Ein verlassenes Krankenhaus, ein neugeborenes Kind und eine durchtrennte Nabelschnur. Es klingt nach dem Beginn eines Thrillers. Doch für viele Eltern ist es eine alltägliche Realität. In den vergangenen Jahren haben Verschwörungstheorien und halbgebackene Mythen die Runde gemacht. Von der Notwendigkeit, die Nabelschnur für eine Stunde intakt zu lassen, bis zu finsteren Geschichten über kosmetische Unternehmen, die sich nach frischer Plazenta verzehren.

Aktuell macht wieder ein Statusbeitrag die Runde, der mindestens seit 2016 in Umlauf ist. In diesem heißt es:

Schon gewusst ⁉️ Recherchiert selbst❗❗❗
Kirill Rebjew:
Als ehemaliger Mediziner möchte ich euch was verraten…
Es gibt eine stillschweigende und inoffizielle Regel in den „Entbindungskliniken – KRANKenhäusern“ – die Nabelschnur sofort zu durchtrennen. Dies darf man aber auf keinen Fall machen❗❗❗
Es liegt daran, dass im Moment der Geburt das neugeborene Kind sich im Zustand der Doppelatmung befindet. Als Allererstes bekommt es den Sauerstoff und die Nährstoffe durch die Nabelschnur. Seine Lungen sind noch nicht vollständig aktiviert, nach und nach fängt es durch die Nase nach Luft zu schnappen und aktiviert somit langsam seine Lungen.
Was tun die „Ärzte“ ⁉️
Sie durchtrennen die Nabelschnur sofort nach der Geburt, unterbrechen somit die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr. Der Säugling spürt eine Erstickung, fängt an, heftige Atemzüge zu machen und versucht somit, seine Lungen zu aktivieren – das tut weh! Außerdem – das Blut, das sich in der Plazenta befindet, muss in den Säugling übergehen❗
Wenn die Nabelschnur sofort durchtrennt wird, bekommt das Kind sofort nach der Geburt das Blut nicht in ausreichender Menge ab. Das Blut in der Plazenta enthält aber das natürliche Immunitätsspektrum für das Kind. Das heißt, wenn die Nabelschnur sofort durchtrennt wird, wird dem Kind absichtlich ein Teil der natürlichen Immunität vorenthalten.
Wozu ⁉️
So ein Kind, das nicht die ganze Immunität von Anfang an bekommt, wird aller Wahrscheinlichkeit nach viele Probleme mit seiner Gesundheit im Verlaufe seines Lebens haben. Das bedeutet wiederum, dass die „Mediziner“ den Eltern nun eintrichtern können, dass das Kind nun Impfungen, Tabletten, Mixturen und Operationen benötigt. Je mehr UNgesunde Kinder und Menschen, desto mehr Klienten-Patienten hat die „Medizin“. Nichts Persönliches, es ist einfach nur Business.
Die Nabelschnur darf man NICHT FRÜHER ALS EINE STUNDE NACH DER GEBURT durchtrennen. Die „Ärzte“ denken aber nicht daran. Unter guten Scheingründen wollen sie es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Der medizinische Business möchte, dass die Nabelschnur und die Plazenta möglichst frisch bleiben.
Nun die Frage – wozu braucht die Medizin frische Plazenta und Nabelschnur ⁉️
Aus ihrem Gewebe werden teuere medizinische und kosmetische Präparate gemacht. Das ist eines der Hauptgründe, warum der medizinische Business es gar nicht möchte, dass die Menschen zu Hause, in einer für sie heimischen und wohltuenden Atmosphäre, ihre Kinder gebären. Wenn immer mehr Menschen es dennoch tun würden, würde die Medizin eine wichtige Einnahmequelle verlieren.“
„Dieser Artikel dient nicht nur der Aufklärung für werdende Mütter und Väter, sondern auch für Kosmetikbegeisterte, die in ihrer Unwissenheit, abgesehen von den ganzen Chemikalien, diese Kosmetikinhaltsstoffe auf ihr Gesicht aufschmieren.“
Quelle: Kirill Repjew (ehem. Mediziner)

Was ist Wahrheit und was Fiktion?

Sehen wir uns zunächst einmal jeden einzelnen Satz an:

Satz 1: Es gibt eine stillschweigende und inoffizielle Regel in den „Entbindungskliniken – KRANKenhäusern“ – die Nabelschnur sofort zu durchtrennen.
Faktencheck:
Unwahr. Es gibt keine allgemeine „inoffizielle Regel“, die Nabelschnur sofort nach der Geburt zu durchtrennen. Die Entscheidung, wann die Nabelschnur durchtrennt wird, basiert oft auf der medizinischen Situation und den Praktiken oder Vorlieben des behandelnden Arztes.

