An der Uniklinik Tübingen wurde eine Studie veröffentlicht, die sich mit den Spätfolgen von Patienten ursprünglich milder Corona-Verläufe beschäftigt.

Covid-19 ist eine Multiorgan-Krankheit. Über die Atemwege als Einfallstor kann sich das Virus im nahezu gesamten Körper ausbreiten. Darüber, was die Folgen nach überstandener Infektion verursacht, gibt es bislang nur Vermutungen.

Der Unterschied zwischen Long-Covid und Post-Covid

Bestehen Symptome vier Wochen nach der Corona-Infektion fort oder kommen neue hinzu, sprechen Mediziner von Long-Covid. Halten Beschwerden auch nach zwölf Wochen noch an, besteht die Gefahr, dass sie chronisch werden. Aus Long-Covid wird dann Post-Covid. Was die anhaltenden Beschwerden verursacht, daran forschen Experten weltweit. Am Uniklinikum Tübingen befragten die Allgemeinmediziner Prof. Stefanie Joos und Dr. Christian Förster mehr als 1.700 Patienten, um herauszufinden, wie häufig sie anhaltende Symptome entwickeln.

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Die Risikofaktoren

Die Tübinger Forschende haben herausgefunden: Vorerkrankungen sind ein bedeutender Risikofaktor für Long- bzw. Post-Covid. Wichtig hierbei: Nicht eine einzelne, sondern die Menge der Vorerkrankungen und das Ausmaß der Vorerkrankungen sind entscheidend. Ein weiterer Risikofaktor ist das Geschlecht. Frauen erkranken häufiger an Post-Covid.

Mögliche Ursachen

Momentan gibt es drei Erklärungsmodelle. Die erste mögliche Ursache ist, dass durch eine akute Corona-Virus-Infektion Gewebe und Organe so angegriffen werden, dass der Heilungsprozess einiges an Zeit dauert. Bis zur vollständigen Heilung sind dann bestimmte Körperfunktionen gestört.

Im zweiten Erklärungsmodell geht man davon aus, dass nach der akuten Infektion noch das Virus oder Virus-Partikel im Körper verbleiben. Diese versucht das Immunsystem permanent zu eliminieren, mit der Folge, dass chronischen Entzündungsvorgänge ausgelöst werden können. Dieser Vorgang kann sich an verschiedenen Organen und Blutgefäßen abspielen. Das dritte Erklärungsmodell ist, dass das Immunsystem überschießend reagiert und dabei auch körpereigenes Gewebe und Zellen angreift. In diesem Fall spricht man von sogenannten autoimmunologischen Phänomenen.

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Die Symptome

Am häufigsten gaben die befragten Patienten Müdigkeit, körperliche Leistungsschwäche und Konzentrationsprobleme an. Doch die Studie zeigte auch: Das Risiko an Long- oder Post-Covid zu erkranken, lässt sich minimieren: „Inzwischen kann man eindeutig sagen, dass die Impfung auch vor Langzeitfolgen schützt. Zum einen sind Geimpfte geschützt vor einem symptomatischen, insbesondere schweren Akutverlauf der Covid-Erkrankung. Und wir wissen, dass die Schwere der akuten Erkrankung eben auch eine Rolle spielt beim Risiko, Langzeitfolgen zu entwickeln. Auf der anderen Seite gibt es eine aktuelle Studie aus England, die auch zeigt, wenn man Geimpfte und Ungeimpfte vergleicht. Geimpfte, die dennoch Symptome und eine Infektion entwickelt haben, dass das Risiko, Langzeitfolgen zu bekommen, bei den Geimpften um die Hälfte reduziert ist“, sagt Dr. Christian Förster vom Universitätsklinikum Tübingen.

Physische Folgen

Die mit der Krankheit verbundenen Einschränkungen lasten schwer auf den Patienten. Die Nachsorge setzt deshalb auch bei den psychischen Folgen an. Der offene Austausch mit anderen Betroffenen ist enorm wichtig. Für fast alle Post- oder Long-Covid-Patienten ist das Leben nach der Erkrankung nicht mehr so wie es davor war. An diesem Punkt können dann Psychologen und Psychotherapeuten unterstützen, diese veränderten Lebensumstände anzunehmen.


Artikelbild: SWR Marktcheck auf YouTube
Autorin: Simone Schaumberger
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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)