweise extra zum Kommentieren erstellt wurden, zum großen Teil aber Profile, deren Login-Daten wahrscheinlich an Kriminelle gelangten (z.B. durch sogenannte „Profil-Viewer“, siehe einen unserer Artikel HIER).

Fazit

Lidl verkaufte zu keinem Zeitpunkt den Monsieur Cuisine für so wenig Geld. Hinter der Masche stecken Betrüger, die einen durch den Link auf ein angebliches Gewinnspiel locken, durch das man gleichzeitig ein teures Abonnement eingeht.

Selbst wenn man dies schnell kündigt, hat man ein Problem, denn die Kriminellen haben nun Name, Adresse, Telefonnummer und Kreditkarten-Daten, welche für weitere Betrügereien, beispielsweise Identitäts-Diebstahl, genutzt werden können.

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