Am laufenden Band gibt es neue Forschungsergebnisse bezüglich der Corona-Pandemie, und viele davon erscheinen als Preprint. Doch was ist das eigentlich?

Weltweit stürzen sich Forscher auf alle möglichen Unsicherheiten, die es in der Corona-Pandemie gibt, um Antworten liefern zu können. Doch kann es Wochen oder Monate, in manchen Fällen sogar Jahre dauern, bis Forschungen offiziell von der Fachwelt anerkannt und veröffentlicht werden. Deshalb erscheinen gerade in dieser Zeit sehr viele Forschungen als Preprint, zu Deutsch: Vorveröffentlichung.

Preprint – Die Definition

Das Wort verrät es ja eigentlich schon: Ein Preprint ist ein Vorabdruck, eine Vorveröffentlichung. Preprints sind somit Forschungsberichte, die noch nicht von Fachkollegen geprüft und zur Veröffentlichung angenommen wurden.

Warum gibt es Preprints?

Vorabdrucke erhöhen die Zugänglichkeit und können die wissenschaftliche Kommunikation beschleunigen, wenn Forscher sie als glaubwürdig genug ansehen, um sie zu lesen und zu nutzen. Gerade in der Pandemie ist es wichtig, mögliche Unsicherheiten schnell zu erforschen und die Ergebnisse zu veröffentlichen, damit Fachkollegen sie verifizieren oder negieren können.

Das Problem der Glaubwürdigkeit

Einen Haken haben Preprints aber: Es fehlt ihnen die für wissenschaftliche Zeitschriften typischen Verweise, die deren Glaubwürdigkeit erhöhen. Im Prinzip kann jeder Hobbyforscher in seinem Küchenlabor etwas untersuchen und dann als Preprint auf den jeweiligen Plattformen veröffentlichen – zumindest so lange, bis es vielleicht wegen zu großem Unsinn wieder gelöscht wird.
Deswegen ist es ratsam, dass die Autoren von Preprints immer zusätzliche, überprüfbare Angaben hinzufügen, beispielsweise die Institutionen der Autoren, Hinweise auf Interessenskonflikte und Geldgeber, bisher veröffentlichte Preprints und Artikel etc.
Auch sollten in einem Preprint die Methodiken, wie ein Forschungsergebnis zustande gekommen ist, sehr genau beschrieben werden, um sie für Fachkollegen überprüfbar zu machen. So wie wir es von früher aus dem Mathe-Unterricht kennen: Die Lehrer wollen nicht nur das Ergebnis sehen, sondern auch den Rechenweg.

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Kann ich selbst die Glaubwürdigkeit eines Preprints überprüfen?

Im gewissen Rahmen ja. Dazu gehört beispielsweise das Suchen der anderen Arbeiten der Autoren, ob sie beispielsweise schon öfter in renommierten Wissenschafts-Zeitschriften Arbeiten veröffentlicht haben oder eher bei Verschwörungstheoretikern Anklang finden.
Ein guter Hinweis sind auch die Kommentarspalten bei Preprints:
Oftmals wird dort von Fachkollegen diskutiert, und nicht selten findet man gerade bei allzu skandalös wirkenden Preprints einen Haufen Kommentare, die sehr detailliert beispielsweise auf Fehler in der Methodik hinweisen.
Auch die Quellenangaben in einem Preprint bieten gute Hinweise. In dubiosen Preprints existiert eine Quelle manchmal gar nicht oder es wird auf Seiten verwiesen, die eher bekannt für Verschwörungsmythen sind.

Fazit

Mit der Verwendung von Preprints als Quelle ist sehr vorsichtig umzugehen. Nicht umsonst findet sich über den Vorabveröffentlichungen ein Hinweis, dass diese Forschungsergebnisse nicht als bereits feststehender Fakt zu werten sind, nicht als medizinischer Ratschlag, und auch nicht in der Presse als feststehender Fakt dargestellt werden sollte.
Wenn ihr also in der Presse etwas über Forschungen lest, prüft möglichst, ob es sich nicht „nur“ um einen Preprint handelt, aber dort nicht oder nur in einem Nebensatz darauf hingewiesen wurde, denn das kommt leider recht häufig vor.
Preprints sind gerade für die Fachwelt sehr gut als Grundlage für weitere Forschungen, doch ist dabei auch wirklich immer auf die Reputation der Autoren und die Genauigkeit der Forschungen zu achten – denn schon manches Mal war ein Preprint mehr Propaganda und weniger echte Forschung.


Quellen: The Royal Society Publishing, Academic Writing Site for Students, PrePrints
Hier beispielsweise wurde ein Preprint absichtlich falsch interpretiert, um Unsicherheit zu verbreiten:
In einer niederländischen Studie wurde die Auswirkung der Biontech-Impfung auf das Immunsystem untersucht. Diese Studie wird jedoch falsch interpretiert.

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