US-Geheimdienste veröffentlichten einen detaillierteren Report über ihre Untersuchungen: Hinweise, dass SARS-CoV-2 eine Biowaffe sein könnte, erhärteten sich nicht.

Mitte des Jahres schlossen sich mehrere US-Geheimdienste im Auftrag von US-Präsident Joe Biden zu einer Analyse zusammen, um die Ursprünge des SARS-CoV-2 Virus aufzuklären. Im August (wir berichteten) kam dann das ernüchternde Ergebnis, dass es kein eindeutiges Ergebnis gibt: Die Geheimdienste seien bezüglich des wahrscheinlichsten Ursprungs weiterhin gespalten.
Nun gibt es Details über die Erkenntnisse der US-Geheimdienste, doch offensichtlich ist: Das Virus ist keine biologische Waffe.

Keine biologische Waffe

Das National Intelligence Council (IC) veröffentlichte am 29. Oktober eine ausführlichere Version der Studie, in der die Schlussfolgerungen der Behörden erläutert werden (siehe HIER, PDF-Datei). Man ist sich weiterhin uneins über den wahrscheinlichsten Ursprung von SARS-CoV-2. Alle Agenturen halten zwei Hypothesen für plausibel: die natürliche Exposition gegenüber einem infizierten Tier und einen Vorfall im Zusammenhang mit einem Labor.

Die Theorie, dass SARS-CoV-2 eine von China entwickelte biologische Waffe sei, wird gleich zu Anfang des Berichts zurückgewiesen.

Diese Behauptung wurde beispielsweise von „Klagemauer TV“ aufgestellt (wir berichteten), die angeblichen Beweise waren allerdings nicht mal im entferntesten plausibel und konnten bis ins Detail widerlegt werden.

In der Studie wird zudem betont, dass die Behauptung, SARS-CoV-2 sei eine biologische Waffe, „durch wissenschaftlich ungültige Behauptungen gestützt werden, ihre Befürworter keinen direkten Zugang zum Wuhan Institute of Virology (WIV) haben oder ihre Befürworter im Verdacht stehen, Desinformationen zu verbreiten“.

Wie sind die Erkenntnisse bezüglich anderer Theorien?

Auch wenn es sich nicht um eine biologische Waffe handelt, existieren jedoch noch weitere Theorien rund um SARS-CoV-2, beispielsweise dass es gentechnisch hergestellt wurde oder es aus Versehen oder absichtlich aus einem Labor in Wuhan entwich.

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Wurde SARS-CoV-2 gentechnisch hergestellt oder modifiziert?

Die meisten der 17 US-Behörden sind sich darin einig, dass das Virus nicht gentechnisch hergestellt wurde. Es habe keinerlei Anzeichen für genetische Signaturen gegeben, die normalerweise verräterische Anzeichen für eine Manipulation sind.

Es darf jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass akademische Studien darauf verweisen, dass es laut der Studie „einige gentechnische Verfahren gibt, die gentechnisch veränderte Viren von natürlichen Viren ununterscheidbar machen können“. Komplett ist die Theorie also noch nicht aus der Welt.

Ist SARS-CoV-2 aus einem Labor entwichen?

Hier herrscht Uneinigkeit: Sowohl die Möglichkeit, dass das Virus von Tieren auf den Menschen übertragen wurde, als auch die Möglichkeit, dass das Virus aus einem Labor entwich, werden als plausibel angesehen. Ohne eine drastische Veränderung in der Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden wird diese Frage nur sehr schwer endgültig zu klären sein.

Gegen die Labortheorie spricht, dass das Wuhan Institute for Virology (WIV) offenbar selbst von dem neuen Virus überrascht worden war und Schwierigkeiten hatte, es zu identifizieren.

Übertrug sich SARS-CoV-2 von Tiere auf Menschen?

Dies ist immer noch am wahrscheinlichsten. Es sei wahrscheinlicher, dass sich einer der zahlreichen Jäger, Landwirte, Händler und andere Leute, die häufig und auf natürliche Weise mit Tieren in Kontakt kommen, sich infizierte, als dass sich ein Labormitarbeiter beim Sammeln unbekannter Tierproben infizierte.

Eine der US-Behörden, die in der Studie nicht namentlich genannt wird, bei der es sich aber angeblich um den Verteidigungsnachrichtendienst handelt, vertritt jedoch die Ansicht, dass das Virus durch einen Laborunfall entstand. Als Grund wird genannt, dass Sars-CoV-2 bei Fledermäusen in der Provinz Yunnan identifiziert wurde und dass Forscher des Labors in Wuhan Proben dieser Tiere untersuchten.

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Warum wurde eine solche vage Studie veröffentlicht?

Wirklich eindeutige Ergebnisse brachte die Studie der insgesamt 17 Geheimdienste und Behörden also nicht wirklich, in vielen Punkten herrscht noch Uneinigkeit. Warum wurde sie dann trotzdem veröffentlicht? Wäre es nicht besser, noch länger zu forschen und erst dann eindeutige Ergebnisse zu präsentieren?

Bezüglich dieser Frage erklärten hochrangige Beamte, die an der Ausarbeitung des Berichts beteiligt waren, sie wollten die Öffentlichkeit besser über die Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Quelle des weltweiten COVID-19-Ausbruchs informieren. Es dauere zudem wahrscheinlich noch länger, bis alle Aspekte rund um das Virus geklärt sind.

China ist unzufrieden mit der Studie… aber ist auch nicht hilfreich

Die chinesische Botschaft in Washington erklärte in einer Stellungnahme, dass das Vorgehen der USA, sich bei der Suche nach den Ursprüngen des SARS-CoV-2 Virus auf ihren Geheimdienstapparat statt auf Wissenschaftler zu verlassen, eine „völlige politische Farce“ sei.

„Wir haben wissenschaftlich fundierte Bemühungen zur Rückverfolgung der Herkunft unterstützt und werden uns auch weiterhin aktiv dafür einsetzen. Wir wehren uns jedoch entschieden gegen Versuche, dieses Thema zu politisieren.“

so die chinesische Botschaft gegenüber Reuters.

In der Studie wird aber exakt dies bemängelt: Bereits zu Anfang erschwerte China die Bemühungen, und auch jetzt sei es kaum möglich, gemeinsam mit chinesischen Wissenschaftlern die Ursprünge des Coronavirus endgültig aufzuklären – man sei weitaus mehr als ein oder zwei Berichte entfernt, die Herkunft des Virus endgültig zu verstehen.


Quellen: BBC, The Guardian, DW, Reuters

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