Ende September hat YouTube bekannt gegeben, Videos zu entfernen, in denen fälschlicherweise behauptet wird, dass zugelassene Impfstoffe gefährlich sind.

Damit will das soziale Netzwerk gegen Fehlinformationen über COVID-19 und andere Krankheiten vorgehen. Dennoch halten sich im Netz noch immer sehr viele Mythen über die COVID-19-Impfstoffe mehr als hartnäckig und dies nicht nur im deutschsprachigen Raum, wie man auch hier erkennen kann.


Für uns ein Grund, die 5 hartnäckigsten Mythen unter die Lupe zu nehmen.


Mythos 1: Die mRNA-Impfstoffe verändern die DNA

Die Impfstoffe von Pfizer/BioNTech und Moderna verwenden die mRNA-Technologie, um einen Ausschnitt des viralen Codes an Ihren Körper zu übermitteln, damit Ihr Immunsystem lernt, wie das SARS-CoV-2-Virus aussieht. Wenn Ihr Immunsystem dann später auf das Virus trifft, ist es dank spezieller Antikörper und T-Zellen, die auf den Angriff auf das Virus ausgelegt sind, bereit, eine sofortige Verteidigung aufzubauen.

Die mRNA in den Impfstoffen wird in einen Bereich Ihrer Zellen, das Zytoplasma, aufgenommen. Dort wird die mRNA in Proteine umgewandelt – insbesondere in das berüchtigte Coronavirus-Spike-Protein, das das Virus zur Infektion von Zellen verwendet. Dieses Protein bereitet das Immunsystem darauf vor, in Aktion zu treten, wenn Sie später mit dem echten Virus in Kontakt kommen. Die mRNA überwindet nicht die Barriere innerhalb der Zelle, in der die DNA gespeichert ist, die als Zellkern bezeichnet wird.

Dass der Impfstoff die DNA verändert ist mehr als unwahrscheinlich, eine mRNA liest nur von einer DNA etwas ab und wird danach wieder abgebaut, verändert die DNA aber nicht. Theoretisch ist natürlich alles möglich – dies wäre dann eine sogenannte reverse Transkription – praktisch liegt die Wahrscheinlichkeit aber bei null, wie Tugce Aktas, Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, der dpa erläuterte.

Lesen Sie auch >   Drosten hat Erkenntnisse veröffentlicht: Eine Richtigstellung

Noch unwahrscheinlicher ist es, dass jene veränderte DNA ausgerechnet in den Keimzellen landet und dadurch weiter vererbt wird. Und absolut unmöglich ist es, dass dadurch alle (!) Zellen des Körpers verändert werden.

Verändert sich der Inhalt eines Buches, wenn man es liest? Nein, natürlich nicht. Genauso wenig verändert eine mRNA die DNA: Sie liest nur einen Teilabschnitt ab, verändert die DNA aber nicht. Passend zum Thema: Verändert eine mRNA-Impfung die Erbsubstanz?


Mythos 2: Die Impfstoffe wirken sich negativ auf die Fruchtbarkeit aus

Dieses Gerücht wurde von Impfgegnern zuerst in die Welt gesetzt, und zwar nicht im Zusammenhang mit den Covid-19-Impfstoffen, sondern mit dem HPV-Impfstoff, der vor Gebärmutterhalskrebs schützt. Mehrere große Studien haben diese ursprüngliche Behauptung entkräftet und gezeigt, dass es keine Daten gibt, die diese Behauptung stützen. Es gibt auch keinen Grund zu der Annahme, dass sie für die Covid-19-Impfstoffe zutrifft. Dieser Mythos hat sich nun auch auf die Covid-19-Impfstoffe übertragen.

Leider hat dieser Mythos dazu geführt, dass sich viele Schwangere nicht impfen lassen, obwohl sie ein deutlich höheres Risiko für schwere Erkrankungen und den Tod durch Covid-19 haben. Mehrere Studien haben gezeigt, dass der Impfstoff bei Schwangeren genauso sicher und wirksam ist wie bei Nichtschwangeren.