Satz 2: Dies darf man aber auf keinen Fall machen!!!
Faktencheck:
Unwahr. Während es Vorteile gibt, wenn man mit dem Durchtrennen der Nabelschnur wartet, gibt es Situationen, in denen ein sofortiges Durchtrennen aus medizinischen Gründen notwendig sein kann.

Satz 3: Es liegt daran, dass im Moment der Geburt das neugeborene Kind sich im Zustand der Doppelatmung befindet.
Faktencheck:
Unwahr. Das Konzept der „Doppelatmung“ ist irreführend. Bevor das Baby geboren wird, erhält es Sauerstoff über die Plazenta und die Nabelschnur. Es gibt keine Phase, in der beide Systeme gleichzeitig in voller Kapazität arbeiten.

Satz 4: Als Allererstes bekommt es den Sauerstoff und die Nährstoffe durch die Nabelschnur.
Faktencheck:
Wahr. Vor der Geburt erhält das Baby Sauerstoff und Nährstoffe durch die Nabelschnur.

Satz 5: Seine Lungen sind noch nicht vollständig aktiviert, nach und nach fängt es durch die Nase nach Luft zu schnappen und aktiviert somit langsam seine Lungen.
Faktencheck:
Teilweise wahr. Bevor das Baby geboren wird, sind seine Lungen mit Flüssigkeit gefüllt. Bei der Geburt beginnt das Baby zu atmen, wodurch die Lungenflüssigkeit verdrängt wird und die Lungen sich mit Luft füllen.

Satz 6: Sie durchtrennen die Nabelschnur sofort nach der Geburt, unterbrechen somit die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr.
Faktencheck:
Teilweise wahr. Das Durchtrennen der Nabelschnur unterbricht die Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen aus der Plazenta, aber zu diesem Zeitpunkt sollte das Baby bereits mit dem Atmen begonnen haben und Sauerstoff über die Lungen erhalten.

Satz 7: Der Säugling spürt eine Erstickung, fängt an, heftige Atemzüge zu machen und versucht somit, seine Lungen zu aktivieren – das tut weh!
Faktencheck:
Unwahr. Es ist nicht korrekt zu sagen, dass das Durchtrennen der Nabelschnur eine „Erstickung“ verursacht. Babys beginnen in der Regel sofort nach der Geburt zu atmen, unabhängig davon, wann die Nabelschnur durchtrennt wird.

Satz 8: Das Blut, das sich in der Plazenta befindet, muss in den Säugling übergehen!
Faktencheck:
Teilweise wahr. Ein verzögertes Durchtrennen der Nabelschnur kann dazu führen, dass mehr Blut von der Plazenta zum Baby fließt, was Vorteile haben kann. Es ist jedoch nicht zwingend notwendig, dass „alles“ Blut aus der Plazenta in das Baby übergeht.

Satz 9: Wenn die Nabelschnur sofort durchtrennt wird, bekommt das Kind sofort nach der Geburt das Blut nicht in ausreichender Menge ab.
Faktencheck:
Teilweise wahr. Ein verzögertes Durchtrennen der Nabelschnur kann zu einem erhöhten Blutvolumen beim Baby führen, aber es ist nicht so, dass Babys, bei denen die Nabelschnur sofort durchtrennt wird, „unzureichend“ Blut haben.

Satz 10: Das Blut in der Plazenta enthält aber das natürliche Immunitätsspektrum für das Kind.
Faktencheck:
Wahr. Das Blut in der Plazenta enthält tatsächlich Antikörper von der Mutter, die dem Baby vorübergehenden Schutz gegen Krankheiten bieten, denen die Mutter ausgesetzt war.

Satz 11: Das heißt, wenn die Nabelschnur sofort durchtrennt wird, wird dem Kind absichtlich ein Teil der natürlichen Immunität vorenthalten.
Faktencheck:
Unwahr. Es ist irreführend zu behaupten, dass dies „absichtlich“ geschieht, als ob es eine böswillige Absicht gäbe.

Satz 12: So ein Kind, das nicht die ganze Immunität von Anfang an bekommt, wird aller Wahrscheinlichkeit nach viele Probleme mit seiner Gesundheit im Verlaufe seines Lebens haben.
Faktencheck:
Unwahr. Es gibt keine Beweise dafür, dass Babys, bei denen die Nabelschnur sofort durchtrennt wird, zwangsläufig „viele Gesundheitsprobleme“ im Laufe ihres Lebens haben werden.

Satz 13: Das bedeutet wiederum, dass die „Mediziner“ den Eltern nun eintrichtern können, dass das Kind nun Impfungen, Tabletten, Mixturen und Operationen benötigt.
Faktencheck:
Unwahr. Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt des Durchtrennens der Nabelschnur und dem Bedarf an Impfungen oder anderen medizinischen Behandlungen.

Im Detail:

Der Mythos der doppelten Atmung

Die Vorstellung, dass Neugeborene „doppelt atmen“, hat viele Eltern verunsichert. Einige glauben, dass das sofortige Durchtrennen der Nabelschnur dem Säugling schadet, da es seine Sauerstoffquelle abrupt unterbricht.

