Nach der Pandemie: Quo Vadis, Querdenker?

Autor: Ralf Nowotny

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Irgendwann ist die Corona-Pandemie vorbei, und dann werden Querdenker sagen, dass sie gewonnen haben. Und dann?

Leiser Optimismus macht sich breit: Die Omikron-Variante ist zwar viel ansteckender, aber nicht mehr ganz so gefährlich. Ist dies nun der Anfang vom Ende der Pandemie? Oder nur eine trügerische Ruhe? Und wenn es dann doch irgendwann wirklich zu Ende ist, was machen die ganzen jetzigen Querdenker dann?

Querdenker – Ein Blick in die Zukunft

Vielleicht bist du, der du diesen Artikel gerade liest, einer der Leute, die sich selbst „Querdenker“ nennen, dann brauchst du jetzt nicht viel Vorstellungskraft. Und wenn nicht, dann habe ich ein Gedankenspiel für dich: Stell dir vor, du bist ein „Querdenker“ am Ende der Corona-Pandemie.
Es ist das Frühjahr 202x. Im vergangenen Herbst ist keine neue, ernstzunehmende Corona-Variante aufgetaucht. Auch der Winter verlief glimpflich, die Infektionszahlen sinken, die Intensivstationen werden kaum noch mit COVID-19 Patienten belegt. Das Ende der Pandemie ist in Sichtweite.
Wie fühlst du dich nun? Glaubst du, dass du und deine Mitstreiter einen „Sieg“ errungen haben? Dass du dich tapfer gegen die „Diktatur“ gewehrt hast? Aber was hast du nun vor? Wie geht es für dich weiter? Quo Vadis, Querdenker?
Viele von euch haben nicht nur ihre Freunde, sondern auch ihren Arbeitsplatz/Karriere verloren. Kommt ihr nun ins „normale“ Leben zurück oder kriecht ihr noch tiefer in den Sumpf? Hey, da war doch noch was mit Kindern in unterirdischen Gängen in New York, denen Adrenochrome abgezapft wird, dagegen könnte man doch jetzt protestieren!

Der unendliche Querdenker-Sumpf

Was ich damit sagen will: Das Feld der Verschwörungsmythen ist ein sumpfiger Dschungel, in dem sich viele von einer „Wahrheit“ zur nächsten hangeln. Und es ist schwer, da wieder herauszukommen, denn schließlich hat man doch so viele Mitstreiter gefunden, und die alten Freunde sind doch eh unwissend und wollen nichts mehr mit einem zu tun haben.
Meinereiner sieht das im Verwandtenkreis: Es fing an mit dem eher harmlosen „Flache Erde“ Verschwörungsmythos, entwickelte sich weiter zur Klimawandel-Leugnung und endete mit „Alles ist geplant und eine große Verschwörung der Elite“ Corona-Leugnung. Dieselbe Abwärts-Spirale ist ja auch bei so einigen ehemaligen Prominenten zu erkennen.
Die besten Beispiele sind ein Schlagersänger und ein Autor veganer Kochbücher:
Beide waren mehr oder weniger schillernde Persönlichkeiten in ihrem Gebiet, glaubten dann irgendwann einem Verschwörungsmythos und versorgen seither ihre Telegram-Follower mit immer kruderen Behauptungen, Kauftipps für Überlebenssets und Spendenaufrufen. Karriere? Nicht mehr vorhanden.

Ich bin genervt!

