Ukraine: Wohnhaus durch Luftangriff zerstört, nicht durch Gasexplosion 2018

Autor: Tom Wannenmacher

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Medien wie der „BILD“ oder der „Kronen Zeitung“ wird aktuell vorgeworfen, Fake News zu verbreiten.

Doch dem ist nicht so! Diversen Medien wird aktuell vorgeworfen, dass sie mittels eines Fotos Lügen verbreiten. Auf dem aktuellen Foto erkennt man ein zerstörtes Wohnhaus und eine verletzte Frau. Angeblich stammte dieses nicht vom 24.2.2022, sondern aus dem Jahre 2018. Dieses soll auch keinen Luftangriff zeigen, sondern eine Gasexplosion aus dem Jahre 2018.

Woher stammte diese Annahme, dass dem so ist?

Im Netz wurden Screenshots und Beiträge geteilt, dass eine Fotomontage der „BILD“ Zeitung zeigt. Im Hintergrund ein zerstörtes Wohngebäude. Darüber gelegt ein kleines Foto einer verletzen Frau. Dazu wurde die Behauptung verbreitet, dass es sich um eine Gasexplosion aus dem Jahre 2018 handelt und dass Medien lügen.
Diese Bilder wurden nebeneinander gelegt und ein Text darüber gelegt, der lautet:
„Die Ukraine postet wieder Fälschungen, dies ist eine Gasexplosion in Magnitogorsk im Jahr 2018“

Screenshot: Twitter
Screenshot: Twitter

Unter der Behauptung der Gasexplosion aus dem Jahre 2018 erkennt man ein Bild eines zerstörten Wohnhauses sowie einen Begleittext auf Russisch.
Dieser lautet: „Антон Геращенко опубликовал последствия ракетного удара агрессора по пригороду Харькова. Как сообщается, удар был нанесен неуправляемыми ракетами Смерч. Информация о погибших и раненых уточняется.„
Viele Nutzer verstehen kein Russisch, lesen den unteren Teil (Begleittext) nicht und teilen diese Behauptung ungeprüft weiter. Wir haben diesen Text übersetzt und hier steht nichts von einer Gasexplosion aus dem Jahre 2018, sondern:


„Anton Geraschtschenko hat die Folgen des Raketeneinschlags des Aggressors am Stadtrand von Charkiw veröffentlicht. Der Angriff wurde Berichten zufolge mit ungelenkten Smerch-Raketen durchgeführt. Die Angaben zu den Toten und Verletzten werden derzeit geklärt.“


Hinweis zum Stadtrand Charkiw: Tschuhujiw ist eine Stadt in der ost-ukrainischen Oblast Charkiw. Der Begriff „Oblast“ wird in osteuropäischen Staaten für ein größeres Verwaltungsgebiet bezeichnet.  (Verweis Google Maps)

Unser Faktencheck


Frage 1: Woher stammte das Vorschaubild der angeblichen Gasexplosion aus 2018?

Das BILD und den TEXT der angeblichen Gasexplosion findet man bei diesem Video auf YouTube vor. Dieses Video stammte NICHT von 2018, sondern vom 24.2.2022

Screenshot: YouTube / 24.2.2022
Screenshot: YouTube / 24.2.2022

Frage 2: Woher stammte das Foto der verletzten Frau?

Das Foto der verletzten Frau stammte von der Agentur „Anadolu Agency“. Diese selbst hat am 24.2.2022 ein Video auf Twitter veröffentlicht, welches ebenfalls dieses Wohnhaus zeigt.

Screenshot: Twitter
Screenshot und Quelle: Twitter

Das Foto der verletzten Frau befindet sich in der Bilderdatenbank von GettyImages. Dieses Foto können Medien für ihre Berichterstattung erwerben. Zu diesem Vorfall gibt es eine Reihe verschiedener Fotos.
Embed from Getty Images
Quelle: GettyImages
Die Agentur „Anadolu Agency“ selbst berichtet aktuell genau über dieses Foto. Unter dem Titel: „With image of airstrike survivor in Ukraine, Anadolu Agency shows world the face of war“ schreiben sie u.a., dass das Foto einer ukrainischen Frau von der internationalen Presse als ergreifendes Symbol für die Notlage der Ukraine verwendet wird.


