Nicht gestellt – Das Video mit den ankommenden Flüchtlingen auf Lesbos
In den letzten Tagen sorgte ein Video für sehr viel Diskussionen – sind die Fotos von ankommenden Flüchtlingen auf Lesbos etwa gestellt?
Von einem Video mit einer Frau am Strand glauben viele, dass es inszeniert sei
Jedoch fahren die Fotografen jeden Tag die Küste für Fotos ab.
Zahlreiche andere Fotos und Aufnahmen unterstreichen, dass es eine echte Rettungsaktion war
Diesen Eindruck hat man zumindest auf den ersten Blick, wenn man das kurze Handyvideo sieht, welches nur neun Sekunden lang ist und eine Frau zeigt, die weinend am Strand kniet:
Um sie herum sieht man mehrere Fotografen, die Bilder von ihr und anderen Flüchtlingen machen. Scheinbar also inszenierte Fotos, das Video der Leak eines Beobachters, so wird geschlussfolgert. Die Bestätigung folgt schnell, denn die Fotos jener Frau tauchen auch in den Medien auf und werden spöttisch kommentiert:
3000€ Philipp Plein Jacket. This poor Afrikans. pic.twitter.com/OciiAUdwos
— Brockn (@BrocknPrime) March 2, 2020
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Woher stammt das Video?
Dabei handelt es sich nicht etwa um eine heimlich gemachte Aufnahme, die einen vermeintlichen Skandal aufdecken soll, sondern um eine Momentaufnahme der Journalistin Liana Spyropulou, die die Aufnahme selbst auf Twitter veröffentlichte.
Wie entstanden die Bilder?
Die Kollegen von „Correctiv“ wandten sich direkt an die Journalistin, um sie bezüglich jener Situation zu befragen. Sie erklärte, dass die Fotos und das Video entstanden, als sie und ihre Kollegen, wie jeden Morgen, um halb 6 aufstehen und an der Küste in Skala entlangfahren, wo erfahrungsgemäß die meisten Boote der Flüchtlinge ankommen.
Dort beobachten die Fotografen dann mit großen Kameraobjektiven die See, um rechtzeitig an der Stelle zu sein, wenn die Flüchtlinge an Land kommen, um dort Fotos zu machen – denn dies ist ihr Job.
Die anderen Bilder der Rettung
Wie schon oben geschrieben, waren die Fotografen frühzeitig vor Ort, um entsprechende Bilder machen zu können, dementsprechend gibt es auch sehr viel mehr Material als nur die Strandszene; es wurde bereits gefilmt und fotografiert, als das Boot mit den Flüchtlingen bei stürmischer See noch weit entfernt war.
Unter anderem die „Daily Mail“ veröffentlichte Videoaufnahmen der Ankunft, die sich Kollege André Reinsdorf genauer ansah.
Bildergalerie zu den Aufnahmen (8 Bilder):
Update 10.03.2020
Die Bundeswehr hat uns bestätigt, dass es sich bei dem Schiff um eine deutsche Fregatte handelt:
„Vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an den maritimen Einsätzen der Bundeswehr.
Mit Bezug auf Ihre Frage kann ich Ihnen bestätigen, dass es sich auf den Bildern um die Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ handelt.
Bereits am 29.02.2020, haben wir die Öffentlichkeit via Twitter über diese Rettungsaktion informiert.“
Hier der entsprechende Tweet zu der Rettungsaktion:
Auf einem Bild, welches als Teaser für einen Artikel der „Time“ auf Facebook zu sehen ist, sieht man auch die Hilfskräfte am Strand deutlicher.
Die Retter in den Westen sind von Lighthouse Relief, diese sind im Norden von Lesbos stationiert.
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Fazit
Die neun Sekunden lange Aufnahme leakt nicht etwa eine inszenierte Szene am Strand, sondern zeigt eine Momentaufnahme einer tatsächlichen Rettung, zu der sich viele Fotojournalisten eingefunden haben, was die zahlreichen anderen Bilder und Aufnahmen der Rettungsaktion unterstreichen.
Artikelbild: Screenshot / Video / Liana Spyropoulou
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