Anscheinend immer noch recht erfolgreich auf Facebook: die „Romance Scam“-Masche.

Bei dieser Betrugsmasche auf Facebook werden Frauen von attraktiven Männern kontaktiert und mittels vorgetäuschter Liebe um ihr Geld gebracht.
Die Polizei Wien weiß von einem aktuellen Fall zu berichten und fahndet nach einem Täter:

Im Zeitraum von Juli bis September 2018 nahm ein unbekannter Mann über eine Social-Media-Plattform Kontakt mit einer Frau auf, der er eine Liebesbeziehung versprach und ihr in weiterer Folge Geld in einer fünfstelligen Gesamtsumme entlockte.

Die Wiener Polizei ersucht um sachdienliche Hinweise zur Person des Verdächtigen und/oder seines Aufenthaltsorts an das Landeskriminalamt Wien, Außenstelle Süd, Journaldienst, unter der Telefonnummer 01 / 31310 Durchwahl 57800.

Ein Foto des vermeintlichen Betrügers findet sich hier.
Der ORF berichtet, dass der Mann mittels eines Fake-Profils auf Facebook die Frau kontaktierte und sich sogar zweimal mit ihr traf. Während er beim ersten Treffen „nur“ 2.500 Euro für die Reparatur seines Leihautos bekam, erhielt er beim zweiten Treffen ganze 30.000 Euro, die er benötigen würde, um sein Millionenerbe antreten zu können.

Romance Scam? Was ist das?

Bei solchen Geschichten handelt es sich um so genannten Romance Scam (zu Deutsch: “Betrugsromanze”).

Googelt man diesen Begriff, wird man schnell auf Wikipedia fündig:

Mit dem englischsprachigen Begriff Romance Scam wird eine Form des Internetbetrugs bezeichnet, bei der gefälschte Profile in Singlebörsen dazu benutzt werden, den Opfern Verliebtheit vorzugaukeln, mit dem Ziel eine finanzielle Zuwendung zu erschleichen.

Scamming bedeutet also betrügen.

Im englischsprachigen Raum ist Romance Scam weit verbreitet, es gibt sogar Foren, die vor solchen Betrügern warnen und die die zumeist missbräuchlich verwendeten Fotos dieser angeblichen Liebhaber veröffentlichen.

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Im Zusammenhang mit Romance Scam fällt sehr oft der Name “Nigeria Connection”. Doch wie passen diese zwei Begriffe zusammen?

Die “Nigeria Connection”

Die Nigeria Connection ist keine strukturierte Organisation, sondern es handelt sich hierbei um verschiedene Gruppen von afrikanischen Betrügern. Diese Betrüger leben zum Teil in Europa und zum anderen Teil in Nigeria.

Diese Internetbetrüger haben sich auf Kreditkartenbetrug, Dokumentenfälschung uvm. spezialisiert und sind seit geraumer Zeit auch mit vielen Fake-Profilen auf Facebook unterwegs.

Sie kontaktieren ahnungslose Facebook-Nutzerinnen, gewinnen ihr Vertrauen und geben nach einiger Zeit vor, sich in einer finanziellen Notlage zu befinden.

Die Hauptzielgruppe solcher Betrüger unterliegt dabei einem recht festgelegten Beuteschema:

  • Weiblich
  • Halbwegs intelligent (muss zumindest über gute Englischkenntnisse verfügen)
  • Alleinstehend
  • Mittleren Alters (sehr junge Frauen verfügen noch über keine finanziellen Ressourcen)

Auf dem Profilfoto des ausgesuchten Opfers muss ein klar erkennbares, lächelndes Gesicht zu sehen sein, denn die Betrüger beziehen sich in den ersten Kontaktversuchen darauf.

Welche Merkmale haben solche Betrüger?

Eine ganz genaue Beschreibung ist leider nicht möglich, da diese Kriminellen äußerst kreativ vorgehen und sich natürlich auch den Gegebenheiten anpassen.

