Wer hätte das gedacht? Nicht alles, was PolitikerInnen sagen, stimmt. Beispielsweise nicht, dass Schlaganfälle eine ganz häufige Nebenwirkung nach Impfungen sind.

In Österreich rappelt es immer wieder mal im Karton, was die Politik angeht, und nicht jede Rede ist frei von Falschbehauptungen. Das ist keine Überraschung, und üblicherweise halten wir uns auch von politischen Themen fern, doch wenn dort eindeutige Falschaussagen fallen, um die eigene, politische Agenda zu pushen, müssen wir dann doch mal einschreiten.
Wie nun bei der FPÖ-Politikerin Dagmar Belakowitsch, die in einer Rede im österreichischen Parlament einfach mal so behauptet, dass Schlaganfälle eine „ganz häufige Nebenwirkung“ der COVID-19 Impfungen sind.

Die Rede

Am 22. September bereits behauptete die FPÖ-Politikerin Dagmar Belakowitsch in einer Rede:

„Es gibt, glaube ich, kaum noch jemanden in Österreich, der nicht jemanden kennt, der nach dieser Impfung Nebenwirkungen hat.[…]Ich meine auch jene, die nach den Impfungen Schlaganfälle haben. Das ist eine ganz häufige Nebenwirkung.

Das Risiko Schlaganfall: Die Häufigkeit

Schlaganfälle, also eine Störung der Durchblutung des Gehirns aufgrund eines Gefäßverschlusses oder einer Hirnblutung, gehören allgemein zu den häufigsten Todesursachen: In Deutschland rund 25.000 im Jahr 2019 (Hirninfarkte und nicht als Blutung oder Infarkt bezeichnete Schlaganfälle) (siehe HIER), in Österreich ebenfalls rund 25.000 Fälle (siehe HIER).

Je mehr Geimpfte es gibt, umso häufiger werden demnach auch logischerweise Schlaganfälle nach Impfungen auftauchen. Doch nun ist aber die Frage, wie häufig bisher Schlaganfälle als direkte Folge einer Impfung beobachtet wurden, denn Anekdoten alleine, wie sie die Politikerin in ihrer Rede nennt, sind keine Beweise für eine Häufigkeit.

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Schlaganfälle nach einer COVID-19 Impfung

In Deutschland werden die möglichen Nebenwirkungen bei COVID-19 Impfungen vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) überwacht. Dafür wird, wenn eine mögliche Nebenwirkung statistisch häufiger auftritt als erwartbar, für Nebenwirkungen ein Risikosignal gesetzt, wie es beispielsweise bei Sinusvenenthrombosen bei dem Impfstoff Vaxzevria von AstraZeneca der Fall ist.

Werfen wir doch also einfach mal einen Blick in den „Bericht über Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19“ (siehe HIER, PDF-Datei, aktuelle Version immer HIER herunterladbar). Und dort findet sich: Nichts!
In dem ganzen Bericht gibt es keine Hinweise auf Schlaganfälle oder Hirninfarkte als Nebenwirkungen, nicht einmal als Verdachtsfall.

Großzügig könnte man aber die oben erwähnten Sinusvenenthrombosen als Schlaganfälle deuten, da sich die Sinusvenen im Gehirn befinden, doch auch dieses Risikosignal wird bisher nur als „sehr selten“ klassifiziert, nicht als „ganz häufig“, wie die Politikerin behauptet.

Und wie sieht es in ihrem Heimatland Österreich aus? Dort kümmert sich das Bundesamt für Sicherheit und Gesundheitswesen um die Berichte über Nebenwirkungen. Auch dort finden sich Schlaganfälle und Hirninfarkte nicht in den Nebenwirkungen, es wird aber auf „sehr seltene“ venöse Thrombosen hingewiesen.

Und was sagt die DSG dazu?

Die Kollegen von „Correctiv“ fragten bei der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) nach, ob diese vielleicht ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko nach Impfungen bestätigen oder negieren können. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG und Neurologe, antwortete daraufhin:

„Für den typischen und häufigen ischämischen Schlaganfall trifft das definitiv nicht zu. Hier gibt es keine Hinweise für ein häufiger als statistisches Auftreten, schon gar nicht für ein häufiges Auftreten. Allerdings wurden seltene Fälle sogenannter autoimmunologisch induzierter Sinusvenenthrombosen (SVT) v.a. nach Vektorimpfstoffen beschrieben. Dieses ist aber sehr, sehr selten und widerspricht nicht der ausgezeichneten Sicherheit dieser Impfstoffe.“

Fazit

Die Aussage, dass nach COVID-19 Impfungen Schlaganfälle eine „ganz häufige“ Nebenwirkung sei, ist definitiv falsch.

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Weitere Quellen: Correctiv, Profil
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