„Keiner mag mich, weil ich behindert bin…“ – Keine behinderte Person auf Facebook. Jemals.

Viele Seiten auf Facebook drängen danach, mehr Likes zu bekommen, denn Likes bedeuten Reichweite, Reichweite bedeutet Bekanntheit, Bekanntheit bedeutet Geld, denn dann kann man auf einer Seite besser „Affiliate Links“ (Links zu Produkten, bei denen der Teiler eine Provision bekommt) unterbringen, später wahrscheinlich auch für eine Stange Geld die Seite verkaufen.

Eine Methode, schnell Verbreitung zu finden, ist die sogenannte Mitleids-Masche: Man postet das Foto eines kranken Kindes oder einer behinderten Person und erfindet eine rührige Geschichte dazu. Erst vor wenigen Tagen berichteten wir über einen derart gelagerten Fall: Angeblich habe das junge Mädchen Geburtstag, doch niemand teile ihr Bild, weil sie behindert sei.

Doch Überraschung: Das Foto wurde von einer anderen Seite kopiert, das Mädchen weiß wahrscheinlich nicht einmal, dass eines ihrer Fotos für Likebait mißbraucht wird. Eine noch dreistere Variante haben wir hier:

Quelle: Facebook
Quelle: Facebook

„Hallo mein Name ist Maria und heute ist mein Geburtstag ? meine Freunde sagten, niemand teilt dieses Foto, weil ich behindert bin ?

Müssen tolle Freunde sein, die das einem sagen, oder? Da schwappt natürlich eine Welle des Mitleids über, mehr als 1.000 Glückwunsch-Kommentare, über 5.000 mal geteilt… da freut sich Maria doch sicherlich. Oder??

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Maria gibt es jedoch gar nicht!

Jene Facebookseite wollte wohl ganz raffiniert sein: Sie veränderten das Bild, damit eine Bilder-Rückwärtssuche keine Ergebnisse liefert. Dachten sie zumindest. Man sollte jedoch die Algorithmen diverser Suchmaschinen nicht unterschätzen!

Der Kopf

Je länger man das Bild betrachtet, umso mehr fällt einem auf, dass der Kopf irgendwie zu groß für den Körper erscheint. Auch der Lichteinfall ist nicht wirklich korrekt und die Ränder sehen leicht ausgefranst aus.

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Das wird wohl daran liegen, dass Kopf und Körper zwei verschiedene Personen sind! Der Kopf ist nämlich von der spanischen Schauspielerin Blanca Martínez Suárez. Das verwendete Foto findet man unter anderem auf der Seite hola.com.

Fake und Original, Bildquelle rechts: hola.com/Gtresonline
Fake und Original, Bildquelle rechts: hola.com/Gtresonline

Der Körper

Der gehört nicht einmal zu einer Frau, sondern einem Mann: Rob Camm… und der hat auch keine lackierten Fingernägel!
Rob war aktiver Rugby-Spieler und Ruderer, bis er sich bei einem Unfall eine hochgradige Wirbelsäulenverletzung zuzog, wodurch er nun vom Hals abwärts gelähmt ist und für den Rest seines Lebens auf ein Beatmungsgerät angewiesen ist.

Rob ließ sich dadurch jedoch nicht unterkriegen: Er gestaltet sein Leben sehr aktiv und ging wieder zur Universität. Das Foto von ihm, welches für das Likebait missbraucht wird, zeigt ihn an seinem letzten Praktikumstag in der Anwaltskanzlei Osborne Clarke.

Robs letzter Tag in einer Kanzlei, Bildquelle: Cammpaign4Rob
Robs letzter Tag in einer Kanzlei, Bildquelle: Cammpaign4Rob

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Fazit

Wer wirklich helfen möchte, sollte nicht an Likebait-Aktionen solcher Facebook-Seiten teilnehmen, sondern kann direkt an Rob spenden, damit sein Leben leichter verläuft!

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)