Immer deutlicher zeigt sich, dass Verschwörungsmythen rund um QAnon keineswegs harmlos sind. Nun mussten deswegen zwei Kinder sterben.
Der 40-jährige Matthew Taylor Coleman aus Santa Barbara ist nach außen hin eigentlich ein glücklicher Mensch: eine Frau, zwei kleine Kinder, eine eigene Surfschule am Strand im sonnigen Kalifornien. Doch leider glaubte er auch den kruden Verschwörungsmythen von QAnon und den „Illuminati“ – und tötete deshalb seine zwei Kinder.
Die Familie wollte campen
Am Samstag, den 7. Juli meldete sich Colemans Frau bei der Polizei von Santa Barbara:
Sie bereiteten gerade einen Campingausflug vor, als Coleman mit den Kindern, dem 2-jährigen Sohn und der 10 Monate alten Tochter, im Van der Familie davon fuhr.
Seine Frau beschrieb weiter, dass sie keinen Streit hatten, ihr Mann aber nicht auf Anrufe und Textnachrichten reagieren würde. Sie glaube auch nicht, dass die Kinder in Gefahr seien, war aber natürlich besorgt, warum ihr Mann plötzlich wortlos mit den Kindern verschwand.
Bis Montag in einem Hotel
Wie die Ermittlungen ergaben, checkten Coleman und die Kinder am selben Tag, an dem sie wegfuhren, in einem Hotel in Rosarito in Mexiko ein. Am Montagmorgen verließ Coleman mit den Kindern noch vor Sonnenaufgang das Hotel, kehrte später alleine zurück und checkte aus.
Ein Auswertung seines iPhones ergab, dass Coleman und die Kinder sich in der Zeit es in einem Gebiet in Mexiko in der Nähe des San Ysidro Port of Entry in San Diego befanden. Ein Landarbeiter fand die Leichen der Kinder am Montag auf einer Ranch in der Nähe von Rosarito in Baja California.
„Die Kinder hatten Schlangen-DNA“
Als Coleman wieder die Grenze überschreiten wollte, wurde er vom FBI festgenommen. Einem Beamten des FBI erklärte Coleman dann, was ihn zu seiner Tat bewog, dessen Strafbarkeit er sich zwar bewusst ist, er sie aber für nötig befand.
Demnach sagte Coleman, dass er von QAnon und den Illuminati erleuchtet wurde. Er empfing „Visionen und Zeichen“, die ihm verdeutlichten, dass seine Frau Schlangen-DNA besäße und diese an ihre Kinder weitergab. Sie mussten sterben, weil sie sonst zu Monstern heranwachsen würden. Er tötete sie mit Schüssen aus einer Speerfischer-Pistole.
QAnon und die Reptiloiden
Reptiloiden, also Menschen, die zum Teil Reptilien sind, gibt es schon immer in der Science Fiction- und Fantasy-Literatur. Doch erst in den 1990ern tauchte eher am Rande ein Verschwörungsmythos auf, dass viele Politiker und andere mächtige Personen in Wahrheit Reptiloiden seien, die die Menschheit kontrollieren.
1998 wurde dieser Verschwörungsmythos durch David Icke populär, der in seinem Buch „The Biggest Secret“ beschreibt, wie seit Jahrtausenden bluttrinkende, außerirdische Reptilienwesen die Weltgeschehnisse lenken und dafür die „Illuminati“ gründeten.
Und an dieser Stelle überschneiden sich die Verschwörungsmythen, denn QAnon übernahm die wirre Behauptung: Auch in diesen Kreisen wird behauptet, dass (demokratische) Politiker zu einer bluttrinkenden Elite gehören – die natürlich Reptiloiden sind.
Die Dämonisierung der demokratischen Partei in den USA durch QAnon wurde auch nach der Wahl 2016 weiter fortgeführt, beispielsweise durch Memes wie dieses:
So „witzig“ solche Memes auch sein mögen: Dahinter steckt tatsächlich der Glaube einiger Hardcore-Verschwörungsmythiker, die durch die QAnon-Bewegung zusätzlichen Zündstoff erhalten haben.
Und dafür mussten zwei Kinder mit ihrem Leben bezahlen.
Artikelbild: Von HollyHarr/ Shutterstock.com / Instagram / matthewtaylorcoleman
Quellen: CBS News, US Department of Justice, Insider
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