Rapper Pitbull: „Corona-Pandemie ist geplant!“ – Wer braucht da noch Experten?
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„Da, sogar ein Prominenter weiß über die Plandemie Bescheid!“ – Ernsthaft?
Hierzulande kennt man ja bereits mehr oder weniger bekannte Prominente, die sich eher zweifelhaft über die Corona-Pandemie äußerten, sei es ein Autor von veganen Kochbüchern oder ein Schlagersänger. Doch auch internationale Stars sind nicht vor Verschwörungsmythen gefeit.
Jüngstes Beispiel ist der US-Rapper Pitbull:
In einem kurzen Video, welches auch auf YouTube zu finden ist (HIER (ab 2:12) und HIER) sieht man den Rapper in einer Gesprächsrunde, in der er behauptet, dass es für die Corona-Pandemie im Oktober 2019 bereits einen Probedurchlauf namens „Event 201“ gab.
Auch behauptet er, dass nach dem „Event 201“ alle wichtigen CEOs der Welt von ihren Posten zurücktraten, als Beispiele nennt er Disney, Hulu, Microsoft, Nike, Wells Fargo und Boeing, was „der Schwanz ist, der mit dem Hund wedelt“ (Slang für ein eher unbeachtetes Ereignis, welches sich plötzlich als wichtig erweist).
In der Facebook-Version des Videos steht auch noch der Text „Maybe now the sheep will listen, since a celebrity said what I’ve been saying“ („Vielleicht werden die Schafe jetzt zuhören, da ein Prominenter gesagt hat, was ich gesagt habe“).
Woher stammt das Video?
Es handelt sich um einen Ausschnitt einer Episode der Sendereihe „Drink Champs“ des Hip-Hop-Kabelkanals Revolt TV. Die Episode stammt aus dem September 2020 und ist insgesamt eineinhalb Stunden lang (siehe HIER), rund fünf Minuten davon redet Pitbull über die (wie er sie nennt) „Scandemic, Plandemic“.
Es muss stimmen, wenn ein Prominenter das sagt?
Merke: Prominenz bedeutet nicht Kompetenz.
Das sollte eigentlich bekannt sein, doch trotzdem gibt es tatsächlich viele Menschen, die lieber einer prominenten Person als echten Experten Glauben schenken. Die „Logik“ dahinter: Prominente haben viele prominente Kontakte und wissen deshalb viel mehr über Geschehnisse als jeder andere.
Zu Pitbulls Behauptungen
Event 201
Dabei soll es sich um einen Plan halten, der Monate vor der Pandemie ausgeführt wurde und die Grundlage der jetzigen Corona-Pandemie sein soll.
Dabei handelte es sich tatsächlich um eine Pandemieübung, welche vom Johns Hopkins Center for Health Security in Partnerschaft mit dem Weltwirtschaftsforum und der Bill and Melinda Gates Foundation am 18. Oktober 2019 in New York veranstaltet wurde.
In dem Szenario ging es um die globale Ausbreitung eines Coronavirus in extremer Form, die an der Übung Anwesenden wollten damit Erkenntnisse gewinnen, wie politisch und wirtschaftlich auf eine solche Pandemie zu reagieren sei.
Aufgund des Verschwörungsmythos, dass die Pandemieübung mit der jetzigen Pandemie zusammenhänge, äußerte sich auch das Johns Hopkins Center selbst:
„Um es klar zu sagen: Das Zentrum für Gesundheitssicherheit und seine Partner haben während unserer Übung am Tisch keine Vorhersage getroffen. Für das Szenario haben wir eine fiktive Coronavirus-Pandemie modelliert, aber wir haben ausdrücklich erklärt, dass es sich dabei nicht um eine Vorhersage handelt.“
Ausführlich behandelten wir die Behauptung in unserem Artikel „Event 201 – Keine geplante Pandemie“.
Zurückgetretene CEOs
Angeblich seien alle wichtigen CEOs der Welt nach dem Event 201 zurückgetreten, darunter die CEOs von Disney, Hulu, Microsoft, Nike, Wells Fargo und Boeing.
Disney: Am 25. Februar 2020 trat Bob Iger als CEO zurück (siehe HIER). Diesen Rücktritt kündigte er allerdings bereits 2019 an (siehe HIER).
Hulu: Am 31. Januar 2020 wurde bekannt, dass CEO Randy Freer zurücktritt (siehe HIER). Auch dies war absehbar, seit Disney 2019 bekannt gab, „die volle Betriebskontrolle“ von Hulu zu übernehmen (siehe HIER).
Microsoft: Satya Nadella ist seit 2014 CEO (siehe HIER und HIER). Es gibt keine Anzeichen dafür, dass er vorhat, zurückzutreten.
Nike: John Donahoe ist seit Januar 2020 CEO (siehe HIER).
Wells Fargo: Im September 2019 (also noch vor Event 201 und der Corona-Pandemie) wurde bekannt, dass Charles W. Scharf CEO der Bank werden wird (siehe HIER).
Boeing: Im Dezember 2019 wurde bekannt, dass David L. Calhoun CEO werden wird (siehe HIER). Grund dafür war das Krisenverhalten des Konzerns bezüglich der Abstürze der Boeing 737 MAX (siehe HIER).
Von den von Pitbull genannten sechs Konzernen traten also vier CEOs tatsächlich während der Corona-Pandemie zurück, dies allerdings (außer bei Nike) ersichtlich aus anderen Gründen und teilweise schon vorher geplant.
Fazit
Die Aussagen des US-Rappers Pitbull sind zum großen Teil falsch. Es ist zwar verständlich, wenn ein „Mr. Worldwide“ aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr weltweit sein kann und deshalb frustriert ist, jedoch sollte man deshalb nicht wirklich Verschwörungsmythen über eine geplante Pandemie Glauben schenken.
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Weitere Quelle: AFP
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
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