Jedoch gibt es einige Grundkriterien, auf die man achten kann, um sich selbst zu schützen:

  • Altersmäßig dem Opfer angepasst
  • Vorgebliche berufliche Tätigkeit eher im mittleren Management
  • Angeblich geschieden, aber wesentlich öfter verwitwet
  • Kinder im Schulalter alleine zu versorgen
  • Im Facebook-Profil nicht besonders informativ und keine sichtbaren Postings
  • Vorgespielt empathisch

Und so gehen sie vor:

  • Erstkontakt via Nachricht. Die gesamte Kommunikation erfolgt in Englisch.
  • Profilbild: nicht unattraktive Erscheinung, aber auch kein „Adonis“
  • Berichtartiger Lebenslauf, z. B. „Meine Eltern starben bei einem Unfall, meine Frau bei der Geburt unseres Kindes.“
  • Ausfragen des anvisierten Opfers (= Suche nach Schwächen)
  • Liebesschwüre, die kein realer Mann nüchtern von den Lippen bringen würde.
  • Es tritt ein unvermitteltes Ereignis auf, z. B. „Piraten kommen“ (= skurilste Version). Oft ist die Geschichte aber dennoch in sich schlüssig als Begründung für eine daraus folgende Notlage..
  • Bitte um finanzielle Leihgabe (Betrag im vierstelligen Eurobereich) unter Einsatz von massivem, emotionalen Druck und unter Vorlage sog. „Beweise“ als Datei
  • Nach Gelderhalt – Geld weg und unbekannter Verehrer natürlich auch.
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Was kann ich tun, wenn mir so jemand schreibt?

Leider handelt es sich bei dieser Form von Betrug rechtlich gesehen um eine Art “Graubereich”.

Der Schaden, den ein solcher Betrüger anrichten kann, ist leider in der Praxis bis dato kaum behebbar, deshalb sollte man seine potentiellen Internet-Liebschaften ganz genau unter die Lupe nehmen.

  • Gebt nicht zu viele Informationen von euch Preis
  • Nehmt suspekte Freundschaftsanfragen nicht an
  • Falls es schon passiert ist: Eigene Kontakte verstecken
  • Vorsicht mit Informationen über die eigene Person: Seine Ängste, Träume, familiäre Situation und dgl. erzählt man auch nicht im Geschäft der Kundschaft vor der Kasse, wenn diese fragen würde.
  • Misstrauen bei relativ schneller Anwendung von Kosenamen und dem Begriff „Liebe“ durch das unbekannte Gegenüber ist angebracht
  • Für Mutige: Das Ganze abkürzen und entweder die eigene Ankunft ankündigen oder gleich fragen, wie viel Geld er denn bräuchte!
  • Für Vernünftige: Blockieren und zur Hilfe anderer zukünftiger Opfer eine Meldung bei der fb-Seite „… „ machen.

Wenn nur eine Frau vor Schaden geschützt wird, lohnt sich unser Einsatz.

Die Golem hat dies sehr schön formuliert:

Nigeria-Scam – Das Märchen vom reichen Prinzen – absichtlich unglaubwürdig

Reiche Verwandte und Prinzen, die in Afrika Millionenerben hinterlassen haben – eine Studie von Microsoft zeigt: Je hanebüchener die Geschichten in den Scamming-E-Mails der Nigera Connection, desto erfolgreicher sind die Betrüger. So eine E-Mail hat fast jeder wohl schon erhalten: Jemand aus Nigeria oder einem anderen afrikanischen Land verspricht ein Millionenerbe, wenn der Empfänger nur einige Hundert US-Dollar oder Euro zur Klärung letzter anwaltlicher Fragen überweist. Sie landet bei den meisten Anwendern dort, wo sie hingehört: im E-Mail-Papierkorb. Die meisten Texte sind in schlechtem Englisch oder Deutsch verfasst und wecken schon dadurch den Argwohn der Empfänger. Ebenso die übertriebenen Geschichten, zum Beispiel vom reichen Prinzen, Verwandten oder Banker, der ausgerechnet dem Empfänger ein Vermögen hinterlassen hat.

Fazit

Die hier angewandte Betrugsmasche ist der Polizei als Romance Scamming bekannt. Dabei suchen sich die Scammer ihre Opfer in Online-Partnerbörsen oder sozialen Netzwerken. Sie flirten und umgarnen ihre Opfer, bis diese sich in ihr virtuelles Gegenüber verlieben. Irgendwann kommt die Frage nach dem Geld, z. B. für eine dringende Operation oder eine andere angebliche Notlage, für die das Opfer Geld überweisen soll. Viele tun dies auch, da sie zu diesem Zeitpunkt schon von ihrer Internet-Bekanntschaft emotional abhängig sind.

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)