Wir alle versuchen irgendwie, durch diese Pandemie zu kommen. Wir tragen Schutzmasken, wir halten Abstand, wir lassen uns impfen. Die meisten von uns haben kein Fachwissen über Viren, aber wir vertrauen den Experten – den Virologen, den Epidemiologen, den anderen Fachleuten, die aktiv in ihrem Fachgebiet arbeiten.
Warum wir das machen? Weil wir „Schlafschafe“ sind, weil wir nicht „erwacht“ sind wie ihr? Nein, sondern weil wir vernünftig handeln! Wäre die Corona-Pandemie wirklich eine 50:50-Angelegenheit, bei der sich die wissenschaftliche Welt absolut uneins wäre, dann wären gerade wir als Faktenchecker an vorderster Front bei den Skeptikern. Doch dem ist nicht so! Es herrscht eine weltweite Einigkeit bei dem Gros der Wissenschaftler, dass SARS-CoV-2 nicht so harmlos wie eine Grippe ist!
Doch wie es nun mal bei nahezu jedem Thema ist: Es gibt immer Gegenansichten. Es gibt auch immer Leute, die behaupten, dass die Erde flach ist und die Mondlandung nie stattgefunden hat. Und bei all diesen Verschwörungsmythen ist es immer dasselbe: Die Beweise für eine runde Erde, für die Mondlandung, für die Corona-Pandemie sind erdrückend, während die Gegenbeweise immer auf sehr wackligen Stützen stehen.
Der Unterschied aber zu den üblichen Verschwörungsmythen ist, dass es in der Pandemie tatsächlich noch viele Unsicherheiten gibt. Stammt das Virus vielleicht doch aus einem Labor, was allerdings bisher weder bewiesen, noch eindeutig widerlegt wurde? Wie lange hält eine Impfung nun wirklich? Wird es gefährlichere Mutationen geben? Wann wird die Pandemie nur noch ein Stück chaotischer Vergangenheit sein?
Exakt in diesen Wust der Unwissenheit haken sich die Bhakdis, die Schiffmanns und die Wodargs ein: Sie haben zwar entweder mit dem Fachgebiet der Virologie gar nichts zu tun oder sind schon lange raus, aber sie beeindrucken euch mit ihren Titeln und erzählen euch Dinge, über die viele ernsthafte Experten nur den Kopf schütteln.
Warum eigentlich? Warum glaubt ihr lieber Leuten, deren Behauptungen schon zigfach widerlegt wurden? Fühlt ihr euch dann als Rebellen? Als eine der Wenigen, die die „Wahrheit“ wissen? Als überlegen? Leute, eine Pandemie ist kein Wettbewerb!

„Wir wollen doch nur euer Bestes – Euer Geld!“

„Warum sollten die denn die Unwahrheit sagen?“, fragt ihr euch? Aus einem furchtbar einfachen Grund: Geld. Und das war schon immer so, denn einige Personen der wenigen Akteure hinter den Anti-Bewegungen machen sehr gut Kasse mit euch.
Und es sind immer wieder die gleichen Menschen, die mit „Dagegen“-Plakaten und Shirts die Unzufriedenen sammeln und um Kasse bitten: Vor der Pandemie war es beispielsweise die Pegida-Bewegung, doch da die Migranten-Thematik durch die Pandemie in der öffentlichen Diskussion derzeit ziemlich verdrängt wurde, wird sich halt den Pandemie-Maßnahmen angenommen. Hauptsache dagegen, das ist wichtig!
Laut Jan Böhmermann hat Querdenken-Gründer Michael Ballweg sehr gut nicht trotz, sondern wegen Corona gut verdient. Das zumindest geht aus Böhmermanns Beitrag hervor:

Denn den Begriff „Querdenken“ darf demnach nicht jeder einfach so verwenden: Ballweg hat sich das Wort als Marke gesichert – und verdient somit kräftig an jeder Demonstration mit dem Namen mit – neben den Spenden Schenkungen der Teilnehmer.

Reißt das Steuer wieder rum!

Wöchentlich gehen derzeit bundesweit einige Tausend Leute auf die Straße und demonstrieren weiterhin gegen einen „Impfzwang“ und gegen Corona-Maßnahmen wie 2G im Einzelhandel. Ein gewisser Unmut ist ja noch nachvollziehbar, doch was absolut nicht nachvollziehbar ist, dass dies Seite an Seite und offenen Auges mit Rechtsradikalen und anderen verschrobenen Gestalten geschieht. Der Journalist Markus Sulzbacher meint dazu auf Twitter:

Niemand behauptet, dass alle Corona-Demonstrierende Neonazis seien. Was aber stimmt, Neonazis sind teilweise federführend dabei und kaum jemand stört sich daran.

