Zwei Studentinnen haben angeblich plastikfressende Bakterien erfunden und wollen damit das Müllproblem der Weltmeere lösen.

Ein Artikel auf der Webseite „physics-astronomy.org“ behauptet, die beiden 20-jährigen Studentinnen hätten während ihrer Schulzeit plastikfressende Bakterien entwickelt und diese entsprechend patentieren lassen. Mit diesem Projekt hätten sie ebenso bereits 5 Preise gewonnen (der Artikel hier).

Was dort passiert: Diese Bakterien seien in der Lage, Kunststoff in CO2 und Wasser umzuwandeln. An dieser Stelle wird es sehr spannend und der Faktencheck muss zweigleisig fahren, denn die Geschichte auf „physics-astronomy.org“ ist zwar einerseits falsch, dennoch gibt es plastikfressende Bakterien.

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Plastikfressende Bakterien: der Faktencheck

Beginnen wir zunächst mit dem Artikel und Jeanny Yao und Miranda Wang. Ja, es gibt diese beide n Personen. Es handelt sich bei den abgebildeten Personen auch tatsächlich um Jeanny Yao und Miranda Wang.

Screenshot: Facebook
Screenshot: Facebook

Die beiden sind Mitbegründer der Firma BioCellection (Menlo Park, Californien). Diese Firma kümmert sich um Kunststoffrecycling. Tatsächlich hatten Wang und Yao vor Jahren während des Studiums die Idee zum Abbau von Plastik mit Hilfe von Mikroben. Aber diese Methode erwies sich als unausführbar (siehe hier).

Auf genau diesem Versuch, plastikfressende Bakterien zu entwickeln, dürfte sich die ursprüngliche Geschichte beziehen. Sie blendet dabei jedoch völlig aus, dass Jeanny Yao und Miranda Wang daran mittlerweile gar nicht mehr arbeiten.

Wang und Yao arbeiten mittlerweile vielmehr daran, das Kunststoffrecycling zu optimieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Kunststoffen, die schwer zu recyceln sind. Mithilfe von chemischen Zusatzstoffen werden diese Kunststoffe in einem bestimmten Prozess in Rohstoffe zersetzt.

Und plastikfressende Bakterien?

Nun, es gibt letztendlich aber doch eine Art plastikfressende Bakterien. Es handelt sich besser gesagt um Bakterien, die Kunststoffe zersetzen. Diese wurden  2016 in Japan in ihrem natürlichen Lebensraum gefunden, nämlich auf einer PET-Recyclinganlage. Es handelt sich dabei um das Bakterium Ideonella sakaiensis 201-F6 (vergleiche).

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Mithilfe von Enzymen zersetzt das Bakterium die PET-Ketten und am Ende bleiben zwei Stoffe übrig, die nicht giftig für die Umwelt sind.

Das große ABER an dieser Stelle: „Plastikfressende Bakterien“ sind weit entfernt davon, effektiv eingesetzt werden zu können. Unter Laborbedingungen benötigten die Bakterien 60 Wochen bei 30 Grad Celsius, um einen dünnen PET-Film zu zersetzen.

Mehr darüber hier:

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2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)