„Sie steht stellvertretend für die Millionen von Zivilisten in der Ukraine, die seit Beginn der russischen Militärintervention am Donnerstag die Auswirkungen des Krieges vor ihrer Haustür zu spüren bekommen. In der Stadt Chuhuiv in der ostukrainischen Region Charkiw machte der Fotojournalist der Agentur Anadolu, Wolfgang Schwan, am Donnerstag Aufnahmen von Zivilisten, die durch russische Raketenangriffe verletzt wurden. Das Bild der Lehrerin Olena Kurilo – ihr Kopf ist in einen Verband gewickelt, ihr Gesicht ist nach dem Luftangriff blutverschmiert – ist zu einem der eindrucksvollsten Bilder des Konflikts geworden.“ (Quelle)


Die „Bild“ z.B. hat diese Fotos als Fotomontage veröffentlicht. Zum einen das zerstörte Wohnhaus aus dem aktuellen Video sowie das Foto der verletzten Lehrerin Olena Kurilo

Screenshot: BILD
Screenshot: BILD

Die Kronen-Zeitung in Österreich hat ebenfalls, so wie viele andere Medien, dieses Foto abgedruckt.
Screenshot: Kronen Zeitung
Screenshot: Kronen Zeitung

Frage 3: Gab es im Jahre 2018 eine Gasexplosion?

Nun stellt sich noch die Frage, woher die Information stammte, dass es 2018 eine Gasexplosion gegeben hatte. Wir haben recherchiert und ja, im Jahre 2018 gab es wirklich eine Gasexplosion in Magnitogorsk. Im Jahre 2018 berichteten viele Medien darüber, u.a. auch „Der Spiegel“.

Screenshot: der Spiegel
Screenshot und Quelle: der Spiegel

Vergleicht man jedoch die Bilder des zerstörten Wohnhauses, stellt sich heraus, dass diese NICHT IDENTISCH sind.
Vergleich 2018 / 2022
Vergleich 2018 / 2022


Fazit:

Hier haben wir einige Punkte, die wahr, aber auch unwahr sind.

  1. Ja, es gab 2018 eine Gasexplosion
  2. Ja, es gab 2022 einen Luftangriff auf ein Wohnhaus in der Ukraine
  3. Fotos des zerstörten Wohnhauses aus 2022 wurden mit der Gasexplosion aus 2018 erklärt, was die eigentliche Falschbehauptung darstellt. (siehe Gegenüberstellung unten)
  4. Dieser Vergleich wurde und wird aktuell verbreitet und soll die Medien als Lügner dastehen lassen. Sprich: Punkt 1 und 2 wurden bewusst oder unbewusst miteinander kombiniert. Am Ende sollten die Medien, wie eine „BILD“ oder eine“ KRONEN ZEITUNG“, als Lügner entlarvt werden, was jedoch nicht stimmt, denn diese Medien verwendeten für ihre Berichterstattung Bilder der Agentur „Anadolu Agency“, die diese Bilder 02/2022 veröffentlichte und aktuell auch auf der eigenen Webseite über dieses Fotos berichtet.
Gegenüberstellung
Gegenüberstellung

Wobei die „BILD“ die letzten Tage auch gewaltig ins Fettnäpfchen getreten ist und sich einen Faux Pas geleistet hat > „Ukraine-Krise: Falsche Videos auch in verbreiteten Medien!“


Quellen:
YouTube-Video des Luftangriffes vom 24.2.2022, auf dem man das zerstörte Wohnhaus erkennen kann.
Twitter Account der Agentur „Anadolu Agency“, die ebenfalls über diesen Angriff berichteten
Bilderdatenbank GettyImages auf der die Agentur die Bilder des zerstörten Wohnhauses und der verletzten Frau am 24.2.2022 veröffentlicht haben.
Webseite der Agentur „Anadolu Agency“, die aktuell selbst über das Foto der verletzten Frau, es handelt sich bei der Frau um die Lehrerin Olena Kurilo, berichten.
Der Spiegel: Gasexplosion in Magnitogorsk aus dem Jahre 2018. Anhand dieses Bildes erkennt man, dass es sich damals um ein anderes Wohnhaus gehandelt hat.

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