Es sind oftmals bekannte Rechtsradikale, die eure Demonstrationen steuern und sie als „Spaziergänge“ verharmlosen. Ein schlimmes Wort von dem wir alle wissen dürften, dass dies keine „Spaziergänge“ sind. Trotzdem wird die Wortwahl oftmals vehement gegenüber Polizisten vor laufender Kamera verteidigt.
Der Unmut sei jedoch gegönnt, auch dass dieser öffentlich ausgesprochen werden darf (denn das geht in einer Demokratie), doch gleichzeitig wird auf Seiten der Demonstrierenden immer wieder behauptet, in einer „Diktatur“ zu leben (in der solche Demos gar nicht möglich wären …. oder die Demonstrierenden danach entweder „ruhig“ oder nicht mehr da wären). Das alles wiederum angestachelt von Leuten, die einen Diktator aus der deutschen Vergangenheit verehren. Merkt da wer wirklich nicht, wie sehr die Proteste ausgenutzt werden?
Mein ganz persönlicher Vorschlag: Der Großteil der Menschen würde durchaus weitaus ernster genommen werden, wenn sie sich nicht nur klar von Rechten distanzieren würden, sondern besser diese aktiv von den Kundgebungen verdrängen. Buhrufe für klar rechte Redner, Platzverweis für Populisten!
Und als nächster Schritt wären Fakten ganz gut: Es gibt auch ohne Verschwörungstheorien wie „Die Impfung ändert die Erbsubstanz“ oder „Die Impfung macht unfruchtbargenug zum Aufregen, beispielsweise über Kinder und Jugendliche, die verfrüht nach einem positiven Test wieder in die Schule sollen oder unklare Regelungen.
Natürlich darf sich jeder Sorgen machen. Wir dürfen nicht nur, sondern müssen auch Fragen stellen, wenn wir uns unsicher seid! Gibt es wirklich so viele Nebenwirkungen? Wie sicher sind Impfungen? Warum sind manche Ärzte augenscheinlich dagegen? Bringen Masken überhaupt was?
Ja, wir müssen diese Fragen stellen. Aber auf der anderen Seite müssen wir auch unangenehme Antworten akzeptieren können, wenn diese hinreichend nachweisbar und die Ergebnisse beliebig replizierbar sind. Dann können wir die Antworten nicht einfach mit „Die werden doch alle bezahlt“ oder „Alles Propaganda“ quittieren, denn das sind nicht einmal Argumente, sondern hohle Parolen – vorgegeben von Leuten, die wollen, dass es Aufregung gibt.
Mein Ratschlag an alle vernünftigen Demonstrierenden: Holt euch also eure Demonstrationen wieder – und gestaltet sie so, dass sie auch ernstzunehmen sind. Und bewaffnet euch mit Fakten, nicht mit Verschwörungsmythen!

Was am Ende bleibt

Erinnert ihr euch noch an die 80er, die 90er, die 2000er? Die peinlichen Fotos von damals, als ihr dachtet, ihr seid cool? Irgendwann blättern vielleicht eure Enkel durch die Fotoalben und wundern sich, warum Opa mit ’nem Damenschlüpper über dem Kopf auf einer Demo war oder warum die Oma ein Schild mit wirren Behauptungen über Impfungen herumlief.
Was erzählt ihr dann? „Ich war damals im Widerstand“? Verzeihung, aber das ist nicht Star Wars, und ihr seid nicht wirklich die Rebellion. Im Rückblick seid ihr dann die Leute, die sich gegen jeden wissenschaftlichen Konsens stellten und wirren Verschwörungsmythen glaubten – ihr seid dann die, über die in Geschichtsbüchern der Kopf geschüttelt wird.
Vielen werden sich nach der Pandemie fragen, was sie eigentlich geritten hat, andere werden sich weiterhin als Rebellen fühlen und sich ein neues Thema suchen – vielleicht wieder Pegida? Vielleicht ein anderes Thema? Egal, Hauptsache dagegen!
Die eigenen Einstellungen zu hinterfragen, sich nun doch mehr mit Wissenschaft und echten Fakten zu beschäftigen, macht einen nicht zu einem „Schlafschaf“ oder einem „Systembückling“ – sondern zu einem rational denkenden Menschen, der einsieht, dass man nicht alles wissen muss, aber Leuten vertrauen kann, die etwas viel besser wissen.

Vertraue ich „Big Pharma“? Nein. Aber ich vertraue medizinischen Experten auf ihren Fachgebieten eher als einem YouTuber mit wirren, unbewiesenen Behauptungen.

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