BehauptungenFaktencheck
Neugeborene benötigen Sauerstoff und Nährstoffe aus der NabelschnurWährend der Geburt erhält das Baby Sauerstoff über die Plazenta, aber nach der Geburt sind die Lungen dafür verantwortlich.
Die Nabelschnur enthält das natürliche ImmunitätsspektrumDas Immunsystem des Kindes wird sowohl von der Mutter als auch durch das Stillen unterstützt, nicht nur durch die Nabelschnur.
Ein Kind ohne diese Immunität wird oft krankViele Faktoren beeinflussen die Gesundheit eines Kindes, nicht nur die Nabelschnur.

Der Geschäftszweig: Medizin und Kosmetik

Es gibt Spekulationen, dass die medizinische Welt und die Kosmetikindustrie nach frischer Plazenta und Nabelschnur „hungern“. Aber wie viel davon ist wahr?

BehauptungenFaktencheck
Frische Plazenta wird für kosmetische Produkte verwendetEinige Kosmetikfirmen verwenden Plazenta in ihren Produkten, aber sie stammen oft von Tieren und nicht von Menschen. Von den 1950er bis in die 80er hinein galt die Plazenta auch als Anti-Aging-Mittel und wurde in der Kosmetik verwendet. Durch Infektionskrankheiten stellte man jedoch auf chemische Inhaltsstoffe um.
Krankenhäuser verkaufen Plazenta und NabelschnurEs gibt keine konkreten Beweise dafür, dass Krankenhäuser regelmäßig Plazenta für kosmetische Zwecke verkaufen.

Der ideale Zeitpunkt zum Durchtrennen der Nabelschnur

Die medizinische Gemeinschaft hat ihre eigenen Ansichten darüber, wann die Nabelschnur durchtrennt werden sollte. Was sagt die Wissenschaft dazu?

BehauptungenFaktencheck
Die Nabelschnur sollte mindestens eine Stunde intakt bleibenEs gibt keine wissenschaftliche Basis für diese spezifische Dauer. Jedoch empfehlen einige Studien, ein paar Minuten zu warten, um dem Baby zusätzliches Blut zuzuführen.

Zu Hause oder Krankenhaus: Wo sollte man gebären?

Der Ort der Geburt ist eine persönliche Entscheidung. Während einige die Sicherheit eines Krankenhauses bevorzugen, wählen andere den Komfort ihres eigenen Zuhauses.

BehauptungenFaktencheck
Krankenhäuser ermutigen Krankenhausgeburten, um Plazenta zu „ernten“Die meisten Krankenhäuser befürworten Krankenhausgeburten wegen der medizinischen Sicherheit und der vorhandenen Infrastruktur.

Fazit

Die Geburt eines Kindes ist ein Wunder, umgeben von Emotionen, Hoffnungen und manchmal auch Ängsten. Während Geschichten und Mythen uns faszinieren können, ist es wichtig, sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu stützen. Das Durchtrennen der Nabelschnur, die Verwendung der Plazenta und der Ort der Geburt sind individuelle Entscheidungen. Lassen Sie sich nicht von Halbwahrheiten beeinflussen. Informieren Sie sich und treffen Sie Entscheidungen, die für Sie und Ihr Kind am besten sind.

Quellen und Verweise:

  1. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)
    • Webseite: www.dggg.de
    • Hier finden Sie viele Leitlinien und Empfehlungen rund um die Geburtshilfe und die Themen, die damit verbunden sind.
  2. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
    • Webseite: www.familienplanung.de
    • Diese Seite bietet viele Informationen zu Schwangerschaft, Geburt und der Zeit danach.
  3. Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF)
    • Webseite: www.frauenaerzte-im-netz.de
    • Ein Portal, das von Frauenärzten betrieben wird und das zahlreiche Informationen zu allen gynäkologischen Themen bereithält.
  4. Stiftung Kindergesundheit
    • Webseite: www.kindergesundheit.de
    • Sie bietet eine Fülle von Informationen rund um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.
  5. Deutsches Rotes Kreuz – Stammzellspenderdatei
    • Webseite: www.stammzellspenderdatei.de
    • Das DRK informiert hier über die Spende und Lagerung von Nabelschnurblut und deren potenzielle medizinische Anwendungen.
  6. Vita 34 – Nabelschnurblutbank
    • Webseite: www.vita34.de
    • Vita 34 ist eine der bekanntesten Nabelschnurblutbanken in Deutschland und bietet umfassende Informationen über die Konservierung von Nabelschnurblut und -gewebe.
  7. Deutsche Stammzellspenderdatei (ZKRD)
    • Webseite: www.zkrd.de
    • Das ZKRD bietet Informationen über Stammzellspenden, einschließlich Nabelschnurblutspenden.

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