Das Virus dockt über sogenannte Spike-Proteine (in bildlichen Darstellungen des Virus immer als Noppen an der Virusoberfläche dargestellt) an menschliche Zellen an. An diesem Prozess setzt der Impfstoff an und sorgt dafür, dass über die Infektion von einzelnen ungefährlichen Virusproteinen im Körper bereits vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 eine Immunreaktion und Antikörper hervorgerufen werden. Das Corona-Virus hat dadurch keine Möglichkeit mehr anzudocken. Detaillierter Faktencheck zu diesem Thema


Mythos 3: Die Impfstoffe wurden in aller Eile entwickelt, und wir wissen nicht, wie die langfristigen Nebenwirkungen aussehen werden

Während das SARS-CoV-2-Virus erst seit weniger als zwei Jahren existiert, wird an mRNA- und Coronavirus-Impfstoffen bereits seit Jahrzehnten geforscht. Der erste Wissenschaftler, der die Verwendung von mRNA als Medikament vorschlug, tat dies im Jahr 1988. Der erste Test eines mRNA-Impfstoffs an Mäusen fand 1993 statt, und die erste klinische Studie mit mRNA-Impfstoffen an Menschen begann 2015.

Lesen Sie auch >   Tradwives: Der gefährliche Rückfall in traditionelle Rollenbilder

Was die Covid-19-Impfstoffe selbst betrifft, so begannen die ersten klinischen Versuche im März 2020. Weitere Informationen zu diesem Thema:
Wie funktioniert die beschleunigte Zulassung bei Impfstoffen nun?


Mythos 4: Wenn man bereits Covid-19 hatte, braucht man keinen Impfstoff

Die Behauptung, dass eine natürliche Immunität besser ist als eine Impfung, ist falsch. Es stimmt zwar, dass man, wenn man sich bereits mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert hat, höchstwahrscheinlich Antikörper dagegen bildet, aber man weiß nicht, wie viele oder wie lange sie halten werden. Studien haben gezeigt, dass die Antikörperspiegel bei Menschen mit früheren Infektionen stark variieren können. Die Impfstoffe hingegen zeigen durchweg, dass sie zu sehr hohen Antikörperspiegeln führen (mit Ausnahme von Menschen mit geschwächtem Immunsystem). Hinzu kommt, dass die Antikörper – sowohl aus dem Impfstoff als auch aus der natürlichen Infektion – abnehmen.

Wenn Sie also zu Beginn nur geringe Antikörperspiegel haben, können Sie einen Großteil Ihres Schutzes in nur wenigen Monaten verlieren.

Wenn man jedoch infiziert ist und sich erholt und dann geimpft wird, entwickelt man einen wirklich robusten Schutz, der sowohl der Infektion als auch der Impfung allein überlegen ist. Mit anderen Worten: Wenn Sie infiziert sind und sich erholt haben, sollten Sie sich auf jeden Fall noch impfen lassen.


Mythos 5: Die Impfstoffe schützen nicht vor einer Übertragung

Als die ersten Impfstoffe auf den Markt kamen, lag der Schwerpunkt auf dem Schutz vor symptomatischen Erkrankungen, Krankenhausaufenthalten und Todesfällen. Später zeigten Studien aus Israel, dass die Impfstoffe auch zur Verhinderung von Übertragungen beitragen, indem sie die Virusausscheidung verringern, wenn jemand eine Durchbruchinfektion erlebt.

Lesen Sie auch >   Postbank modernisiert Filialen für Senioren: Online-Banking leicht gemacht

Es stimmt, dass die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen die Infektion mit der Zeit nachlässt, und die Delta-Variante, die sich in diesem Sommer durchgesetzt hat, bewirkt, dass die Menschen größere Mengen an Viruspartikeln produzieren. Infolgedessen ist der Schutz vor einer Übertragung bei geimpften Personen nicht mehr so stark, wie er einmal war. Das heißt aber nicht, dass er völlig verschwunden ist.

Zum einen ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren, bei Geimpften immer noch um mindestens 50 % (und wahrscheinlich noch höher) geringer als bei Ungeimpften, was bedeutet, dass sich auch das Übertragungsrisiko halbiert. Einfach ausgedrückt: Wenn man nicht infiziert ist, kann man nicht übertragen. Außerdem scheinen geimpfte Personen das Virus viel kürzer auszuscheiden als ungeimpfte, sodass die Zahl der Tage, an denen sie ansteckend sind, geringer ist. Und schließlich scheint der volle Schutz vor Ansteckung und Übertragung durch eine Auffrischungsimpfung wiederhergestellt zu werden.

Es hätte von Anfang an erklärt werden müssen, dass es sich um einen Impfstoff mit drei Dosen handelt und wenn die Immunität gegen den Impfstoff nachlässt, kann es sein, dass man diese Eigenschaft eine Zeit lang verliert, bis man eine Auffrischungsimpfung erhält. Passend zum Thema: Es macht sehr wohl einen Unterschied, ob man gegen COVID-19 geimpft oder ungeimpft ist!

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)